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Bahama-Krise

Bahama-Krise

Titel: Bahama-Krise
Autoren: Desmond Bagley
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Kenntnisse für die spätere Leitung des
Familienunternehmens anzueignen. Wir hatten uns nach dem Ende des
Studiums ein paarmal getroffen. Als er kurz vor Weihnachten anrief und
mich fragte, ob er mich zum Fest auf meinen Ländereien besuchen könnte,
lud ich ihn ein, mein Gast zu sein. »Ich komme nicht nur, um Ferien zu
machen«, ließ er mich schon am Telefon wissen. »Ich komme, um dir ein
Geschäft vorzuschlagen.«
    Das hörte sich recht interessant an. Die Cunningham
Corporation war ein Multiunternehmen, wie ich es mit meiner Holding,
der West End Securities, begründen wollte. Allerdings war ich von dem
Endziel, das ich verfolgte, noch weit entfernt. Ich wußte, daß die
Cunninghams auf Teufel komm raus expandieren wollten. Billy kam auf die
Bahamas, um die Möglichkeiten zu ergründen. Wenn die Cunninghams etwas
fanden, wo sie ihr Geld arbeiten lassen konnten, dann gab es kaum ein
Mittel, das zu verhindern. Es war besser, das Geschäft mit ihnen
gemeinsam zu machen, als sie zur Konkurrenz zu haben. Mit Konkurrenten,
so hatte sich in Texas herumgesprochen, pflegten die Cunninghams nicht
sehr zimperlich umzugehen. Wie ich hoffte, würde mir Billy eine
Partnerschaft im geschäftlichen Bereich vorschlagen. Es war noch offen,
auf welche Branche sich das Interesse der Cunninghams richtete. Ich
traf mit Billy eine Verabredung für einen bestimmten Tag vor
Weihnachten, an dem ich ihn auf dem Flugplatz von Freeport abholen
würde.
    Er kam im firmeneigenen Jet, dessen Rumpf mit den farbigen
Insignien der Cunningham Corporation bemalt war. Seit ich ihn das
letzte Mal gesehen hatte, hatte er sich kaum verändert. Großgewachsen,
breite Schultern, blond, gebräunt, immer ein gewinnendes breites Lachen
auf den Lippen. Wie die anderen Cunninghams, die ich traf, hatte Billy
etwas von einem Filmstar. Er sah nicht wie ein Amerikaner aus und auch
nicht wie ein Texaner. Die Leute aus Texas sind innerhalb und außerhalb
von Amerika als eine Art Luxus-Cowboys bekannt. Aber Billy unterschied
sich sehr von diesem Bild. Wenn er einen weißen Stetson und
Cowboystiefel mit Sporen überhaupt besaß, dann hatte er sie zu Hause
gelassen. Er trug einen leichten Maßanzug von offensichtlich englischem
Zuschnitt. Als echter Cunningham hatte er sich, wie ich vermutete,
gleich ein Dutzend dieser Anzüge in der Savile Row in London schneidern
lassen.
    »Wie geht's dir, alter Junge?« begrüßte er mich jovial. Wir
tauschten einen Händedruck. Er wies auf seine Begleiterin. »Das ist
Debbie, meine Kusine. Debbie, das ist Tom.«
    Das junge Mädchen, das er mir vorstellte,
war eine kühle blonde Schönheit, so gut aussehend, daß sie ohne
weiteres als Filmstar durchgehen konnte.
    »Freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen, Miß Cunningham.«
    Sie lächelte. »Nennen Sie mich ruhig Debbie.«
    »Sag mal, Tom«, warf Billy ein, »wie lang ist eigentlich die
Landebahn?«
    Die Frage war typisch Billy Cunningham. Er war von
unersättlicher Neugier. Die Fragen, die er stellte, erschienen zunächst
ohne Zusammenhang. Erst später erkannte man, was er damit eigentlich im
Sinn hatte.
    »Das letzte Mal, als ich die Landebahn gemessen habe, bin ich
auf dreitausendsiebenhundert Meter gekommen«, sagte ich.
    »Das müßte reichen«, kommentierte er meine Auskunft. Er wandte
sich von mir ab und betrachtete den Cunningham Jet, der in diesem
Augenblick zum Rückflug in die Staaten startete.
    »Laß uns gehen«, sagte er dann.
    Wir bestiegen meinen Wagen, und ich schlug
den Weg zum ›Royal Palm Hotel‹ ein. Die Strecke führte über Freeport.
Ich war begierig, den beiden das ›Royal Palm Hotel‹ zu zeigen, das zu
meinen Besitzungen gehörte. Für mich war es das beste Hotel auf den
Bahamas. Ich war gespannt, welchen Eindruck diese Luxusherberge auf
Billy machen würde. »Ist es das erste Mal, daß Sie nach den Bahamas
kommen?« fragte ich Debbie.
    »Ja, das erste Mal.«
    »Ich bin auch das erste Mal hier«, bemerkte Billy. Das fand
ich erstaunlich. »Ich habe einfach noch keine Zeit gehabt, mir diese
Inseln anzusehen«, erklärte er und räkelte sich in seinem Sitz. »Wie
weit ist es noch bis Freeport?«
    »Wir fahren schon durch Freeport«, klärte ich ihn auf.
    Er gab sich erstaunt, und ich wußte, warum.
Die breiten Straßen, die Grünflächen, die weit auseinanderstehenden
Gebäude – so etwas hatte er noch nicht gesehen. »Es ist eben
ein großer Unterschied, ob man eine Stadt auf den Trümmern alter
Gebäude errichten muß oder ob man sie am Reißbrett
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