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Bad Hair Years

Bad Hair Years

Titel: Bad Hair Years
Autoren: M Kink
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denk ich, aber you definitely should.
    P.: »Right. Just one glass, though.«
    Hier großes Gelächter aus der Küche. Kollege Marc holt sich gerade einen Kaffee. Oder das, was man in diesem Land dafür hält.
    J., kleinlaut: »Well, I’m drinking a bit more, but you know,
I feel so much better, I actually feel healthy and happy!«
    Ach was, denk ich. Bahnbrechende Erkenntnisse hier.
    J.: »… and also? It helps me sleep!«
    Ich kann nicht mehr: »Joan. That’s because you’re drunk every night.«
    J.: ein kleines bisschen aggressiv: »Yeah, well. Whatever.
I just turned thirtyfive. I’m thinking fuck all the good girl shit. You know?«
    Peggy kuckt ein bisschen entsetzt. Right on, Joanie Baby, denk ich. Geht doch.

Brooklyn, Bronx, Queens and Staten, from the Battery to the top of Manhattan
    Ich fand das Leben im Hotel ziemlich angenehm und verbrachte sowieso die meiste Zeit im Büro, trotzdem war es an der Zeit, mir endlich eine eigene Wohnung zu suchen. Schließlich war ich gekommen, um zu bleiben, und eventuell würde mir eine feste Adresse dabei helfen, das auch zu glauben. Ich hatte nichts als eine Liste mit Maklern, die mir die Personalabteilung gemailt hatte, den Stadtplan von New York und keine Ahnung. Wie funktionierte das hier? Was konnte ich mir leisten und vor allem wo? Nun möchte man meinen, es sei extrem schwierig, in New York eine Wohnung zu finden, ist es aber nicht. Man braucht einfach nur genug Geld wie in München auch und in Manhattan halt noch ein bisschen mehr. Hier geht man auf die Straße und ist nach fünf Minuten zwanzig Dollar los. Nach zehn Minuten dann vierzig und immer so weiter. Ich weiß nicht wofür, als ich das feststellte, hatte ich mein inneres Konsumbiest noch gar nicht losgelassen.
    Es gab jede Menge verfügbare Wohnungen, allerdings handelte es sich bei den meisten nicht um Wohnungen im herkömmlichen Sinn, sondern um Schuhschachteln. Zu Mietpreisen, die nicht von dieser Welt sind, so ein Blick auf die zehn Zentimeter entfernte Nachbarhauswand hat schließlich seinen Preis. Die Frage, wo zu residieren sei, stellte sich mir erst gar nicht. Brooklyn steckte damals noch in den sprichwörtlichen Kinderschuhen und war noch nicht, wie heute, von echten Babyschuhen übersät. Jersey stand erst recht nicht zur Debatte, denn zwar war ich nun ein echtes »working girl«, aber noch lange nicht Melanie Griffith. Ich jedenfalls trug niemals Sneakers an Kostüm und die Heels in einer extra Tasche, dafür gebührt mir eigentlich irgendein Preis. Oder Schmerzensgeld.
    Außerdem war New Jersey ebenso wie Brooklyn zu weit weg, meine Arbeitszeiten waren ebenfalls nicht von dieser Welt, und ich sah mich außerstande, auch noch morgens und abends eine Brücke zu über- oder unterqueren. Also: Downtown – »where all the lights are bright, downtown – things will be waiting for you-hou«. Ich traf mich gewissenhaft und genervt zugleich mit diversen Maklern, sah schöne und nicht so schöne Schachteln und gab dabei die Hoffnung nie auf, doch noch einen Winterstiefel-Karton statt einer Flipflop-Tüte zu finden. Es dauerte und nervte und dauerte, und dann kam der 11. September und machte meine Downtown-Träume dem Erdboden gleich. Am 13. September unterschrieb ich einen Mietvertrag für einen offenen Kamin in einem Brownstone an der Upper West Side, fünf Minuten vom Central Park entfernt. Auch schön.
    Was red ich, sensationell natürlich, genau die Neighbourhood, in der Seinfeld und Kramer rumspazieren und in der Woody Allen bei Zabar’s einkaufen geht. Zwischen Broadway, Amsterdam Avenue und Central Park stehen die Chancen gut, einen von den echten New Yorkern zu treffen. Und Seinfeld oder Allen erkenne selbst ich.
    Ich fiel erstaunlich leicht in mein neues Leben, mit nur kleinen Hindernissen, die samt und sonders mit der Sprache zu tun hatten, was ich lange empört nicht wahrhaben wollte, schließlich ist mein Englisch perfekt, sieht man mal vom Akzent ab. Ich schrieb das beste Englischabitur meines Jahrgangs (A. aus meinem Abiturjahrgang, solltest du dies lesen: bitte überlies das doch), brach ein Anglistikstudium und eine Ausbildung zum Übersetzer und Dolmetscher ab, und ich war sofort nach dem Abitur ein Jahr als Au-Pair in New York. Wo ich die mir anvertrauten Kinder auch nicht wirklich verstand, es gelang mir nicht, die Verbindung zwischen »bldschuus!« und »Applejuice« herzustellen, schon gar nicht, wenn ein hysterischer Dreijähriger sich dabei an der Supermarktkasse auf dem
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