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Bahama-Krise

Bahama-Krise

Titel: Bahama-Krise
Autoren: Desmond Bagley
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Wie der
Hafenmeister von Running Mon meint, ist es kein besonders schnelles
Boot. Er hat sich die Motoren angesehen, weil der Skipper ihn darum
bat. Die Jacht war nach Mitternacht mit Maschinenschaden in den Hafen
gekommen. Der Hafenmeister hat die Reparatur gemacht. Als er fertig
war, lief die Jacht wieder aus.«
    Ich heftete meinen Blick auf Kommissar Deane, der unbeweglich
in seinem Sessel saß. »Worauf warten wir noch?« fragte ich. »Sie haben
ein schnelles Polizeiboot, und die ›Capistrano‹ ist noch in
bahamanischen Gewässern.«
    Deane sah mich an und blinzelte. »Ich lasse also zwanzig Mann
auf die ›Capistrano‹ rüberspringen. Und was passiert dann?« Er stand
auf. »Ich werd's Ihnen sagen. Wir müssen die Jacht weiterfahren lassen,
mit den Segenswünschen der Polizei. Wenn Ihr Mr. Robinson so clever
ist, wie Sie sagen, dann wette ich zehn zu eins, daß wir an Bord
keinerlei Beweise für durchgeführte oder geplante Straftaten finden.«
    »Aber vielleicht finden Sie Robinson selbst«, warf ich ein.
»Wenn er an Bord ist, können Sie ihn festnehmen. Er ist drüben in Texas
wegen Entführung zur Fahndung ausgeschrieben.«
    »Eben, in Texas«, sagte Deane. »Und es gibt kein
Auslieferungsabkommen. Wir müßten ihn laufen lassen. Er hat keinerlei
Straftaten in den Bahamas begangen. Zumindest keine, die wir ihm in der
Zeit, die zur Verfügung steht, beweisen können.«
    Perigord hatte sich ebenfalls erhoben. »Ich glaube nicht
einmal, daß er überhaupt auf der Jacht ist«, sagte er.
    »Heißt das, daß Sie überhaupt nichts unternehmen werden?«
fragte ich verbittert. »O doch«, sagte Deane mit weicher Stimme. Er hob
fragend die Augenbrauen. »Wie weit sind Ihre Leute, Perigord?«
    »Das Zollboot ist ausgelaufen. Es wird die ›Capistrano‹
einholen, noch bevor die Jacht den Lucayan-Kanal durchquert. Vom
anderen Ende des Kanals kommt ihnen ein zweites Zollboot entgegen. Es
sind alle Vorkehrungen getroffen, die Jacht im Kanal festzusetzen. Und
dann fällt der Zoll über das Schiff her.«
    »Aber Sie haben doch eben gesagt …« Ich wußte nicht
mehr, was ich von Deanes widersprüchlichen Äußerungen zu halten hatte.
    Er lächelte. »Nennen wir es einmal einen geplanten Zufall. Wer
weiß, was die Zolloffiziere alles an Bord vorfinden, wenn sie nur
gründlich genug nachsehen? Vielleicht Kokain?«
    Ich setzte zu einer Frage an, aber dann machte ich meinen Mund
schnell wieder zu. Wenn Deane meinem Freund Robinson ein Kuckucksei aus
Kokain ins Nest legen wollte, dann war es unwahrscheinlich, daß er das
mir gegenüber zugeben würde. Offenbar kam es ihm auf einen Vorwand an,
damit die ›Capistrano‹ vier Tage festgehalten werden konnte. So lange,
bis die Analysen der Legionella-Ampullen vorlagen.
    »Es wäre nicht schlecht, wenn Sie bei der Untersuchung der
Jacht dabei sind«, sagte Deane. Es klang beiläufig. »Sie könnten zum
Beispiel Robinson identifizieren.« Er nahm das Foto von Perez vom
Tisch. »Ich werde mich mit den Passagieren der Jacht über ihre
möglichen Kontakte zu Perez unterhalten.« Er sah zu mir auf. »Treffen
wir uns in genau dreißig Minuten an der Casuarina-Brücke.«
    »Sie können mit mir rechnen«, sagte ich. Ich hatte wirklich
nicht vor, mir dieses Treffen entgehen zu lassen.
    Ich fuhr mit dem Wagen zum ›Royal Palm
Hotel‹ zurück, wo ich Billy Cunningham traf.
    »Die ›Capistrano‹ ist ausgelaufen«, empfing er mich.
    »Ich weiß, aber die Polizei ist bereits hinter ihr her.«
    »Ist bekannt, ob Robinson an Bord ist?«
    »Nein. Wir können das nur hoffen. Ich werde dabeisein, wenn
die Polizei die ›Capistrano‹ durchsucht. Perigord und Deane wollen mich
dabeihaben, damit ich Robinson identifizieren kann. Möchtest du
mitkommen?«
    »Versuche mal, mich dran zu hindern«, sagte er. »Ich freu mich
drauf, dem Typen die Knochen zu zerbrechen.«
    »Wir nehmen das Boot, um hinzufahren«, entschied ich in einer
plötzlichen Eingebung. »Komm, wir gehen zum Hafen.«
    Wir trafen Joe Cartwright in seinem kleinen Büro. »Ich brauche
das Rettungsboot, Joe«, sagte ich, »mit vollem Tank.«
    Cartwright sah auf. »Geht nicht, Mr. Mangan. Der Motor ist
ausgebaut. Das Boot wird scharfgemacht für das BASRA-Marathon nächsten
Monat.«
    »Verdammt! Haben wir sonst kein Boot, das wir nehmen können?«
    »Wie wär's mit dem Schlauchboot?« schlug er vor.
    »Okay«, sagte ich. »Mach es fertig!«
    Das Schlauchboot, mit dem wir wenige Minuten später auf die
See hinauspreschten, hatte einen
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