Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ballaststoff

Ballaststoff

Titel: Ballaststoff
Autoren: Gmeiner-Verlag
Vom Netzwerk:
drehen«, meinte Therhagen unternehmungslustig.
    »Das überlassen wir mal lieber unseren Fachleuten von der Spurensicherung, die werden ja bald hier sein.«
    Wie aufs Stichwort erschienen am Waldrand am anderen Ende des kleinen Weihers drei Männer in Begleitung zweier Streifenbeamtinnen. Im Gänsemarsch kamen sie durchs hohe Gras langsam näher.
    »Bleiben Sie bitte hier in der Nähe, um vielleicht später zur Identifizierung beizutragen«, forderte der Kriminalhauptkommissar den Gutsbesitzer und seine beiden Begleiter auf und ging seinen Kollegen ein Stück entgegen.
    »Hallo! Seid ihr auf einem geheimen Schleichweg hergekommen?«, begrüßte er die Kriminaltechniker.
    »Tscha, wir haben mit denen von der Streife telefoniert, und die haben uns diese charmanten jungen Damen geschickt«, gab Friedemann zufrieden Auskunft und sah sich um. »Die haben uns direkt hierher geleitet. Is ja praktischer für unser Gepäck, wenn wir’s nicht so weit haben. Moin erst mal. Da drüben isses, ja?«
    Angermüller nickte. Friedemann war der älteste Kollege in der kriminaltechnischen Abteilung der Bezirkskriminalinspektion Schleswig-Holstein Süd. Er schleppte eine große Tasche und einen Spurensicherungskoffer und war genauso bepackt wie seine beiden Begleiter, die unter anderem noch zwei Laptops und eine Kamera transportierten. Der eine war Dario Striese, ein Student von der Polizeihochschule in Kiel, der schon seit ein paar Wochen bei der Kriminaltechnik sein Praktikum absolvierte, den anderen kannte Angermüller nicht.
    »Bevor wir uns in den so beliebten Wochenend-Einsatz stürzen, möchte ich euch noch Mehmet Grempel hier vorstellen. In zwei Monaten bin ich weg, und dann darf der sich mit euch rumärgern.«
    Die beiden Kommissare machten sich mit dem Neuen bekannt, der wahrscheinlich Anfang 30 war und ganz sympathisch wirkte.
    »Gut, dann verkleiden wir uns mal kurz. Können wir eins von diesen Dingern hier als Ablage für unsere Sachen nutzen?«
    Friedemann zeigte auf die beiden Golfautos.
    »Aber bitte, machen Sie man! Unsere Polizei muss man ja unterstützen«, lachte Therhagen vergnügt und rieb sich die Hände. »Endlich ist in diesem öden Klub mal was los.«
    Als er Sibylla Grafs indignierten Blick bemerkte, verstummte er und zog eine Grimasse, die alles andere als schuldbewusst aussah.
    »Pardon, Gräfin. Ich hab nix gesagt.«
    In die weißen Schutzanzüge gepackt, mit Handschuhen und Füßlingen angetan, umkreisten die Kriminaltechniker alsbald den Liegeort des Toten, vermaßen die Umgebung, stellten kleine Schildchen mit Nummern auf, machten Fotos, nahmen Proben, inspizierten jeden Winkel.
    »Na, ob wir hier was finden«, murmelte Friedemann, der gerade am Rand des niedergedrückten Grases kniete, »das wird in diesem Gelände nicht so einfach sein. Außerdem is hier ja bereits ’ne ganze Elefantenherde durchgetrampelt.«
    »Hier! Ich hab was, ich hab was!«, meldete sich der Praktikant aufgeregt und hielt etwas in die Höhe. »Das ist schon der vierte Golfball!«
    »Scherzkeks.«
    Nur Dario Striese selbst freute sich über seinen Witz.
    »Wo habt ihr Ameise denn heute gelassen?«, wollte Angermüller wissen.
    »Der muss das ganze Wochenende Silberhochzeit feiern«, antwortete Friedemann mit Spott in der Stimme.
    »Wie? Etwa seine eigene?«
    Der Kollege nickte und schaute mit einem hämischen Grinsen vom Boden auf.
    »Seine Frau hat auf einem Jubiläums-Flitterwochenende bestanden. Da konnte sich der gute Andreas nich gegen wehren. Jetzt isser mit ihr in einem Wellness-Hotel auf Sylt.«
    »Da arbeite ich schon so lange mit dem zusammen und weiß nicht, dass der verheiratet ist.«
    »Und wie! Der hat vielleicht ’ne Ische, sach ich dir!«
    Friedemann schüttelte den Kopf.
    »Ich weiß das auch erst seit ein paar Monaten. Ameise hält die, glaube ich, unter Verschluss, weil ihm das peinlich ist. Die hat nämlich zu Hause das Kommando, wie das aussieht.«
    »Na, das ist ja wirklich ein Ding.«
    Diese Neuigkeit aus Andreas Meises Privatleben beeindruckte Angermüller ungemein. Das erklärt manches, dachte er. Für einen Mann mit ziemlich geringer Körpergröße ausgestattet, gerierte sich Ameise immer gern als knallharter Macho, überzog Kolleginnen mit schmierigen Zweideutigkeiten, und sein Verhalten gegenüber Ausländern und Homosexuellen grenzte zuweilen an echte Diskriminierung. Auf der anderen Seite gab es niemanden in der Kriminaltechnik, der so exakt und so verbissen bei der Arbeit war wie er. Nie wäre es
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher