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Bädersterben: Kriminalroman

Bädersterben: Kriminalroman

Titel: Bädersterben: Kriminalroman
Autoren: Kurt Geisler
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»Siehst du Stuhr, und genau dafür brauche ich dich. Die Fahrerlaubnisse für das Wattenmeer sollen von einer Landesbehörde ausgestellt werden. Kannst du nicht einmal deine alten Kontakte spielen lassen, damit wir schnell an die Liste der genehmigten Kennzeichen kommen, die auf den Sand fahren dürfen? Auf dem Amtsweg würde das Wochen dauern.«
    Als Stuhr nickte, seufzte Kommissar Hansen erleichtert auf und beschleunigte seinen Schritt. Er war bei dem Leiter der Polizeiwache am Deichgrafenweg angekündigt, mit dem er gleich besprechen würde, wie man am besten Tatzeugen auftreiben konnte. Clausen sollte der heißen, wie ihm sein Oberkommissar Stüber mitgeteilt hatte, der die Ermittlungen am Pfahlbau weiter überwachte. Hansen war zu sehr in seine Gedanken vertieft, um zu bemerken, dass sein Telefon in der Hose klingelte. Stuhr machte ihn darauf aufmerksam, und Hansen blieb abrupt stehen, um das Gerät herauszufummeln. Es war sein Oberkommissar.
    »Moin, Chef, Stüber hier. Hartes Brot in der Arche. Aus dem Pahl haben wir so gut wie nichts herausbekommen. Das ist ein eigenartiger Typ. Auf den ersten Blick macht er einen ruhigen und freundlichen Eindruck. Aber immer wieder blickt er gehetzt, als wenn er irgendwie unter Druck steht. Dem geht es längst nicht so gut, wie er vorgibt. Der war ziemlich geschockt, obwohl er nicht den Eindruck macht, ein Weichei zu sein. Seine Aussagen sind so aalglatt, dass man ihn nicht zu fassen bekommt. Wer weiß, vielleicht war der Tote eine Drohung an ihn?«

    Die Vermutung stimmte Hansen nachdenklich, denn dieser Gedanke hatte ihn bereits den ganzen Morgen über begleitet. Warum sollte ein Mord so theatralisch inszeniert werden, wenn nicht zur Abschreckung? Die Frage war nur, wer oder was abgeschreckt werden sollte. Hansen hörte Stübers krächzende Stimme durchs Handy.
    »Chef, sind Sie noch da? Ich habe noch eine interessante Information für Sie. Der Tote heißt vermutlich Michael Reinicke und war ein Mitarbeiter der Biologischen Anstalt Helgoland. Er soll dienstlich am letzten Donnerstag mit dem Flieger nach St. Peter-Ording aufgebrochen sein, aber er ist Freitag nicht an seinen Arbeitsplatz zurückgekehrt. Die Polizei in Bad Bederkesa hat heute Morgen eine Vermisstenmeldung von Reinickes ehemaliger Frau aufgenommen. Die Personenbeschreibung könnte übereinstimmen, und einige äußere Merkmale, die noch zu identifizieren waren, haben wir vorgefunden. Jetzt analysieren die Kollegen den Kiefer. Dann habe ich den Kollegen Rost von der Wasserschutzpolizei Helgoland angerufen und nach dem Reinicke befragt. Rost hat sich aber ziemlich bedeckt gehalten und lediglich angedeutet, dass dieser Reinicke eine schillernde Figur war. Dienstlich würde seiner Ansicht nach jedoch wenig zu ermitteln sein, weil sich die Insulaner alle kennen und gegenseitig schützen. Er schlug vor, besser jemanden nach Helgoland zu entsenden, der unverdächtig wäre. Chef, das wäre doch genau die richtige Aufgabe für Ihre beiden Handlanger. Die schrägen Vögel würden dort perfekt hinpassen.«
    Hansen hielt inne. Führte ihn sein unzufriedener Oberkommissar jetzt vor? Klar, Stübers Attacke zielte auf Stuhr und seinen jüngeren Freund Oliver Heldt aus Hamburg, die schon öfter hilfreich für ihn tätig gewesen waren, wenn seine dienstlichen Möglichkeiten nicht mehr ausreichten. Stuhr, mit dem er sich seit dem ersten Fall duzte, war ein Frühpensionär aus der Kieler Staatskanzlei und hatte immer noch gute Kontakte in die Landesverwaltung hinein. Oliver Heldt, den seine Freunde Olli nennen durften, war in vielerlei Hinsicht das genaue Gegenteil. Stuhr und Heldt waren sich in einem früheren Fall über die Füße gelaufen. Sie stellten schnell fest, dass sie sich gut ergänzten, wobei sie stets aus völlig unterschiedlichen Motiven handelten. Das hatte sich Hansen schon oft zunutze machen können, sehr zum Leidwesen seines Oberkommissars, der immer streng den Dienstweg einhielt, außer wenn es um die Belange seiner frischvermählten Gattin ging, die in der Kieler Innenstadt ein Hotel betrieb. Obwohl Hansen vermuten musste, dass sich sein Oberkommissar vor der Reise nach Helgoland drücken wollte, schien ihm das keine schlechte Idee zu sein, denn Stüber und er würden wegen des Falles länger in   Sankt Peter gebunden sein.

    Sie beendeten das Gespräch, und Kommissar Hansen wandte sich mit ernstem Blick zu Stuhr um. Er berichtete kurz von dem Gespräch, wobei er Stübers letzte Sätze natürlich
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