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Bädersterben: Kriminalroman

Bädersterben: Kriminalroman

Titel: Bädersterben: Kriminalroman
Autoren: Kurt Geisler
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still vor sich hin, damit hatte ihn Hansen bisher immer bekommen. Nein, dieses Mal aber nicht. Andererseits – wenn das Wetter hier umschlagen sollte, dann konnte die Zeit einem schon lang werden, denn nur in der Kneipe hocken konnte man ja auch nicht.
    Vorsichtig stellte Stuhr die Frage, die nun alles ins Rollen bringen würde:. »Hansen, was soll ich denn für dich tun?«

5 Latein am Ende

    Kommissar Hansen bemerkte sofort, dass Stuhr nicht uninteressiert an dem Fall schien. Auf dem Deich fasste er noch einmal zusammen, was er Stuhr auf der Seebrücke berichtet hatte.
    »Eine äußerst undurchsichtige Kiste, Stuhr, obwohl es viele außergewöhnliche Tatumstände gibt. Die Menschen flüchten vor dem Sturm von der Sandbank. Fast zur gleichen Zeit muss der Täter oder die Täterin unbemerkt das Opfer unter die Arche gebracht, geknebelt und auf die Holzpalette gebunden haben. Dann hat das Hochwasser das Opfer immer heftiger gegen die Pfähle und den Unterboden geschlagen. Erst am nächsten Morgen, also etwa zwölf Stunden später, entdecken Passanten die Leiche?«
    Stuhr zuckte mit den Schultern und fragte nach. »Weiß man denn, wann genau das Opfer gestorben ist?«
    Hansen schaute abwehrend. »Nein, darüber gibt es noch keine Erkenntnisse. In jedem Fall wird der Knebel im Mund nicht allzu lange eindringendes Wasser abgehalten haben, und nur durch die Nase zu atmen wird ein schwieriges Unterfangen gewesen sein. Unter diesen Umständen kann das Opfer schnell ertrunken sein. Wenn nicht, dann muss der Tote durch die Wucht der Schläge äußerst qualvoll gestorben sein.«
    Stuhr schaute betroffen. »Gibt es denn Hinweise, woher das Opfer stammt?«
    Hansen schüttelte den Kopf. »Nein, wir wissen nur, dass es sich um einen Mann handelt, etwa 50 Jahre alt, sportlicher Körperbau. Er wird schwer zu identifizieren sein, so wie der zugerichtet worden ist. Wir warten auf eine Vermisstenmeldung, zu der wir ihn vielleicht zuordnen können. Dann müssen wir sehen, ob wir von dem Opfer auf den Täterkreis schließen können.«
    Stuhr begann zu spekulieren. »Nach deinen Schilderungen scheint ja nicht allzuviel Blut geflossen zu sein. Vielleicht war das Opfer schon lange vorher tot. Dann hätte es der Täter erheblich leichter gehabt, ihn unter der Arche festzubinden. Im Übrigen neigen Tote auch nicht dazu auszusagen.«
    Hansen überlegte. »Natürlich gibt es noch mehrere Möglichkeiten. Das Opfer könnte sich zum Zeitpunkt des Sturms genauso gut zufällig unter der Arche aufgehalten haben.«
    »Was sollte das Opfer denn freiwillig unter der Arche getrieben haben?«, widersprach Stuhr energisch. »Die Menschen flüchteten in Panik vor dem Sturm an Land, immerhin war das Hochwasser im Anmarsch. Das Opfer hätte höchstens auf den Pfahlbau flüchten und sich so vor der Flut retten können. Der Nachtwächter hätte ihm sicherlich geöffnet. Nein, es erscheint mir wahrscheinlicher, dass der Mord vorher geschehen und die Leiche hinterher zur Arche transportiert worden ist.«
    Hansen machte eine wegwerfende Geste. »Es wäre viel zu auffällig gewesen, wenn ein Fahrzeug gegen die vom Sand strömenden Massen gefahren wäre. Der Fahrer würde sicher schnell wiedererkannt werden.«
    »Nein, keineswegs!«, ereiferte sich Stuhr. »Jedenfalls nicht an der Stelle, an der das Opfer gefunden wurde. Bei der Seebrücke gibt es nämlich keine Öffnung, durch die Fahrzeuge den Deich zur Arche hin überqueren können. Man muss in großem Bogen aus dem Norden kommend vom Deichübergang bei der Badestelle Ording zur Arche fahren, und aus genau der gleichen Richtung waren die flüchtenden Strandgänger auf den Kopf der Seebrücke zugestrebt, um darüber hinter den Deich zu flüchten. Im Übrigen könnte der Wagen ja bereits eine ganze Weile vor dem Unwetter mit dem Toten im Kofferraum bei der Arche geparkt haben.«
    »Das Befahren des gesamten Sandes außerhalb der eingezäunten Parkplätze ist aber nur wenigen Fahrzeugen erlaubt. Lieferanten, Entsorgern und Rettungsfahrzeugen. Die benötigen alle eine Sondergenehmigung.«
    Stuhr nickte zustimmend. »Ja, Hansen, aber das ist doch ein Riesenvorteil für uns, denn es würde den Kreis der Verdächtigen erheblich einschränken. Der Besitzer der Arche, der hat doch sicherlich auch eine Sondergenehmigung.«
    Stuhr mochte recht haben, aber genau diese Variante würde die langwierigsten Ermittlungen nach sich ziehen. Es war nahezu unmöglich, auf dem Dienstweg schnell genug an die Liste heranzukommen.
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