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Ball der Vampire

Ball der Vampire

Titel: Ball der Vampire
Autoren: Charlaine Harris
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Stackhouse.
    Wäre Claude nicht so stockschwul, hätte mein Aussehen ihn sicher auch beeindruckt. Er ist der Bruder meiner Freundin Claudine und arbeitet als Stripper bei der Ladies' Night im Hooligans; der Club gehört ihm inzwischen. Claude ist so lecker, dass einem das Wasser im Mund zusammenläuft: 1,85 Meter groß, welliges schwarzes Haar, große braune Augen, klassische Nase und Lippen, die gerade voll genug sind. Er trägt die Haare lang, damit sie seine Ohren bedecken. Denn die hat er operieren lassen, so dass sie oben abgerundet sind wie bei den Menschen und nicht mehr spitz zulaufend, wie sie von Geburt an waren. Wer ein bisschen was von Supranaturalen versteht, erkennt die Schönheitsoperation der Ohren sofort und weiß, dass Claude ein Elf ist. Und das meine ich nicht als Witz. Er ist wirklich ein Supra, ich meine, im wahrsten Sinn des Wortes: ein Übernatürlicher. Claude ist ein Elf.
    »Jetzt die Windmaschine«, ordnete Al an, und nach ein wenig Hin- und Hergeschiebe schaltete Maria-Star den großen Ventilator an. Nun schienen wir in einem Sturm zu stehen. Mein Haar flatterte wie eine blonde Fahne hinter mir, Claudes Haar blieb allerdings, wo es war, im Pferdeschwanz zurückgebunden. Nach ein paar Aufnahmen dieser Szene löste Maria-Star Claudes Haar und drapierte es ihm über eine Schulter, damit es im Luftstrom nur auf einer Seite nach vorn wehte und so den perfekten Hintergrund für sein perfektes Profil bildete.
    »Wunderbar«, sagte Al und drückte noch ein paarmal auf den Auslöser. Maria-Star schob den Ventilator immer wieder an eine andere Stelle, so dass uns der stürmische Wind aus den verschiedensten Richtungen erfasste. Schließlich sagte Al zu mir, dass ich mich aufrichten könne. Dankbar streckte ich mich.
    »Hoffentlich war das nicht zu anstrengend für deinen Arm«, sagte ich zu Claude, der bereits wieder ganz cool und gelassen blickte.
    »Nee, kein Problem. Gibt's hier keinen Fruchtsaft?«, fragte er Maria-Star. Claude war nicht gerade für seine Umgangsformen bekannt.
    Die hübsche Werwölfin zeigte zu einem Kühlschrank in der Ecke des Fotostudios. »Becher stehen obendrauf«, sagte sie zu Claude. Ihr Blick folgte ihm, und sie seufzte. Das taten Frauen häufig, nachdem sie mit Claude gesprochen hatten. Und der Seufzer bedeutete immer: »Wie jammerschade.«
    Maria-Star sah zu ihrem Boss hinüber, und da der noch konzentriert an seiner Ausrüstung herumschraubte, drehte sie sich freundlich lächelnd zu mir herum. Auch wenn sie eine Werwölfin war, weshalb ihre Gedanken nur schwer zu lesen waren, erkannte ich, dass sie mir irgendwas erzählen wollte ... und sie war nicht sicher, wie ich es aufnehmen würde.
    Telepathie macht keinen Spaß. Die Selbstachtung leidet ganz schön, wenn man weiß, was andere von einem denken. Und Gedankenlesen macht es fast unmöglich, mit ganz normalen Männern auszugehen. Denkt einfach mal darüber nach. (Und vergesst nicht, dass ich es weiß - ob es ganz normale Männer sind oder nicht.)
    »Alcide macht eine ziemlich schwere Zeit durch, seit sein Vater den Wettkampf verloren hat«, begann Maria-Star mit gesenkter Stimme. Claude war damit beschäftigt, sich selbst im Spiegel zu betrachten, während er Fruchtsaft trank. Al Cumberland hatte einen Anruf auf dem Handy erhalten und war in sein Büro verschwunden, um dort ungestört zu telefonieren.
    »Das kann ich mir vorstellen«, erwiderte ich. Da Jackson Herveaux von seinem Gegner getötet worden war, war es zu erwarten gewesen, dass sein Sohn mit einigen Höhen und Tiefen zu kämpfen haben würde. »Ich habe zum Gedenken eine Spende an den Tierschutzbund geschickt, und ich weiß, dass sie Alcide und Janice davon in Kenntnis setzen«, sagte ich. (Janice war Alcides jüngere Schwester und daher keine Werwölfin. Ich fragte mich, wie Alcide seiner Schwester eigentlich den Tod ihres Vaters erklärt hatte.) Als Antwort hatte ich eine Karte mit vorgedruckter Danksagung erhalten, eine von der Sorte, wie Beerdigungsinstitute sie versenden, ohne jedes persönliche Wort.
    »Nun ...« Sie schien nicht in der Lage, auszusprechen, was immer ihr auch im Halse steckte. Plötzlich erhaschte ich einen flüchtigen Eindruck davon. Schneidender Schmerz durchfuhr mich, und dann zog ich meine Schutzbarriere hoch und verbarrikadierte mich hinter meinem Stolz. Viel zu früh im Leben hatte ich lernen müssen, das zu tun.
    Ich nahm eine Mappe mit Arbeitsproben von Alfred zur Hand und begann darin zu blättern, obwohl ich kaum etwas
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