Ball der Vampire
die Hände im schaumigen heißen Abwaschwasser. In die Dunkelheit hinauszuspähen führte zu gar nichts, ich erkannte nur, wie deutlich sichtbar ich sein musste, direkt am offenen Küchenfenster mit den aufgezogenen Gardinen. Im Hof brannte das Sicherheitslicht, doch jenseits der Bäume, die die Lichtung umstanden, lag der Wald dunkel und lautlos da.
Irgendetwas war da draußen. Ich schloss die Augen und versuchte, mit meinen Gedanken etwas zu erfassen; und tatsächlich, da war irgendeine Art von Aktivität. Aber sie war nicht deutlich genug, dass ich sie erkennen konnte.
Ich überlegte, ob ich Bill anrufen sollte; doch ich hatte ihn früher schon angerufen, wenn ich um meine Sicherheit besorgt war, und wollte es nicht zu einer Gewohnheit werden lassen. Hey, vielleicht war der Beobachter da draußen im Wald ja sogar Bill selbst? Manchmal streifte er nachts herum und schaute hin und wieder auch bei mir vorbei, ob alles in Ordnung war. Sehnsüchtig sah ich zum Telefon an der Wand hinter der Küchentheke hinüber. (Okay, da, wo die Küchentheke sein würde, wenn erst alles eingerichtet war.) Mein neues Telefon war schnurlos. Ich könnte es mir schnappen, mich ins Schlafzimmer verkrümeln und im Handumdrehen Bill angerufen haben - denn ich hatte seine Telefonnummer als Kurzwahl gespeichert. Und wenn er abhob, war klar, dass ich mir über das, was da draußen im Wald war, wirklich Sorgen machen musste.
Aber wenn er zu Hause war, würde er sofort zu mir gerannt kommen. Meinen Anruf würde er garantiert so auffassen: »Oh, Bill, bitte komm und rette mich! Ich weiß gar nicht mehr, was ich tun soll, nur ein großer, starker Vampir kann mir noch helfen!«
Dann gab ich mir selbst gegenüber zu, dass das da draußen im Wald auf keinen Fall Bill war. Denn ich hatte irgendeine Art Gedankenmuster aufgeschnappt. Wäre das geheimnisvolle Wesen ein Vampir gewesen, hätte ich gar nichts wahrgenommen. Nur zweimal hatte ich bisher das Aufflackern eines Vampirhirns gespürt, und das war wie ein elektrischer Schlag während eines Stromausfalls gewesen.
Direkt neben dem Telefon war die Hintertür - die nicht abgeschlossen war.
Als mir einfiel, dass die Tür nicht abgeschlossen war, hielt mich nichts mehr am Spülbecken. Ich rannte auf die hintere Veranda hinaus, hakte den Schließhaken an der Glastür ein, flitzte in die Küche zurück, schloss die schwere Holztür ab und versperrte sie mit dem Riegel, den ich extra hatte anbringen lassen.
Ich lehnte mich gegen die Tür, nachdem ich sie fest verschlossen hatte. Dabei wusste ich besser als sonst jemand, wie nutzlos alle Schlösser und Riegel sein konnten. Für Vampire waren solche Dinge überhaupt kein Hindernis - doch Vampire brauchten die Erlaubnis, ein Haus zu betreten. Für Werwölfe stellten Türen schon eher ein Problem dar, aber keines, das nicht zu bewältigen war. Mit ihrer unglaublichen Kraft kamen Werwölfe einfach überallhin, wo sie hinwollten. Und dasselbe galt für andere Gestaltwandler.
Eigentlich konnte ich auch gleich mein Haus für jedermann offenhalten.
Dennoch, ich fühlte mich sehr viel besser, als zwei verschlossene Türen mich von dem trennten, was da draußen im Wald war. Die Vordertür war zugesperrt und verriegelt, das wusste ich, denn ich hatte sie schon tagelang nicht geöffnet. Ich bekam nicht viel Besuch, und ich selbst benutzte immer die Hintertür.
Ich schlich zum Fenster zurück, machte es zu und legte auch dort den Haken vor. Dann zog ich noch die Gardinen zu. Jetzt hatte ich alles für meine Sicherheit getan, was in meiner Macht stand, und so kümmerte ich mich wieder um den Abwasch. Mein Schlafshirt bekam einen großen nassen Fleck, weil ich mich gegen den Rand des Spülbeckens lehnen musste, damit meine Knie zu zittern aufhörten. Doch ich zwang mich weiterzumachen, bis alle Teller im Abtropfgestell gelandet waren und ich das Spülbecken trocken gewischt hatte.
Danach lauschte ich aufmerksam nach draußen. Der Wald lag absolut lautlos da. Wie sehr ich auch alle mir zur Verfügung stehenden Sinne anstrengte, meine Gedanken bekamen jenes schwache Anzeichen nicht mehr zu fassen. Es war weg.
Eine Weile saß ich noch angespannt in der Küche, dann brachte ich es endlich fertig, dem üblichen Ablauf meiner Abende zu folgen. Mein Herzschlag hatte sich bereits wieder normalisiert, als ich mir die Zähne putzte. Und als ich mich ins Bett legte, hatte ich mich selbst fast schon davon überzeugt, dass da draußen in der lautlosen Dunkelheit eigentlich
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