Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ball der Vampire

Ball der Vampire

Titel: Ball der Vampire
Autoren: Charlaine Harris
Vom Netzwerk:
der Nähe des Erfrischungsbüfetts erhob sich ein Podium für die Musiker und am entgegengesetzten Ende des Saales war noch ein Podium für das königliche Paar aufgebaut.
    An den Längsseiten standen Stühle, und der ganze Saal war in Weiß und Blau dekoriert, den Staatsfarben. Eine der Wände zierte ein riesiges Wandgemälde mit Szenen aus Louisiana: eine Sumpflandschaft, die mich erschaudern ließ; eine Collage aus der Bourbon Street; ein Feld, das gepflügt, und Holz, das gehackt wurde; ein Fischer, der irgendwo an der Golfküste ein Netz aus dem Wasser zog. All diese Szenen zeigten Menschen, und ich fragte mich, welchen Sinn das haben mochte. Dann drehte ich mich nach der Wand mit der Tür um, durch die ich gerade eingetreten war, und da sah ich die Vampirseite von Louisiana: eine fidele Gruppe Vampire mit Geigen unter dem Kinn, die munter aufspielten; ein Vampirpolizist, der im French Quarter Streife ging; ein Vampirreiseleiter, der Touristen durch eine der Städte der Toten führte. Nirgends Vampire, die sich einen menschlichen Snack genehmigten oder irgendwas tranken, wie ich bemerkte. Eine gelungene PR-Maßnahme. Fragte sich nur, ob irgendwer darauf hereinfiel. Man musste sich mit Vampiren ja nur zum Abendessen an einen Tisch setzen, um festzustellen, wie andersartig sie waren.
    Deshalb war ich allerdings nicht hier. Ich sah mich nach der Königin um und entdeckte sie schließlich an der Seite ihres Ehemanns. In einem langärmligen orangefarbenen Seidenkleid stand sie da und sah einfach fabelhaft aus. Die langen Ärmel wirkten an einem so warmen Abend wie diesem vielleicht etwas seltsam, doch Vampire nahmen Dinge wie Temperaturen gar nicht wahr. Peter Threadgill trug einen Smoking und sah genauso eindrucksvoll aus. Jade Flower stand hinter ihm, natürlich mit Schwert über dem Rücken, obwohl sie ein paillettenbesetztes rotes Kleid trug (in dem sie übrigens grässlich aussah). Andre war ebenfalls bewaffnet und hatte seinen Posten hinter der Königin eingenommen. Da konnten Sigebert und Wybert nicht weit sein. Ich entdeckte die Brüder zu beiden Seiten einer Tür, die vermutlich in die Privaträume der Königin führte. Die beiden Vampire schienen sich in ihren Smokings ganz und gar nicht wohlzufühlen, sie wirkten wie Bären, denen man Schuhe angezogen hatte.
    Bill war auch im Saal. Ich sah ihn ganz am anderen Ende, an der gegenüberliegenden Seite der Königin, stehen und schauderte vor Abscheu.
    »Du hast zu viele Geheimnisse«, beschwerte sich Quinn, der meinem Blick gefolgt war.
    »Bald werde ich dir ein paar erzählen«, versprach ich, und wir stellten uns hinten in der Schlange an. »Wenn wir die königlichen Hoheiten erreichen, geh vor und lenk bitte den König ab, während ich mit der Königin spreche, ja? Danach erzähle ich dir alles.«
    Wir erreichten zuerst Mr Cataliades. Ich schätze, er war so eine Art Staatsminister der Königin. Oder wäre die Bezeichnung Kronanwalt vielleicht treffender?
    »Schön, Sie wiederzusehen, Mr Cataliades«, sagte ich im höflichsten Gesellschaftston, zu dem ich fähig war. »Ich habe eine Überraschung für Sie«, fügte ich noch hinzu.
    »Die wird noch ein wenig warten müssen«, erwiderte er etwas steif, aber freundlich. »Die Königin und der König werden gleich den Ball mit dem ersten Tanz eröffnen. Wir freuen uns alle schon sehr, das Geschenk zu sehen, das der König seiner Gemahlin gemacht hat.«
    Ich sah mich um, konnte Diantha aber nirgends entdecken. »Wie geht es Ihrer Nichte?«, fragte ich.
    »Meine überlebende Nichte«, sagte er grimmig, »ist zu Hause bei ihrer Mutter.«
    »Wie schade«, entgegnete ich. »Sie sollte heute Abend auch hier sein.«
    Er sah mich an. Sein Interesse schien geweckt. »Ja, wirklich?«, sagte er.
    »Ich habe gehört, jemand vom königlichen Hof hat Mittwoch letzter Woche auf dem Weg nach Bon Temps zum Tanken halten müssen«, erzählte ich. »Jemand mit einem langen Schwert.« Als ich dann Mr Cataliades verließ und vor die Königin trat, hatte ich eine Hand an mein verletztes Handgelenk gelegt. Der Verband war verschwunden.
    Ich streckte die rechte Hand aus, und die Königin war gezwungen, sie zu ergreifen. Darauf hatte ich gesetzt: dass die Königin aus Gründen der Höflichkeit dem menschlichen Brauch des Händeschüttelns folgen würde; und ich war enorm erleichtert, als sie es wirklich tat. Quinn war an der Königin vorbei zum König getreten und sagte: »Hoheit, Sie erinnern sich bestimmt an mich. Ich war für die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher