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Ballaststoff

Ballaststoff

Titel: Ballaststoff
Autoren: Gmeiner-Verlag
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sich eine Weile hinziehen …«
    »Wie lange?«
    »Also, so zwei, drei Stunden können’s schon werden«, antwortete Angermüller vorsichtig.
    »Wirklich? So lange? Schneller geht das nicht?«
    Der Kommissar schüttelte bedauernd den Kopf. Alles Verrückte hier, dachte er, außer ihrem Golfturnier interessiert die scheinbar gar nichts.
    »Na, das war’s dann wohl. Das ist das endgültige Aus für unser Turnier. Oh Gott, wie furchtbar, wie peinlich!«, konstatierte die Zweite Klubpräsidentin erschüttert und sprang nach einer Schrecksekunde in das Golfcar.
    »Eine Katastrophe ist das! Ich fahr sofort los und blas alles ab.«
    »Können wir vielleicht noch einmal zur eigentlichen Frage zurückkehren?«, wandte sich Angermüller unterdessen an Sibylla Graf. »Sie haben Ihren Ball verschlagen und ihn dann gesucht, nehme ich an?«
    »So ist es. Ich bin am Rande der Bäume da langgegangen. Die Chance, meinen Ball wieder zu finden, war natürlich äußerst gering. Sie sehen ja, wie hoch hier das Gras steht. Das wurde seit Wochen nicht gemäht. Aber manchmal hat man ja Glück. Ich heute leider nicht. Mein Ball musste ausgerechnet auf dem Rücken dieses Unglücksmenschen landen.«
    Die Frau machte eine unwillige Bewegung mit ihrem Golfschläger. Angermüller fragte sich, ob Sibylla Graf die Leiche einfach ignoriert hätte, wenn ihr Ball nicht zufällig direkt darauf gelandet wäre – zumindest bis nach dem Turnier.
    »Ich weiß, von hinten ist nicht viel zu erkennen«, sagte er. »Kann es trotzdem sein, dass Sie wissen, wer der Mann ist?«
    »Aus dem Klub ist er nicht.«
    Sibylla Graf sagte das mit absoluter Bestimmtheit.
    »Sie kennen ihn also?«
    »Ich wüsste nicht, dass ich Derartiges behauptet hätte. Sehen Sie sich einfach seine Kleidung an. Solche Leute gibt es hier nicht auf dem Platz.«
    Das ist auch eine Art Logik, dachte Angermüller.
    »Frau Kortner, dann darf ich Sie fragen: Können Sie vielleicht etwas zur Identität des Mannes sagen?«
    Niedergeschlagen schüttelte die Frau den Kopf.
    »Sie haben ja selbst gesagt, von hinten ist eh nicht viel zu erkennen. Ich hab auch gar nicht so genau hingesehen, tut mir leid«, jammerte sie mit einer dünnen Stimme, die überhaupt nicht zu ihrem walkürenhaften Aussehen passen wollte.
    »Na gut. Claus, nimmst du schon mal die Personalien auf? Und wenn Sie bitte so freundlich sind und noch ein Weilchen hier bleiben. Rechtsmedizin und Kriminaltechnik sind auf dem Weg, und vielleicht brauchen wir Sie zu einem späteren Zeitpunkt.«
    Angermüller trat auf die drei Männer zu, die mit aufmerksamen Mienen an dem anderen Car lehnten.
    »Und Sie haben sich auch den Toten angeschaut?«
    Alle drei nickten.
    »Aber klar, Herr Kommissar. Man möchte ja schließlich wissen, wer da auf dem Platz so rumliegt«, antwortete der Mann in dem ausgeblichenen grauen Overall, lachte und sah auffordernd zu seinen beiden Nachbarn. Er war um die 60, der älteste von den dreien, schätzte Angermüller, trug eine Brille mit einem auffälligen schwarzen Gestell und ein weinrotes Basecap auf dem Kopf. Neben ihm standen ein gepflegter, jüngerer Typ in hellgrauen Bermudas und bordeauxfarbenem Polo und ein kräftiger, gedrungener Mann im gleichen Polo und Jeans, mit rotblondem Haar. Beide hatten ihr Gesicht bei den Worten des Älteren zu einem schiefen Lächeln verzogen.
    »Verraten Sie uns auch, wer Sie sind und was Sie hier zu tun haben?«
    Zumindest der Mann im Overall konnte kein Golfer sein, nach dem, was Angermüller von Sibylla Graf über die Kleidervorschriften auf dem Golfplatz gelernt hatte. Jetzt streckte der ihm die Hand hin.
    »Gunther Therhagen. Mir gehört der Laden hier.«
    »Der Golfklub?«, fragte Jansen, dem er ebenfalls die Hand schüttelte, leicht erstaunt.
    »Nee. Vor zwölf Jahren hab ich den Hof Lubeca gekauft und zum Golfplatz umgebaut. Der Lubeca Country Golf Club hat die Anlage von mir gepachtet. Und der junge Mann da ist mein neuer Verwalter Walter.«
    Therhagen lachte laut.
    »Gut, was? Verwalter Walter. Ich glaube, ich hab den Herrn Sigmund nur seines Vornamens wegen eingestellt. Und das ist Mister Rob Higgins, der Gott des Rasens, unser Head Greenkeeper.«
    »Wie sieht’s denn aus? Hat jemand von Ihnen eine Idee, wer der Mann da sein könnte?« Angermüller sah die Männer fragend an. Die schüttelten die Köpfe.
    »Sie haben ja selbst gesagt, dass in dieser Lage wenig von ihm zu sehen ist. Vielleicht können wir ja weiterhelfen, wenn wir ihn auf seine Schokoladenseite
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