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Bahama-Krise

Bahama-Krise

Titel: Bahama-Krise
Autoren: Desmond Bagley
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Cunningham hat mich heute morgen angerufen«,
sagte ich. »Er hat eine graue Haarsträhne gekriegt, wo ihn der
Streifschuß getroffen hat. Und er findet, daß er mit dieser grauen
Strähne große Chancen bei Frauen hat.«
    »Eine Frage hätte ich«, sagte Perigord. »Wie konnte er so
unachtsam sein und seine Pistole verlieren? Und das mitten auf dem
Kanal?«
    »Ich habe eine Gegenfrage«, sagte ich. »Hätten Sie der Crew
der ›Capistrano‹ wirklich eine Ladung Kokain an Bord gezaubert?«
    Perigord lächelte. »Eins zu eins«, sagte er.
    »Wer war Robinson?« fragte ich.
    »Wir haben seine Fingerabdrücke nach den Vereinigten Staaten
geschickt, und die Kollegen drüben haben uns über seine Identität
aufgeklärt. Wenn wir nicht so blind gewesen wären, hätten wir's auch
selbst rauskriegen können. Robinson war ein Kubaner, der in England auf
die Schule gegangen ist. Sein richtiger Familienname ist Rojas. Er war
der Schwiegersohn von Perez alias Carrasco.«
    »Bedeutet das, es geht immer so weiter mit der Wühlarbeit
gegen die Bahamas?«
    »Nein«, sagte Perigord. »Die Gegenseite hat einen Versuch
gemacht. Der Versuch ist fehlgeschlagen. Seit Robinson alias Perez tot
ist, sind die politischen Unruhen abgeflaut. Es gibt keinerlei Hinweise
darauf, daß die Serie der Sabotageakte fortgesetzt werden soll. Ich bin
mir mit Deane und der Regierung der Bahamas darüber einig, daß die
wahnwitzige Idee von Perez und Rojas allein ausgebrütet wurde. Fidel
Castro wußte nichts davon.«
    »Das glauben Sie wirklich?«
    »Es war so ähnlich wie bei Heinrich II. und Becket. Sie kennen
doch die Geschichte, oder?«
    »Heinrich II. sagte: ›Wer schafft mir diesen Pfaffen vom
Hals?‹ Und seine Leute gingen hin und legten Becket um, den er gar
nicht gemeint hatte.«
    »Richtig«, sagte Perigord. »Ich gebe allerdings zu, es gibt
Unterschiede. Heinrich II. büßte für seine Unbedachtsamkeit. Fidel
Castro aber raucht eine Havanna nach der anderen und vernascht die
amerikanischen Journalistinnen. Was nur in Ausnahmefällen eine Buße
darstellen dürfte. Wissen Sie, Mangan, dieser Fidel Castro ist kein
Heiliger. Aber ich könnte mir vorstellen, was dieses unselige Duo da
angezettelt hat, das wäre nicht nach seinem Geschmack. Kuba ist selbst
zu angreifbar, als daß man sich dergleichen Attacken auf die
Nachbarinseln erlauben würde. Wissen Sie, was der Auslöser für die
Taten von Rojas gewesen sein könnte?«
    »Keine Ahnung.«
    »Es hat böses Blut gegeben zwischen Kuba und den Bahamas, als
die Kubaner eines unserer Fischerboote beschossen und vier Fischer
töteten. Wir haben uns damals mit lautstarken Protesten gewehrt, und
die Sache wurde in der Weltpresse nicht besonders günstig für die
kubanische Seite dargestellt. Ich denke, daß Castro damals laut gedacht
hat. Daß er irgendeine Drohung gegen die Bahamas ausgestoßen hat. Der
engere Kreis hat das als Weisung aufgefaßt, gegen die Bahamas
loszuschlagen. Und so entstand der Plan von Perez und Rojas.«
    »Das würde bedeuten, daß wir jetzt in Ruhe und Frieden leben
können?«
    »Mit aller Wahrscheinlichkeit, ja. Die Polizei hat
Sicherheitsvorkehrungen getroffen, die den Übeltätern das Handwerk sehr
erschweren werden. Es sind Maßnahmen, über die wir nicht gern sprechen.
Aber sie sind in Kraft, und sie werden sich auszahlen.« Er hob die
Hand. »Sie werden mich hoffentlich nicht fragen, was wir uns da alles
haben einfallen lassen.«
    »Natürlich nicht«, grinste ich.
    Eine Weile schwiegen wir. Perigord schlürfte an seinem Whisky.
    »Wissen Sie, was mir an der ganzen Sache am besten gefallen
hat?« fragte ich.
    »Was?«
    »Wie Sie Ihren Stock warfen. Es sah etwas albern aus, aber ich
muß zugeben, es hat funktioniert.«
    »Oh, ja, der Stock. Kennen Sie eigentlich die Geschichte
dieses Stocks?«
    »Nein.«
    »Vorläufer war der Stab, den die Führer der römischen
Hundertschaften vor zweitausend Jahren benutzten, um ihre Leute
durchzuprügeln. Später wurde dieser Stab zum Amtssymbol. Die Linie ging
dann auseinander in zwei Äste. Der eine Ast war der Marschallstab, der
andere das Offiziersstöckchen. Hier!« Er warf mir seinen Stock zu.
    Ich fing ihn. Beinahe hätte ich ihn fallen lassen, er war
unerwartet schwer. Ich hatte gedacht, es wäre nur ein Bambusstock, mit
Leder umwickelt. Jetzt stellte ich fest, daß an beiden Enden eine
Füllung aus Blei eingegossen war.
    »Der Stock ist nicht nur ein Amtssymbol, er ist auch eine
Waffe«, stellte Perigord fest. »Er hat mir
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