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Ballaststoff

Ballaststoff

Titel: Ballaststoff
Autoren: Gmeiner-Verlag
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wie das mit Ihrem Turnier hier weiter geht. Klar ist jedenfalls, dass diese Bahn eine ganze Weile gesperrt bleiben wird«, antwortete der Kommissar bestimmt, drehte sich um und ging zurück hinter das weiß-rote Band zu Friedemann, der sich gerade etwas notierte.
    »Und jetzt soll ich den coolen Tatortspezialisten machen, oder wat? So fix wie im Fernsehen geit dat hier nich.«
    Friedemann wirkte ein wenig gestresst. Die wenigen Wochen Dienst, die er noch tun musste, bis er sich in den Ruhestand verabschieden würde, schienen ihm zunehmend schwerzufallen. Angermüller war sich nicht sicher, ob das Abnutzungserscheinungen waren oder ob Friedemann überhaupt jemals für seinen Job jene Begeisterung empfunden hatte, über die Ameise bei all seinen kritikwürdigen Wesenszügen offensichtlich verfügte.
    »Vielleicht kannst du wenigstens sagen, ob das hier der Tatort ist. Oder wie lange der Mann hier schon liegt?«
    »Mann, is dat heiß in diesem ollen Anzug«, stöhnte der Kriminaltechniker erst einmal. »Also Tatort, kann sein, kann aber auch nicht sein. Aus der Wunde am Kopf schließen wir auf Fremdverschulden. Bisher haben wir hier jedoch nichts gefunden, was als Tatwaffe infrage kommt. Leider lag hier auch kein goldenes Feuerzeug mit Fingerabdrücken rum. Und bei diesem hohen Gras am Fundort sieht’s mit Schuhabdrücken ganz mau aus.«
    Friedemann wischte sich über die schweißglänzende Stirn.
    »Hinter dem Wäldchen, wo unser Wagen steht, ist ein kleiner Parkplatz, nur über einen Schotterweg zu erreichen. Der liegt außerhalb des Golfplatzes. Wir werden da noch nach signifikanten Reifenspuren suchen, aber große Hoffnung hab ich nicht. Nach erster Inaugenscheinnahme liegt der Mann schon ein paar Tage hier. Und angesichts der Trockenheit ist der Untergrund auf dem Weg zwischen den Steinen wie Staub, und jeder, der drüberfährt, verwischt die Spuren des Vorgängers. So.«
    Aus der großen Tasche, die neben seinem Spurensicherungskoffer stand, zog Friedemann eine Wasserflasche und ließ fast einen halben Liter in sich hineinlaufen. Dann stöhnte er erleichtert auf.
    »Aber siehst du, da drüben?«
    Er zeigte auf Dario Striese und Mehmet Grempel, die sich langsam auf Knien parallel in Richtung des Wäldchens bewegten.
    »Da hat der Mehmet eine Schneise niedergedrückten Grases entdeckt. Der Ausdruck Trampelpfad wäre übertrieben, aber manchmal scheinen Leute diesen Weg zu nutzen. Falls das Opfer wirklich von dort hierher geschleppt wurde, finden die Jungs vielleicht irgendwas. Oh nee, ich muss jetzt erst mal ’ne Schattenpause machen.«
    Friedemann verzog sich unter das Dach des Golfcars. Inzwischen fand auch Angermüller die Hitze ziemlich unangenehm. Trotz seiner hellen, leichten Hose und des weißen, locker sitzenden Hemdes freute er sich über jeden Luftzug, der ab und zu von der See heranwehte. Er sah sich nach Steffen um, der seinen Blick bemerkte und ihn zu sich winkte. Auch Jansen gesellte sich dazu.
    »Dann fang ich schon mal mit ein paar Punkten an, wenn’s recht ist«, begann der Rechtsmediziner.
    »Sicher ist, dass er schon einige Tage hier liegt, mindestens vier bis fünf, würde ich sagen. Das habt ihr wahrscheinlich bereits an der gut erkennbaren Grünfärbung der Haut hier auf dem Rücken gesehen. Zudem ist der Körper deutlich aufgebläht, was bei den warmen Temperaturen der letzten Tage zur längeren Liegedauer passt. Eine exakte Methode, die den Todeszeitpunkt in einem Intervall mehrerer Tage genau belegen könnte, gibt es ohnehin nicht. Dieser Fall ist insofern noch speziell, da die Unterseite des Oberkörpers von relativ kühlem Wasser umspült wird, während der Rest der warmen Luft ausgesetzt war, die in der letzten Zeit nicht unter 16 Grad abkühlte. Aber ihr seht ja, was hier los ist.«
    Steffen tippte mit einer Pinzette ganz vorsichtig auf den Rest des rechten Fußes des Toten und machte einen sehr zufriedenen Eindruck. Eine Schar Fliegen erhob sich in die Luft.
    »Calliphora vicina. Oder weniger eindrucksvoll: Schmeißfliegen. Die helfen uns ganz wunderbar, zumindest für eine ungefähre Einschätzung der Liegezeit. Allerdings sollten wir uns dabei auf die Wunde am Hinterkopf konzentrieren, denn diese Verletzungen am Fuß sind mit ziemlicher Sicherheit post mortem zustande gekommen.«
    Mit seiner im Latexhandschuh steckenden Hand zeigte er auf den Rand des kleinen Gewässers, in dem der Oberkörper des Mannes lag.
    »Nämlich, als sich Fuchs und Bache hier einen guten Appetit
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