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Ballaststoff

Ballaststoff

Titel: Ballaststoff
Autoren: Gmeiner-Verlag
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tun?«, fragte Jansen.
    »Keine Ahnung. Denkst du das?«
    »Kann man doch nicht ausschließen, oder? Ein scharfer Ball an den Kopp, oder noch besser, so ’n Prügel, mit dem die hier spielen. Weiß man’s?«
    »Na ja, stimmt schon. Aber sollen lieber die Kollegen von der Kriminaltechnik damit weitermachen und lass uns hören, was die Rechtsmedizin sagt, bevor wir hier irgendwelche waghalsigen Theorien aufstellen. Komm, wir sprechen erst mal mit den Leuten da drüben«, schlug Angermüller vor und kroch unter dem Absperrband durch.
    »Guten Tag zusammen. Kripo Lübeck«, sprach er das Grüppchen an, das in einiger Entfernung mit dem Rücken zu ihnen stand. Die Leute drehten sich um und gaben den Blick auf eine große, korpulente Frau frei, die auf der Bank des einen Golfautos saß. Sie war vielleicht um die 50, und ihre recht kräftigen Beine schauten aus einem Paar Bermudas hervor, die ein auffälliges rosa-schwarzes Karomuster hatten. Angermüller registrierte, dass auch diese Dame ein weinrotes Poloshirt trug. Und dass sie ziemlich blass und elend aussah. Dafür hatte er Verständnis.
    »Wir würden gern mit den beiden Frauen sprechen, die den Toten gefunden haben.«
    Die drei Männer, Kiki von Demwalde und die andere Frau ließen Angermüller und Jansen näher herantreten und zogen sich nur so weit zurück, dass sie das Geschehen bequem weiter verfolgen konnten.
    »Sie sind Frau Henny Kortner?«
    Die Frau mit den karierten Bermudas nickte nur, sah ihn mit schreckgeweiteten Augen an und presste sich ein Taschentuch auf den Mund.
    »Hauptkommissar Angermüller, mein Kollege Kommissar Jansen. Sie haben den Toten gefunden. Könnten Sie uns bitte genau schildern, wie das vor sich ging?«
    »Nein, das kann sie nicht. Ich war das, meine Herren. Ich habe den Mann gefunden.«
    Angermüller drehte sich nach der Stimme um. Sie klang tief und rauchig und gehörte der nicht sehr großen Dame, die neben dem Golfcar stehen geblieben war und ebenso alterslos wirkte wie die Klub-Vizepräsidentin. Ihre in goldenen Braun- und Blondtönen gesträhnte Frisur saß perfekt, ihr Teint war sonnenverwöhnt, und das bordeauxfarbene Poloshirt, das in ihrer weißen Hose steckte, passte ausgezeichnet zu ihrer sportlich schlanken Erscheinung.
    »Mein Name ist Sibylla Graf«, stellte sie sich den beiden Beamten vor.
    »Henny hatte nur das Handy dabei, von dem aus wir bei Ihnen angerufen haben.«
    Sibylla Graf warf einen geringschätzigen Blick auf ihre Klubkameradin.
    »Gut, dann erzählen Sie uns bitte, wie Sie auf den Toten gestoßen sind.«
    »Haben Sie es denn nicht gesehen?«, fragte die Frau mit einem ärgerlichen Unterton. »Ich habe meinen Ball darauf geschlagen.«
    »Ach so? Woher wissen Sie denn, dass es Ihr Ball ist?«
    Auf diese Äußerung hin sah Sibylla Graf den Kommissar an, wie man jemanden ansieht, der es eigentlich nicht verdient, dass man das Wort an ihn richtet.
    »Weil ich ihn markiert habe, Herr Kommissar«, erklärte sie dennoch gnädig und wies dann auf eine etwa 60, 70 Meter entfernte Stelle.
    »Von da drüben wollte ich meinen Ball mit dem Siebener Eisen auf das Green spielen. Eigentlich ein Routineschlag. Doch während ich mich darauf vorbereitete, wurde ich vom Klingeln eines Handys gestört. Ein eingeschaltetes Handy auf dem Platz!«
    Wieder erntete Henny Kortner einen vernichtenden Seitenblick.
    »Und wegen dieses bösen Fauxpas habe ich verrissen. Der Ball ist hierher ins Rough geflogen und dort liegen geblieben. Und bevor Sie jetzt fragen, ob es mein Ball war, der den Mann in diese missliche Lage brachte: Nein, denn erstens war niemand zu sehen, als der Ball hier landete, und zweitens scheint der Mann ja schon länger da zu liegen.«
    Sibylla Graf sprach ziemlich laut und schien mit keinem Widerspruch zu rechnen.
    »Und für heute können wir das Turnier ja vermutlich vergessen«, fügte sie noch an und schlug wie zur Bestätigung mit dem Golfschläger, den sie die ganze Zeit in der rechten Hand gehalten hatte, gegen ein paar Grashalme. Der Ärger über ihr Missgeschick war offensichtlich grenzenlos.
    »Was? Nein, das will ich doch nicht hoffen!«, meldete sich Kiki von Demwalde bei dieser Feststellung und schaute besorgt zu den Kommissaren. »Oder, meine Herren?«
    »Nun ja«, Angermüller räusperte sich und blickte auf seine Armbanduhr. »Es ist gleich eins. Die Kollegen von der Kriminaltechnik werden bestimmt bald eintreffen, auch die Rechtsmedizin ist informiert. Aber die Untersuchung des Fundortes wird
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