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Bahama-Krise

Bahama-Krise

Titel: Bahama-Krise
Autoren: Desmond Bagley
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120-PS-Außenbordmotor. Eine Schleife
aus Gischt hinter uns lassend, donnerten wir die Südküste von Grand
Bahama entlang, in Richtung auf die Mündung des Lucayan-Kanals. Ich
teile nicht die Antipathie mancher Skipper für Schlauchboote. Die
besseren Modelle sind praktisch unsinkbar. Sie sind so seetüchtig und
so schnell wie ein Plastikboot.
    Ich erzählte Billy von Deanes Plan. »Dort drüben ist die
Hinfahrt zum Kanal«, sagte ich. »Das Boot, das grade reinfährt, ist das
Zollboot. Die ›Capistrano‹ sitzt in der Falle.«
    Wenig später waren wir im Kanal. Ich drosselte den Motor. Die
Casuarina-Brücke war noch drei Kilometer entfernt. Von weitem schon war
die weiße Jacht zu erkennen, daneben hatte das graugestrichene Zollboot
festgemacht.
    »Sie haben sie!« sagte ich.
    Dann waren wir am Schauplatz des Geschehens. Ich warf einem
Zöllner unsere Leine zu und würgte den Motor ab.
    »Klettern wir rauf, Billy«, sagte ich.
    Wir kletterten an der Strickleiter hoch, die am Zollboot
herunterhing, und gingen auf die ›Capistrano‹ hinüber. Ein Zolloffizier
trat uns in den Weg. »Wer sind Sie?«
    »Mein Name ist Mangan, das ist Mr. Cunningham. Wir werden von
Kommissar Deane erwartet.«
    Auf der Brücke erkannte ich Perigord, der sich mit Deane
unterhielt. Wir gingen hinauf.
    »Das sind sie«, sagte Deane und deutete auf die drei Männer,
die auf dem Achterdeck standen. Robinson war nicht dabei.
    »Ist das die ganze Mannschaft?« fragte ich.
    »Ja. Skipper, Ingenieur und Koch.«
    »Unter Deck ist niemand mehr?«
    »Meine Leute durchsuchen gerade die Kajüten.«
    Einer der drei trat auf uns zu. »He, Kommissar, ich weiß gar
nicht, warum Sie uns hier festsetzen. Wir sind keine Schmuggler! Wir
machen eine Kreuzfahrt.« Er war Amerikaner.
    Der Kapitän des Zollbootes war auf die Brücke gekommen, er
antwortete dem Amerikaner. »Wenn Sie kein Schmuggelgut an Bord haben,
brauchen Sie nichts zu fürchten.«
    »Wir haben es aber eilig. Draußen kommt Wind auf. Wenn wir
hier noch länger festgehalten werden, verlange ich den amerikanischen
Konsul zu sprechen.«
    »Sie können vom Zollboot telefonieren«, bot der Kapitän an.
»Ist gebührenfrei.«
    Ein Zöllner kam auf die Brücke.
    »Niemand mehr unten«, berichtete er.
    »Sind Sie ganz sicher?« fragte ich.
    »Wir haben alle Luken und Stauräume geöffnet, wo sich jemand
verstecken könnte. Nichts!«
    Ich sah, wie Perigord und Deane die Stufen zum Vorderdeck
hinuntergingen. Und dann fiel mir der leere Bootskran auf.
    »Wo ist Ihr Beiboot?« fragte ich den Amerikaner.
    »Damit ist Mr. Brown unterwegs.«
    »Wer ist Mr. Brown?«
    »Der Kunde«, sagte er. »Der Typ, der dieses Boot in Fort
Lauderdale gechartert hat.«
    »Seit wann ist er denn mit dem Beiboot unterwegs?«
    »Seit wir in den Kanal eingefahren sind. Er hat gesagt, er
will schon vorausfahren, er wartet dann auf uns am Ausgang des Kanals.«
    Er ging zu den beiden anderen hinunter.
    »Robinson ist uns entkommen«, sagte ich zu dem Kapitän des
Zollbootes, der bei mir auf der Brücke geblieben war. »Wahrscheinlich
hat er das Zollboot bemerkt und sich abgesetzt.«
    »Er wird nicht weit kommen. Wir haben ein zweites Boot am
anderen Ende des Kanals stationiert.«
    »Ich würde mich nicht darauf verlassen, daß dieser Mann je am
andern Ende ankommt«, schnaufte Billy.
    Der Amerikaner, der sich mit dem Koch und dem Ingenieur
unterhalten hatte, kam zurück. »Kann mir jetzt irgend jemand sagen, was
das ganze Theater eigentlich soll?«
    Wir ließen ihn stehen und gingen auf das Zollboot zurück. Dann
kletterten wir wieder auf unser Schlauchboot hinunter.
    Ich startete den Motor und hörte, wie Deane uns nachrief.
»Kommen Sie zurück, Mangan!« Ich entschloß mich, die Aufforderung zu
überhören, und drehte das Gas bis zum Anschlag. Wie der Blitz schossen
wir unter der Brücke hindurch. Ich wandte mich um und erkannte Deanes
kleiner werdende Silhouette an Bord der ›Capistrano‹. Er ruderte mit
den Armen.
    »Ich schätze, er macht sich Sorgen um das Schicksal von Mr.
Robinson«, lachte Billy. »Recht hat er!« Er zog eine Pistole aus dem
Halfter.
    »Tu um Gottes willen das Ding weg«, sagte ich. »Wenn Deane das
erfährt, bist du reif für den Knast. Die Polizei auf den Bahamas hat
was gegen Mord.«
    »Das ist kein Mord«, sagte Billy, »das ist eine Hinrichtung.«
    Immerhin steckte er die Pistole in den Halfter zurück.
    Mit Höchstgeschwindigkeit glitten wir den Lucayan-Kanal
entlang. Keine Boote, keine
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