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Ballaststoff

Ballaststoff

Titel: Ballaststoff
Autoren: Gmeiner-Verlag
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brummte Jansen zufrieden, als sie an die erste Kreuzung kamen.
    ›Hof Lubeca – Country Golf mit Ambiente‹, las Angermüller auf dem Hinweisschild. Sie bogen auf eine Landstraße ab, die sie malerisch durch kleine Ansiedlungen und lichte Laubwälder am Süseler See entlangführte. Dann öffnete sich linkerhand eine schmale, von Kastanien dicht an dicht gesäumte Allee. Rechts duckten sich kleine Strohdachhäuser hinter blühenden Bauerngärten, und auf der anderen Seite konnte man zwischen den Bäumen auf eine weite Rasenfläche sehen. Die unzähligen weißen Punkte darauf, die er erst für Blumen gehalten hatte, erkannte Angermüller schließlich als Golfbälle. Von einer Art überdachten Galerie am einen Ende der Grünfläche wurden diese von Golfspielern in unregelmäßigem Rhythmus durch die Luft auf den Rasen geschlagen.
    Der Passat hüpfte über die unebenen Pflastersteine auf eine Einfahrt zu, deren weiße Torflügel weit offen standen. Dahinter herrschte lebhafte Geschäftigkeit. Zahlreiche Autos standen auf Parkplätzen neben den geklinkerten Gebäuden des alten Gutshofes, auch ein Streifenwagen, wie Angermüller registrierte. Dazwischen fuhren Golfcars, und liefen Menschen, von denen viele Säcke mit einer Schlägersammlung auf der Schulter schleppten oder in einem Rollwagen hinter sich herzogen.
    »Na, hier is ja wat los.«
    Jansen manövrierte den Wagen flott in eine Lücke zwischen einem dicken BMW und einem Kleinwagen. Ein leichtes Lüftchen wehte im Schatten der alten Bäume und Angermüller empfand die Wärme im Freien als sehr angenehm.
    ›Driving Range, Caddygaragen, Putting Green‹, las Jansen kopfschüttelnd auf dem Schilderbaum neben dem Parkplatz. »Wat dat nich alns givt.«
    »Guten Tag. Sie sind bestimmt die Herren von der Kriminalpolizei. Kiki von Demwalde, Zweite Präsidentin.«
    Eines der Golfcars, leise von einer Batterie betrieben, hatte direkt neben ihnen Halt gemacht. Die zierliche Person, die am Lenkrad saß, streckte schwungvoll den Arm aus und drückte den Kommissaren mit festem Griff die Hand.
    »Gut, dass Sie da sind, meine Herren! Wir haben heute eines unserer wichtigsten Turniere der Saison. Ich hoffe, Sie geben das neunte Fairway bald wieder frei. Wir können uns nämlich zeitlich überhaupt keine Verzögerung leisten.«
    Die energische Dame, die irgendwas zwischen 50 und 70 sein mochte, trug einen perfekten Kurzhaarschnitt und war dezent gebräunt. Ihr sportliches Outfit war von Schuhen und Söckchen über Bermudas, Polohemd und einer Sonnenblende nur in Weiß und Bordeaux gehalten. Adrett war das Wort, das Angermüller sofort zu ihr einfiel, und dass sie gut dem Bekanntenkreis seiner hanseatischen Schwiegermutter angehören könnte. Wohl wissend, dass er dem Wunsch der Zweiten Präsidentin, möglichst bald das Turnier fortsetzen zu dürfen, nicht würde entsprechen können, stellte er Jansen und sich erst einmal höflich vor und bat sie um ihre Mithilfe.
    »Wenn uns jemand zum Fundort bringen könnte, wäre das sehr hilfreich.«
    »Kommen Sie, meine Herren. Ist vielleicht ein bisschen eng, aber ich fahr Sie hin.«
    Der eher ranke Jansen rutschte in die Mitte der schmalen Sitzbank des Cars, und Angermüller zwängte sich daneben, was bei seinen 1,95 und der recht kräftigen Statur nicht ganz einfach war. Kiki von Demwalde drehte den Schlüssel und kurvte schwungvoll an der großen Scheune und dem Gutshaus vorbei. Hier endete der Schotterweg, und sie gelangten auf den Rasen in freies Gelände, wo sich plane Flächen und unterschiedlich hohe Hügel abwechselten, umstanden von Baumgruppen und Buschwerk, begrenzt von Knicks, ab und an ein Teich oder Wassergraben, manchmal eine oder mehrere Sandkuhlen dazwischen. Und überall Rasen in unterschiedlichen Höhen, von dicht und teppichkurz bei den Fahnen, an anderen Stellen etwas höher, bis naturwüchsig hoch an den Rändern.
    Noch nie hatte sich Angermüller mit Golfspielen oder Golfplätzen beschäftigt. Als sie mit dem Fahrzeug einen der Hügel erklommen hatten, sah er in der Ferne die Ostsee glitzern. Ab und an standen ein paar gepflegt gekleidete Menschen beisammen oder bewegten sich, die Rollwagen mit ihrer Ausrüstung ziehend, gemächlich über den Platz. Hin und wieder fuhren Golfcars vorbei. Die ganze Anlage wirkte wie ein großer Landschaftspark. In diesem grünen Paradies seine Freizeit zu verbringen, das konnte Angermüller sich schon erholsam vorstellen – auch ohne Golfspiel.
    »Wir sind gleich da. Hier oben ist
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