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Bahama-Krise

Bahama-Krise

Titel: Bahama-Krise
Autoren: Desmond Bagley
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die Fährte von Robinson wieder aufnehmen?«
fragte er dann.
    »Ich weiß es nicht«, sagte ich. Wir wälzten das Problem hin
und her, ohne zu einem Ergebnis zu kommen. Schließlich sah ich auf die
Uhr. »Ich bin mit Perigord und seinem Vorgesetzten verabredet«, sagte
ich. »Vielleicht erfahre ich dort etwas, das uns weiterhilft.«
    Und dann ging die Sonne auf. In Gestalt von Rodriguez, der ins
Büro gestürmt kam. »Ich habe was für Sie«, sagte er und legte ein Foto
auf den Tisch.
    Es war ein scharfes Foto, das mußte man sagen. Nicht zu
vergleichen mit der grobkörnigen Lichtbildnerei, wie ich sie bei meinem
Anflug auf das Boot von Kayles praktiziert hatte. Das Foto zeigte
Carrasco. Er stand vor einem Boot mit Außenbordmotor, dessen Bug auf
den Strand hinaufgezogen worden war. Im Heck des Bootes saß ein anderer
Mann, der die Pinne des Motors in der Hand hielt. Ein unbekanntes
Gesicht, keinerlei Ähnlichkeit mit Robinson.
    »Habt ihr das gestern nacht aufgenommen?«
    Rodriguez nickte.
    »Ihr seid ja verrückt, daß ihr mit Blitzlicht fotografiert
habt. Wie hat Carrasco reagiert?«
    »Wer sagt denn was von Blitzlicht?« wehrte sich Rodriguez.
    »Aber wie habt ihr denn dann …«
    »Ich habe meine Infrarotkamera verwendet«, erklärte er und
lächelte stolz. »Diese Kamera wurde ursprünglich für die Artillerie
entwickelt. Normalerweise genügt schon das Licht der Sterne. Aber
letzte Nacht hatten wir ideale Bedingungen, Vollmond.«
    Ich betrachtete das Foto aufmerksam, dann gab ich es Billy.
    »Alles gut und schön«, sagte ich. »Aber das bringt uns nicht
viel weiter. Wir haben Carrasco auf dem Foto, den wir gar nicht mehr
brauchen, weil er schon tot ist. Und wir haben einen Unbekannten.« Ich
dachte nach. »Ich werde das Foto Perigord geben. Vielleicht kann er
helfen, den Unbekannten zu identifizieren.«
    Rodriguez grinste.
    »Sonst sind Sie gesund?« fragte ich.
    »Ich habe noch ein Foto gemacht«, sagte
er. Es war das Bonbon, das er für mich aufbewahrt hatte. »Sehen Sie
sich das einmal an, besonders das Heck des Bootes.« Er legte einen
zweiten Abzug auf den Schreibtisch.
    Ich betrachtete das Bild. Das Boot war umgedreht worden, so
daß sein Bug auf das Meer hinauswies. Eine Beschriftung war zu
erkennen: ›Tender to Capistrano.‹ Was in der unbedarften Sprache der
Landratten soviel bedeutete wie ›Zubringerboot für die Jacht
Capistrano‹.
    »Treffer!« sagte ich zu Rodriguez. »Vielleicht gibt es doch
noch eine Chance für Sie, daß Sie nicht zum Nachtwächter umsatteln
müssen.« Ich sah zu Billy auf. »Du könntest mir jetzt helfen. Während
ich zu Perigord gehe, könntest du alle Jachthäfen abtelefonieren und
feststellen, wo die ›Capistrano‹ liegt.«
    Fünf Minuten später saß ich in Perigords Büro. Wir waren nicht
allein. Auch Kommissar Deane war anwesend, ein weißer Bahamaner. Ich
kannte ihn, wenn auch nicht näher. Wir waren in Nassau gemeinsam zur
Schule gegangen, allerdings in verschiedenen Klassen. Ich war bei den
Jüngsten, er im letzten Jahr. Nach der Ausbildung auf den Bahamas war
er nach Cambridge gegangen, wohin ich ihm später folgen sollte. Deane
war als fertiger Rechtsanwalt auf die Bahamas zurückgekehrt. Anders als
die meisten Kollegen mit dieser Berufsausbildung war er bei der Polizei
gelandet, wo er sich alsbald zur Spitze durchkämpfte. Wer sonst als
Rechtsanwalt auf die Heimatinseln zurückkehrte, zog es vor, als
Abgeordneter im Inselparlament unterzukommen. Deane galt als Mann des
harten Kurses, seine Schärfe war ebenso gefürchtet wie sein
Sachverstand.
    »Ich höre die erstaunlichsten Dinge über Sie, Mr. Mangan«,
empfing er mich.
    »Vielleicht können wir über die erstaunlichen Dinge später
reden«, konterte ich. »Sehen Sie sich erst einmal dieses Foto an.« Ich
warf das Foto auf den Tisch. »Mit diesem Boot ist Carrasco auf die
Jacht übergesetzt. Die Jacht heißt ›Capistrano‹. Rodriguez hat das Foto
letzte Nacht aufgenommen.«
    Ich mußte erklären, wieso das Foto trotz der Dunkelheit
zustande gekommen war. Als ich damit fertig war, zwinkerte Perigord
seinem Vorgesetzten zu. »Wenn Sie gestatten?«
    »Es kann losgehen!« sagte Deane. Perigord verließ den Raum. Es
blieb mir verborgen, was die beiden vorher abgesprochen hatten.
    »Wie ich eingangs sagte«, nahm Deane den Faden wieder auf,
»man hört die erstaunlichsten Dinge über Sie. In Ihren Hotels ist der
Teufel los. Perigord berichtet mir, Sie haben da eine abenteuerliche
These aufgestellt. Sie
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