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Bahama-Krise

Bahama-Krise

Titel: Bahama-Krise
Autoren: Desmond Bagley
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Bahamas heute ein
Touristenparadies sind, dann ist das vor allem der Voraussicht von
Sands zu verdanken. Sands sah ganz klar, daß Urlauber nicht nur Sonne
und Strand brauchen. Eine geeignete Infrastruktur ist notwendig, wenn
der Tourismus florieren soll. Sands hielt darauf, daß diese
Voraussetzungen geschaffen wurden. Und das Projekt vom Spielcasino, mit
dem Wallace Groves bei dem Minister vorsprach, paßte genau in das Bild,
das Sands sich von der Zukunft der Inseln machte. Er erteilte dem
Amerikaner die Konzession. 1964 öffnete das Casino seine Pforten für
die Spieler.
    Bei dem Enthusiasmus, mit dem Sands zu Werke
gegangen war, unterlief ihm allerdings ein entscheidender Fehler. Er
vertraute die Leitung der Spielbank einem obskuren Abenteurer namens
Meyer Lansky an. Meyer Lansky hatte bis zur kubanischen Revolution
einige Spielcasinos in Havanna unterhalten. Fidel Castro hatte den
zwielichtigen Geschäftemacher des Landes verwiesen. Meyer Lansky hielt
Ausschau nach einer neuen Insel, wo sich das Geschäft fortsetzen ließ.
Er stieß auf Grand Bahama, wo er von dem Duo Sands und Groves in Amt
und Würden eingesetzt wurde. Mit Meyer Lansky kamen die Gangster.
    Politik und Wirtschaft sind Geschwister, die gern Hand in Hand
gehen. Und wenn man Hand in Hand geht, bleibt es nicht aus, daß man
sich gegenseitig etwas zusteckt. Auch auf den Bahamas ist das so. Ein
Millionenspiel begann, dem die Einwohner des Archipels mit staunenden
Augen zusahen. Hauptakteure der Posse waren die Boys von der Bay
Street, die Weißen. Die Gelder, die vom Tourismus und vom Spielcasino
hereinkamen, flossen in ihre Taschen. Im Parlament der Inseln stellten
die Weißen die Regierung. Die Bahamas wurden so regiert, daß es den
Interessen der Bay Street Boys entsprach. Es war abzusehen, daß dieser
wunderbare Zustand nicht ewig dauern würde. 1967 schwang sich ein neuer
Premier an die Macht. Es war Lynden Pindling, der Führer der
Progressive Liberal Party. Mit einer Mehrheit von nur zwei Sitzen
übernahm er die Regierung. Hinter Lynden Pindling standen die schwarzen
Wähler, die bis dahin zusehen mußten, wie der neue Reichtum an ihnen
vorbei in die Taschen der Weißen strömte. Sie verhalfen Pindling in der
zweiten Legislaturperiode zu einer soliden Mehrheit, die Progressive
Liberal Party hatte jetzt 29 von 38 Sitzen.
    Es war ein Erdrutsch. Und Stafford Sands war
der Mann, der, ohne es zu wollen, die ersten Steine lostrat. In den
Jahren zuvor war durchgesickert, daß es beim Tourismusgeschäft in
Freeport, insbesondere im neueröffneten Spielcasino, nicht mit rechten
Dingen zuging. Lynden Pindling stach in das Wespennest, und der ganze
Schwarm flog auf. Es wurde offenbar, daß Minister Sands
Bestechungsgelder von Groves und Lansky angenommen hatte. Die
Zuwendungen waren als ›Beratungsgebühren‹ ausgewiesen worden und
beliefen sich auf die fette Summe von zwei Millionen Dollar. Als die
Beweise ans Tageslicht kamen, war im Inselparlament die Hölle los.
Sands hatte seine Glaubwürdigkeit für die Wählerschaft verspielt. Seine
Partei führte hinfort nur noch ein Leben am Rande.
    War Wallace Groves wegen der Bestechung des Ministers
diskreditiert, so tat das den Geschäften des Spielcasinos keinen
Abbruch. Auch die Hotels von Freeport warfen Gewinne ab. In Groves'
Traumbild von Freeport zeichneten sich die ersten festen Konturen ab.
In unmittelbarer Nachbarschaft der Hotels waren Urbanisationen
entstanden. Ein Straßennetz war kreuz und quer durch die Wildnis
gezogen worden, samt Versorgungsanschlüssen und Kanalisation für die
künftigen Häuser. Es gab sogar Straßenschilder. Die Grundstücke waren
als Bauland aufgeteilt und standen zum Verkauf.
    Die Anleger allerdings waren vorsichtig
geworden. Für sie hatte der Erdrutsch im Inselparlament eine
verdächtige Ähnlichkeit zur kubanischen Revolution. Die Schwarzen
hatten den Weißen das Heft aus der Hand genommen. Und wie es bei
Schwarzen so üblich ist, würden sie ihre bescheidenen Geisteskräfte
darauf konzentrieren, Handel und Tourismus in möglichst kurzer Zeit in
Grund und Boden zu wirtschaften. Solche Befürchtungen gingen an der
Tatsache vorbei, daß die Wahl nach demokratischen Regeln durchgeführt
worden war. Die Sitzverteilung im Parlament entsprach nun der
Zusammensetzung der Inselbevölkerung, was eine gewisse Stabilität in
Aussicht stellte. Aber die Investoren hatten nicht die Nerven, ihr Geld
innerhalb eines Wirtschaftsraums zu riskieren, der von Schwarzen
regiert wurde.
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