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Ball der Vampire

Ball der Vampire

Titel: Ball der Vampire
Autoren: Charlaine Harris
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besser aus. Sie trug ein hübsches gelbes Kleid und dazu Schuhe mit niedrigem Absatz. Weil sie jetzt keinen Helm auf hatte, sah ich, dass ihr Haar kurz, sehr lockig und hellbraun war.
    Sie atmete auf theatralische Weise tief ein, als ich an ihr vorüberging, und sah mich ganz verzückt an. »Oh, Elfengeruch!«, rief sie. »Da schlägt ja gleich mein Herz höher.«
    Mit einer scherzhaften Geste winkte ich ab. Zu sagen, ich sei überrascht, wäre noch stark untertrieben. Vampire waren nicht gerade für ihren Sinn für Humor bekannt.
    »Tolles Kleid«, sagte Rasul. »Recht gewagt, hm?«
    »Mir kann's gar nicht gewagt genug sein«, warf Chester ein. »Sieht wirklich zum Anbeißen aus.«
    Es konnte doch wohl kein Zufall sein, dachte ich, dass hier an dieser Tür die drei Vampire Wache schoben, die ich bereits in der Residenz der Königin getroffen hatte. Auch wenn mir nicht klar war, was das zu bedeuten hatte. Die drei Arkansas-Vampire schwiegen und beobachteten mit kaltem Blick das Geplänkel zwischen uns. Sie wirkten längst nicht so entspannt wie ihre Kollegen und lächelten auch nicht.
    Ganz eindeutig stimmte hier irgendwas nicht. Aber da die Vampire alle so ausgezeichnet hörten, konnten wir kein Wort darüber verlieren.
    Quinn nahm meinen Arm, und wir betraten einen langen Flur, der über die gesamte Länge des Gebäudes zu reichen schien. Eine von Peter Threadgills Vampirinnen stand an der Tür zu einem Raum, der wohl als Anmeldung diente.
    »Möchten Sie Ihre Handtasche abgeben?«, fragte sie, offensichtlich nicht sehr erfreut darüber, dass man sie zur Garderobenfrau degradiert hatte.
    »Nein, lieber nicht«, erwiderte ich und dachte schon, sie würde mir die Handtasche gleich unter dem Arm hervor zerren.
    »Darf ich hineinsehen?«, fragte sie. »Wir suchen nach Waffen.«
    Ich sah ihr direkt ins Gesicht, immer eine gefährliche Sache bei Vampiren. »Natürlich nicht. Ich habe keine Waffen.«
    »Sookie«, sagte Quinn und versuchte, seine Beunruhigung zu verbergen. »Du musst sie in deine Handtasche schauen lassen. Das ist ein Routinevorgang.«
    Erbost funkelte ich ihn an. »Das hättest du mir auch gleich sagen können.«
    Die junge Vampirin, deren schlanker Figur der Schnitt der weißen Uniformhose nichts anhaben konnte, ergriff meine Handtasche mit triumphierendem Blick. Sie leerte sie über einem Tablett aus, und meine Utensilien fielen klappernd auf die metallene Oberfläche: Puderdose, Lippenstift, eine kleine Tube Klebstoff, ein Taschentuch, ein Zehndollarschein und ein Tampon mit Einführhülse, der komplett von Plastikfolie umhüllt war.
    Quinn war nicht so puritanisch, dass er rot geworden wäre, doch er wandte diskret den Blick ab. Die Vampirin, die schon lange gestorben war, bevor Frauen solche Sachen in ihren Handtaschen mit sich herumschleppten, fragte mich nach dem Verwendungszweck und nickte, als ich es erklärte. Dann legte sie alles wieder in meine Abendhandtasche und gab uns mit einer Geste zu verstehen, dass wir unseren Weg den Flur entlang fortsetzen sollten. Sie hatte sich schon den Leuten hinter uns zugewandt, einem Werwolfpaar Mitte sechzig, noch ehe wir gegangen waren.
    »Was hast du vor?«, fragte Quinn mich so leise wie möglich, während wir immer weitergingen.
    »Gibt es noch weitere Sicherheitskontrollen?«, fragte ich ebenso leise.
    »Ich weiß nicht. Ich sehe vor uns keine mehr.«
    »Ich muss noch etwas erledigen«, sagte ich. »Warte mal eben, ich gehe nur kurz auf die Toilette.« Mit einem Blick und einem leichten Druck auf den Arm versuchte ich ihm zu sagen, dass in ein paar Minuten alles in Ordnung sein würde, und ich hoffte sehr, dass das auch stimmte. Quinn wirkte nicht gerade glücklich, aber er wartete vor der Damentoilette (weiß Gott, was das gewesen sein mochte, als das Gebäude noch ein Kloster war), während ich mich in eine der Kabinen verzog und ein paar Vorkehrungen traf. Als ich wieder herauskam, warf ich die Tamponhülse in den kleinen Abfalleimer und eins meiner Handgelenke war neu verbunden. Und meine Abendhandtasche war etwas schwerer.
    Die Türen am Ende des Flurs führten in einen sehr großen Saal, der einst das Refektorium der Mönche gewesen war. Auch wenn den Saal immer noch steinerne Wände und riesige, das Dach tragende Säulen schmückten, drei auf der Linken und drei auf der Rechten, hatte die restliche Ausstattung sich doch stark verändert. Die Mitte des Saals war als Tanzfläche freigeräumt worden, dort zeigte sich ein blanker Parkettfußboden. In
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