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Band 1 - Blutspur

Band 1 - Blutspur

Titel: Band 1 - Blutspur
Autoren: Kim Harrison
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Cincinnati. Sie war das letzte Familienmitglied, im Besitz einer Seele und genauso lebendig wie ich, da sie bereits im Mutterleib mit dem Virus infiziert worden war. So hatte sie ein bisschen was von beiden Welten - der der Lebenden und der der Toten.
    Auf mein Nicken hin schlenderte sie zu mir rüber. Die drei Männer an der Bar stießen sich gegenseitig mit den El bogen an und drehten sich anerkennend nach ihr um. Sie warf ihnen einen herablassenden Blick zu, und ich hätte schwören können, dass ich einen Seufzer hörte.
    »Wie läuft's, Ivy?«, fragte ich, als sie es sich auf der gegenüberliegenden Bank bequem machte. Der Plastiksitz quietschte, als sie sich an die Wand lehnte und ihre Füße, die in hohen Stiefeln steckten, auf die Bank legte, sodass ihre leicht angezogenen Knie am Rand des Tisches ruhten. Sie war einen halben Kopf größer als ich. Während ich jedoch einfach nur groß wirkte, verfügte sie über eine grazile, anziehende Eleganz. Ihr leicht orientalisches Aussehen verlieh ihr eine geheimnisvol e Ausstrahlung und bestärkte mich in meinem Glauben, dass die meisten Models Vampire sein müssen. Sie kleidete sich auch wie ein Model: dezenter Lederrock mit Seidenbluse, al es vom Feinsten, al es aus der Vampir-Kol ektion und natürlich al es in Schwarz. Das weiche, dunkle Haar betonte ihre bleiche Haut und ihr schmales Gesicht. Egal, was sie mit ihrem Haar anstel te, es ließ sie immer exotisch erscheinen. Ich konnte mit meiner Frisur Stunden verbringen und das Resultat war immer rot und kräuselte sich. Mr. Möchtegern-Casanova hätte bei ihr nicht gehalten, dazu hatte sie zu viel Klasse.
    »Hey Rachel«, sagte Ivy. »Was machst du hier unten in den Hol ows?« Sie hatte eine tiefe, melodiöse Stimme, weich und kühl wie graue Seide. »Ich dachte, diese Woche holst du dir an der Küste Hautkrebs«, fügte sie hinzu. »Ist Denon immer noch sauer wegen des Hundes?«
    Verlegen zuckte ich mit den Schultern. »Naja.« Tatsächlich hatte der Boss fast einen Schlaganfal bekommen. Ich war nur einen Schritt von einer Strafversetzung zur Putzkolonne entfernt gewesen. »Es war wirklich ein unglückliches Missverständnis.« Ivy ließ ihren Kopf mit einer verführerischen Bewegung zurückfal en und entblößte dabei ihren Hals in seiner gesamten Länge. Es war keine Narbe zu sehen. »Das hätte jedem passieren können.«
    Jedem außer dir, dachte ich säuerlich. »Yeah«, sagte ich laut und schob ihr die Bloody Mary rüber. »Dann wol en wir doch mal sehen, ob du mein Ziel ausmachen kannst.« Ich spielte mit den Amuletten an meinen Handschel en und berührte dabei das aus Olivenholz geschnitzte Kleeblatt.
    Fast liebkosend berührten ihre schlanken Finger das Glas.
    Dieselben Finger konnten mir, mit ein wenig Kraftaufwand, ein Handgelenk brechen. Sie würde wohl noch bis zu ihrem Tod warten müssen, bevor sie es spielend schaffte, war aber jetzt schon stärker als ich. Die Hälfte des roten Drinks verschwand in ihrer Kehle. »Seit wann interessiert sich die LS.
    für Leprechauns?«, fragte sie, während sie die restlichen Amulette begutachtete.
    »Seit der Boss seinen letzten schlechten Tag hatte.«
    Sie zuckte mit den Schultern, zog ihr Kruzifix unter der Bluse hervor und ließ die Kette provozierend durch die Zähne gleiten. Ihre Eckzähne waren scharf wie die einer Katze, aber nicht größer als meine. Sie würde wohl erst nach ihrem Tod die Luxusausführung bekommen. Ich zwang mich, den Blick von ihrem Mund zu lösen und betrachtete stattdessen das metal ene Kreuz. Es hatte die Länge meiner Hand und war aus wunderschön gearbeitetem Silber. Ivy hatte erst vor kurzem begonnen, es zu tragen, da es ihre Mutter in den Wahnsinn trieb. Sie verstanden sich nicht besonders gut.
    Ich berührte das kleine Kreuz an meinen Handschel en und überlegte, dass es wohl nicht ganz einfach war, eine untote Mutter zu haben. Ich hatte bis jetzt nur wenige tote Vampire getroffen. Die richtig alten blieben unter sich, und die jüngeren tendierten dazu, gepfählt zu werden, wenn sie nicht schnel genug lernten, unter sich zu bleiben.
    Tote Vampire waren völ ig gewissenlos und folgten unbarmherzig ihren Jagdinstinkten. Gesel schaftliche Regeln waren für sie lediglich ein Spiel, an dem sie sich beteiligten.
    Tote Vampire kannten Regeln. Die gesamte Erhaltung ihrer Existenz beruhte auf Regeln, gegen die zu verstoßen Tod und Schmerz bedeuten konnte, wie etwa bei ihrem höchsten Gebot, die Sonne zu meiden. Um bei klarem Verstand zu
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