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Baltasar Senner 03 - Busspredigt

Baltasar Senner 03 - Busspredigt

Titel: Baltasar Senner 03 - Busspredigt
Autoren: Wolf Schreiner
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welche Macht führt Sie zu uns?« Moor liebte es, Filmzitate in seine Gespräche einzuflechten. »Ich habe schon von Ihrem Pech gehört, so was spricht sich bei uns schnell herum. Geht’s Ihnen wieder besser?«
    »Danke der Nachfrage, wenigstens einer, der sich für meine Gesundheit interessiert.«
    »Haben Sie sich mit Ihrer speziellen Weihrauchkur selbst geheilt?«
    Moor spielte auf Baltasars Leidenschaft für die Inhalation selbst komponierter Weihrauchmischungen an, die durch besondere Zutaten einen besonderen, nun ja, Kick erzeugten.
    »Ich versuche schon seit Tagen, einen der leitenden Herren des Bistums an die Strippe zu kriegen.«
    »Da können Sie sich die Finger wund wählen, für Sie sind die Oberen derzeit nicht zu sprechen, die bekommen schon Pickel, wenn Sie nur den Namen Senner hören.«
    »Was habe ich denn verbrochen?«
    »Sie wollen an den Heiligen Gral des Bistums – die Kasse.« Moor senkte seine Stimme zu einem Flüstern. »Das ist die achte Todsünde. Ich sag’s Ihnen, als die das mit der Reparatur gehört haben, nahmen ihre Gesichter einen Ausdruck an, als habe Beelzebub persönlich seine Aufwartung gemacht.«
    »Aber meine Kirche ist katholisches Eigentum und gehört sowieso der Diözese.«
    »Theoretisch schon. Aber in der Praxis … Der Bischof hat andere Präferenzen, wenn’s ums Geldausgeben geht.«
    »Und, kann ich jetzt mit dem Generalvikar reden? Er scheint ein vernünftiger Mensch zu sein.«
    »Denken Sie nicht mal dran.« Die Stimme des Assistenten war kaum mehr zu verstehen. »Ich habe Anweisung, Sie auf keinen Fall durchzustellen. Tut mir leid.« Er sprach wieder in normalen Tonfall. »Lassen Sie uns zu einem anderen Thema kommen. Was macht Ihre kleine Kräuterproduktion? Wann kann ich wieder mit einer Lieferung von Ihnen rechnen? Meine Abnehmer werden langsam ungeduldig.«
    »Tut mir leid.« Baltasar ahmte Moors Stimme nach. »Es gibt so lange nichts, bis ich den Bischof oder den Generalvikar sprechen kann.«
    »Erpresser!« Moor gluckste. »Sie werden noch mal in der Donau landen – mit einem Betonklotz an Ihren Füßen. Aber ich werde sehen, ob ich einen Weg finde, wie Sie das imperiale Kommandozentrum knacken können. Auf bald!« Er legte auf.
    Wenige Minuten später klingelte Baltasars Telefon. »Du, ich müsste dringend mit dir reden.« Anton Graf war in der Leitung.
    »Wie eilig ist es? Und seit wann kündigst du deinen Besuch vorher telefonisch an?«
    »Ich … ich wollte dir etwas geben und … Hast du einen Moment Zeit für mich?«
    Als der Nachbar am Küchentisch saß, fiel Baltasar auf, wie nervös Anton Graf war.
    »Also, was brennt dir auf der Seele? Du weißt, solche Fragen sind die Spezialität katholischer Priester.«
    »Nun, wo soll ich anfangen? Ich hab mir was überlegt, wegen deiner Pechsträhne mit dem Dachstuhl und so …« Er rutschte auf dem Stuhl hin und her. »Ich … Ich …«
    »So schwer kann’s doch nicht sein.« Baltasar schenkte seinem Gast Kaffee ein.
    »Also gut. Ich hab was für dich.« Graf legte ein schmales Stück Papier auf den Tisch und schob es zu Baltasar hinüber. »Ein Geschenk.«
    »Ein Geschenk? Ich habe erst am sechsten Januar Geburtstag.« Er nahm das Papier. Es war der Verrechnungsscheck einer Bank aus Regensburg, ausgestellt auf »Baltasar Senner« und mit dem Vermerk »nicht übertragbar« versehen, unterschrieben von Anton Graf. Die eingetragene Summe betrug 15.000 Euro.
    »15.000 Euro?« Baltasars Finger zitterten leicht. »Bist du verrückt? Was soll das?«
    »Ich wollte einen Beitrag dazu leisten, dass du dein Kirchendach reparieren kannst – das Ganze wird nämlich teuer werden.«
    »Aber … Das ist viel Geld. Du musst doch nicht …«
    Noch immer fühlte sich Baltasar überrumpelt. Damit hatte er nicht gerechnet. Vor allem nicht von Anton Graf. Seinen Nachbarn hatte er als bescheiden lebenden Menschen wahrgenommen, nie wäre er auf die Idee gekommen, dass Graf über ein größeres Vermögen verfügte und solche Geldbeträge übrig hatte.
    »Du musst dich natürlich auch noch nach anderen Finanzquellen umsehen.« Sein Gegenüber sah ihn an. »Ich denke da an eine Spendenaktion oder etwas Ähnliches. Ich helfe dir gern, einen Schlachtplan zu entwickeln. Wäre doch gelacht, wenn wir die Summe nicht irgendwie zusammenkratzen könnten. Und wenn die Diözese …«
    Baltasar winkte ab. »Vergiss es.« Er berichtete von seinen vergeblichen Telefonaten.
    »Dann ist es um so wichtiger, dass du Startkapital hast. Ich weiß,
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