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Bädersterben: Kriminalroman

Bädersterben: Kriminalroman

Titel: Bädersterben: Kriminalroman
Autoren: Kurt Geisler
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ausließ.
    »Der Tote kommt von Helgoland. Das ist ein schwieriges Pflaster für polizeiliche Ermittlungen, weil jeder jeden kennt und man zusammenhält. Diesen Pahl, den Besitzer der Arche, haben wir bereits ausgiebig verhört. Wir vermuten, dass er sich in einer wirtschaftlich schwierigen Situation befindet. Auch hier werden wir Nachforschungen anstellen, aber die werden sich langwierig gestalten. Mal sehen, was dabei herauskommt.« Hansen zuckte mit den Schultern.
    Stuhr sah ihn eindringlich an. »Ihr kommt nicht weiter, richtig?.«
    Kommissar Hansen nickte. »Stuhr, es wird ernst. Wenn du mir wirklich helfen willst, dann musst du morgen früh nach Helgoland fahren. Inkognito. Wäre vermutlich nicht schlecht, wenn du Olli Heldt an deiner Seite hättest.«
    Innerlich musste Hansen darüber lachen, wie verdattert Stuhr ihn jetzt anblickte. Aber er kannte ihn zu gut. Je klarer die Ansage war, umso größer war die Wahrscheinlichkeit, dass Stuhr für ihn in die Gänge kam. Der Kommissar legte nach.
    »Komm, Stuhr, du verpasst da draußen auf dem Sand nichts. Im Zweifelsfall hast du auf Helgoland mehr Erholung als zwischen diesen vielen Yuppies hier. Am besten nimmst du gleich morgens den Flieger ab Büsum. Spesen kann ich dir zwar nicht erstatten, aber immerhin gibt es auf Helgoland Schnaps und Zigaretten zollfrei. Ihr müsst unbedingt die Lebensumstände von diesem Michael Reinicke ermitteln. Wenn du das für mich machst, dann hast du echt einen gut bei mir.«
    Richtig abgeneigt schien Stuhr nicht zu sein. Er überlegte einen Moment, dann brummte er zustimmend. Er schien Feuer gefangen zu haben.
    Hansen freute sich, dass seine Überzeugungsarbeit so schnell Früchte getragen hatte und reichte ihm die Hand. »Danke, Stuhr. Ich muss jetzt zur Polizeiwache. Lass uns nachher noch telefonieren und alles genau besprechen. Einverstanden?«
    Stuhr nickte und verabschiedete sich.
    Natürlich tat es Hansen weh, dass er ihm nicht reinen Wein einschenken konnte, denn Stuhr konnte nicht ahnen, dass das immerhin jetzt schon der zweite brutale Strandmord an der Nordsee in diesem Sommer gewesen war. Der andere Mord in Westerland konnte bisher von der Kripo unter Verschluss gehalten werden, aber hier war das nicht möglich. Der Ministerpräsident persönlich hatte bereits beim Innenminister interveniert und seine Befürchtung geäußert, dass der Täter den gesamten Nordseetourismus zum Erliegen bringen könnte. Das Gespenst des Bädersterbens an der Nordsee wurde bereits beschworen. Als verantwortlicher Ermittler war er jedoch trotz seiner polizeilichen Möglichkeiten mit seinem Latein am Ende, und der Kollege in Westerland auch.
    Stuhr dagegen könnte mit Olli unauffällig die neue Fährte auf Helgoland aufnehmen. Er würde nicht auf die Mauer des Schweigens stoßen, mit der sich die Insulaner gegen die Polizeiermittlungen wehren würden. Er war genau der richtige Mann für Helgoland, denn Stuhr würde sich nicht groß mit dienstlichem Gerangel und anderen Kleinigkeiten aufhalten müssen. Minimam non curat praetor.

6 Schlachtfelder

    An der Architektur des Hotels Strandgut schieden sich die Geister auf der Halbinsel Eiderstedt. Manche fanden das an den Bauhaus-Stil angelehnte neue Strandhotel hässlich, andere wiederum schwärmten von der modernen Optik. Stuhr schätzte besonders, dass die Zimmer der Kategorie Meerblick die Aussicht auf den Sand und die Pfahlbauten ermöglichten, und das sogar von der gläsernen Dusche aus. Der direkte Hotelzugang zur Therme nebenan war überaus komfortabel, und von der Technik her gab es zudem vom Flachbildschirm bis zur Funkvernetzung fürs Notebook nichts zu bemängeln. Die Inneneinrichtung war zurückhaltend in Weiß gehalten, aber farbige Akzente sorgten dafür, dass man immer das Gefühl hatte, sich in einem der schönsten Hotels an der Nordsee zu befinden.

    Stuhr selbst hatte es bei diesem schönen Wetter auf seine Terrasse hinausgezogen. Er blickte sinnend von seiner hohen Warte im 4. Stock über die Salzwiesen auf den Sand, der von Urlaubern wimmelte. Der seitliche Blick auf den provinziellen kleinen Ortskern von St. Peter-Bad erinnerte Stuhr jedoch gleichzeitig an manche tristen Momente, wenn das Wetter nicht recht mitspielte. Und überhaupt: Was war schon eine langweilige Strandwoche gegen einen neuen prickelnden Fall? Auf Helgoland freute er sich bereits, denn dort war er noch nie gewesen. Mit Olli hatte er auch schon telefoniert, der wollte morgen direkt von Hamburg mit dem Katamaran
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