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Bahama-Krise

Bahama-Krise

Titel: Bahama-Krise
Autoren: Desmond Bagley
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übernehmen. Wie ich schon sagte, gehört auch
eine Autovermietung dazu. Am Strand gibt es Segelboote und Surfbretter
fürs Windsurfing, alles in Regie des Hotels. Wir haben einen
Strandgammler als Bademeister verkleidet. Er gibt den Gästen das Gefühl
der Sicherheit. Zugleich zeigt er ihnen, wie man segelt und windsurft.
Das alles ist gratis, ebenso wie die Benutzung der Tennisplätze. Eine
Gebühr muß man nur bezahlen, wenn man auf dem Golfplatz Golf spielen
will. Es gibt einen Jachthafen mit den nötigen Versorgungsleitungen.
Wir ziehen also auch die Gäste von den Jachten ins Hotel, in die
Restaurants und an die Bar.«
    »Ein Gast kann also machen, was sein Herz begehrt, ohne
während des Urlaubs das Hotel auch nur ein einziges Mal zu verlassen«,
stellte Billy fest.
    »Genau das ist der Zweck der flankierenden Maßnahmen«, sagte
ich. »Deshalb heißt diese Art von Hotel auch Resort-Hotel. Der Gast
bleibt zu unserer Verfügung, und wir schmoren ihn im eigenen Saft.
Nicht, daß wir alle seine Wünsche erfüllen würden. Es gibt zum Beispiel
im Hotel kein Geschäft, wo er Alkohol kaufen kann. Wenn er sich
betrinken will, muß er es an einer der Hotelbars tun, zu hohen Preisen.
Wir quetschen aus den Gästen soviel Dollar raus, wie nur irgend
möglich. Und den Leuten gefällt es so. Sie fühlen sich keineswegs
übervorteilt. Es gibt so viele Annehmlichkeiten, soviel Service. Zum
Beispiel bieten wir den Gästen mit Kindern eine Kinderkrippe, wo die
Kleinen vom Personal gehütet und versorgt werden. Es gibt auch einen
Kinderspielplatz. Alles, damit die Eltern in Ruhe Geld ausgeben können.
Sogar ein Hotelarzt steht den Gästen zur Verfügung und eine
Krankenschwester. Es gibt keinerlei Sport- oder Freizeitprogramm mit
festgelegten Uhrzeiten oder dergleichen. Jeder kann den ganzen Tag tun
und lassen, was er will. Und das ist immer das gleiche: Braun werden.«
    Billy verzog das Gesicht zu einem Grinsen.
    »Nicht die Art von Urlaub, die mir Spaß machen würde.«
    »Mir auch nicht. Aber wir sind ja auch nicht die Gäste. Wie
geht es nun weiter? Unser Mann kommt nach drei Wochen wieder nach
Hause, braun gebrannt. Mann, sagen die Freunde, siehst du aber gut
erholt aus! Und dann fängt er an zu erzählen. Ich habe Spaß gehabt wie
noch nie, sagt er. Strand, Palmen und Meer. Segeln gratis,
Tennisspielen gratis, Golf gegen eine lächerliche Gebühr auf dem
herrlichsten Platz, den ihr euch vorstellen könnt. Es war phantastisch!
    Als nächstes geht unser Gast quer durchs Büro und wackelt mit
den Hüften. Calypso! Während er das vorführt, liegt draußen ein halber
Meter Schnee auf den Straßen. Die Bürokollegen finden den Bericht sehr
verlockend. Ein Jahr später kommen sie selbst angeflogen, und das
Rupfen beginnt.«
    »Hoher Umsatz und kleine Spannen«, faßte Billy zusammen.
    »Du sagst es«, bestätigte ich. »Deshalb ist bei uns eine hohe
Belegungsquote so wichtig. Wenn wir nicht gut belegt sind, verlieren
wir Geld.«
    »Und wie seid ihr belegt?«
    Ich lächelte. »Ich kann nicht klagen.«
    Er grunzte nachdenklich. »Ich würde mir gern einmal eure
Gewinn- und Verlustrechnung ansehen, auch die Aktiva und Passiva.«
    »Wenn du ernsthaft interessiert bist, kannst du dir das gern
ansehen.« Ich dachte nach. »Es wäre auch ganz gut, wenn ich dich mit
ein paar Leuten auf der Insel bekannt mache. Ein Gespräch mit David
Butler zum Beispiel wäre ganz aufschlußreich für dich. Butler ist der
maßgebende Mann im Ministerium für Tourismus.« Dann zögerte ich. »Es
gibt da allerdings ein Problem.«
    »Und das wäre?«
    »Du bist Texaner. Hättest du irgendwelche Hemmungen, mit einem
Schwarzen von gleich zu gleich zu verhandeln?«
    »Keinerlei Probleme«, sagte Billy. »Bei Billy I. wäre das
vielleicht anders. Und bei Jack ganz sicher, den könnten wir nicht auf
deinen Mr. Butler loslassen.« Billy I. wußte ich, war sein Vater, und
Jack war sein Onkel. »Aber die beiden würden hier auch gar nicht ins
Spiel kommen. Butler ist also ein Schwarzer, ist das richtig?«
    »So ist es. Es gibt noch ein Problem. Wenn man auf den Bahamas
etwas baut, dann geschieht das mit einer einheimischen Baufirma. Und
wenn man ein Hotel betreibt, dann nur mit einheimischem Personal.«
    »The Bahamas for the Bahamians, so heißt der schöne Slogan,
oder?«
    »Stimmt. Kein Ausländer kriegt hier einen Job, solange es
irgendeinen Einheimischen gibt, der die Arbeit machen könnte.«
    Billy deutete zum Empfang, wo der Hotelmanager stand.
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