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Baltasar Senner 03 - Busspredigt

Baltasar Senner 03 - Busspredigt

Titel: Baltasar Senner 03 - Busspredigt
Autoren: Wolf Schreiner
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wovon ich spreche, wenn man was Neues beginnen will, braucht man Geld. Jetzt rede nicht länger und nimm den Scheck. Ich bestehe darauf.«
    »Ich weiß gar nicht, wie ich dir danken soll.«
    »Bete für mein Seelenheil.«
    »Geht klar. Aber ich hatte am Telefon den Eindruck, dass du noch was auf dem Herzen hast.«
    »Ich … Ich wollte mit dir ein persönliches Problem besprechen.« Anton Graf sah auf die Uhr. »Aber dazu bräuchte ich mehr Zeit und Ruhe. Ich muss leider weg, was Dringendes erledigen. Wir sehen uns.«
    Seine Haushälterin machte Besorgungen, deshalb nutzte Baltasar die Gelegenheit, zum Mittagessen ins Gasthaus »Einkehr« zu gehen. Das Tagesgericht war Pichelsteiner Eintopf mit fünf Sorten Fleisch – eine ungewohnte Regionalspezialität der Wirtin Victoria Stowasser, einer Zugereisten aus Stuttgart, die sonst unverdrossen versuchte, die Einheimischen für ihre asiatisch-niederbayerischen Kreationen zu begeistern. Das war ungefähr so erfolgreich, wie die Menschen des Bayerischen Waldes zum Islam zu bekehren. Die Gäste jedenfalls ließen sich durch die Experimente der Frau nicht aus der Ruhe bringen und bestellten wie immer ihren Schweinsbraten. Victoria Stowasser jedoch bestand auf ihren exotischen Spezialitäten und servierte »Bauernhuhn auf Curry-Glasnudeln« oder »Kaiserschmarrn mit Mango-Kokos-Creme«.
    Baltasar ging allerdings nicht nur wegen des Essens in die »Einkehr«. Auch die Wirtin hatte es ihm angetan. Ihr Lächeln. Ihre Augen. Wie sie glänzten, wenn sie sich über etwas freute. Wie ihre Stimme vibrierte, wenn sie sich über etwas aufregte. Er bestellte Pichelsteiner.
    »Hab schon von Ihrem Unglück gehört, Herr Senner.« Victoria brachte ihm eine Weinschorle. »Das war knapp. Wie gut, dass Ihr Nachbar da war.«
    Neuigkeiten sprachen sich rasch herum in der Gemeinde, es war wie ein unterirdisches Bewässerungssystem – an einer Stelle goss man Wasser ein, an einer ganz anderen Stelle fing es an zu blühen. Baltasar hatte es aufgegeben, sich darüber Gedanken zu machen. Wahrscheinlich hatte der liebe Gott seine Finger im Spiel, der seine Schäfchen im Bayerischen Wald mit der notwendigen Nahrung zum Überleben versorgte: Tratsch und Klatsch.
    »Und was machen die Geschäfte?«
    »Könnten besser sein.« Victoria setzte sich zu ihm. »Die Leute müssen sparen, das Geld sitzt nicht mehr so locker, man geht seltener essen. Und zwei Stunden vor einer Halben Bier sitzen, das hätte es früher nicht gegeben.«
    »Eine kurzfristige Delle, das wird schon wieder.« Baltasar nahm einen Schluck.
    »Schön wär’s. Aber ich will nicht ewig warten und zusehen, wie die Umsätze immer mehr in den Keller gehen. Ich muss mir was einfallen lassen.«
    »Auf meine Hilfe können Sie zählen, wie immer. Ich kann Reklamezettel auslegen, wenn Sie wollen …«
    »Das ist lieb. Vielleicht komme ich noch darauf zurück. Noch eine Weinschorle?«
    Das Mobiltelefon klingelte. Baltasar sah auf dem Display, dass es Anton Graf war.
    »Ja?«
    »Mit wem spreche ich bitte?« Eine fremde Stimme.
    »Hallo? Anton? Bist du es?« Baltasar war verunsichert.
    »Ich habe gefragt, wer am Apparat ist.« Die Stimme nahm an Schärfe zu.
    »Hier spricht Pfarrer Baltasar Senner. Und wer sind Sie?« Seine Verunsicherung stieg.
    »Oh Gott!«, klang es aus dem Hörer. Dann war es still. Baltasar hörte, wie die Sprechmuschel abgedeckt wurde und der Unbekannte mit jemanden sprach, Details waren nicht zu verstehen.
    Nach einer Weile meldete sich die Stimme wieder. »Hier spricht Hauptkommissar Wolfram Dix. Herr Senner, kommen Sie zu uns. Sofort!«
    3
    D er Kommissar hatte ihm den Weg beschrieben, wo er zu finden war. Baltasar nahm die Landstraße in Richtung Zwiesel. Er kannte den Kriminalbeamten von der Mordkommission und seinen übereifrigen Assistenten Doktor Oliver Mirwald von verschiedenen Begegnungen – es waren keine angenehmen Erinnerungen.
    Baltasar legte den zweiten Gang ein und drückte das Gaspedal durch. Das Getriebe seines alten VW-Käfers krachte, das Auto machte einen verzweifelten Hüpfer nach vorne und verfiel dann wieder in seine Reisegeschwindigkeit, störrisch wie ein Ackergaul.
    Das flaue Gefühl ließ nicht nach. Wie kamen die Beamten zu Anton Grafs Handy? Was war passiert? Ihm schwante Schlimmes. Dix hatte am Telefon keine Fragen beantwortet.
    Am Ortsrand von Zwiesel orientierte er sich Richtung Stadtplatz, bog in die Jahnstraße ein und fuhr den Stadtpark entlang, bis eine Straßensperre ihn stoppte. Zwei
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