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Bädersterben: Kriminalroman

Bädersterben: Kriminalroman

Titel: Bädersterben: Kriminalroman
Autoren: Kurt Geisler
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Endlich konnte der kleine Junge die Wange seines traurigen Vater kurz mit der Hand berühren, um ihn zu trösten. Das schien er vermutlich zu kennen, als seine Eltern noch zusammenlebten und sich vermutlich am Ende der Ehe ständig gestritten hatten.
    Die Welt in Sankt Peter schien in dem Moment stillzustehen, als die Clausen ihrem ehemaligen Ehemann starr in die Augen blickte und fast mechanisch die Frage stellte, die sie in den letzten Tagen bestimmt schon hundertmal bewegt hatte. »Thies, warum hast du uns beiden das nur angetan?«
    Thies Theißen streichelte seinen Sohn kurz zurück. Dann richtete sich sein Blick wieder auf den Sarg mit der sterblichen Hülle von Anna Maria Rasmussen, und er setzte den Weg mit ihr schweigend fort.

     
    Hein fand das natürlich übertrieben von der Clausen, wie Frauen manchmal eben so sind, denn Thies Theißen galt im Dorf eigentlich nicht als schlechter Kerl. Im Gegenteil, man sagte ihm nach, dass er das breiteste Kreuz an der Westküste haben sollte. Hein Timm erinnerte sich an einen Spruch seines Vaters. Im Krieg und in der Liebe ist alles erlaubt.
    Sicherlich, den Jungen hatte Thies Theißen gemeinsam mit der Clausen, aber Anna Maria Rasmussen schien seine große Liebe gewesen zu sein. Theißen sollte nach dem Auffinden der Leiche von Anna Maria sofort den Kontakt zu ihrem gehörnten Ehemann auf Helgoland gesucht und alle Karten auf den Tisch gelegt haben, was ihn wiederum menschlich auszeichnete. Letztendlich soll dieser Rasmus Rasmussen angeblich sogar erleichtert gewesen sein, seine Frau nicht an einen Schmutzfinken wie Duckstein oder seinen Bruder verloren zu haben. Gemeinsam sollten sie sich beide auf Sankt Peter als Grabesstätte geeinigt haben. Das erzählte man sich jedenfalls im Dorf, man wusste es aber nicht genau. Um also ein richtiges Bild zu gewinnen, musste man eben selbst in die Kirche gehen.
    Hein Timm interessierten diese Geschichten ansonsten aber nur wenig. Er lief dem Trauerzug nur noch hinterher, um zu sehen, wer die letzte Rose in das Grab warf. Es war Thies Theißen.
    Wieder läuteten die Glocken und trugen die Kunde von Anna Maria Rasmussens Beisetzung bis über das Meer. Hein Timm hatte diese Beerdigung mehr gerührt als vermutet, denn der Junge tat ihm leid. Er blickte sich um. Gab es hier denn nicht einen Platz auf dem Friedhof, wo er Ruhe finden konnte?

     

     
    E N D E

     
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