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Bad Hair Years

Bad Hair Years

Titel: Bad Hair Years
Autoren: M Kink
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kennen keine Zeitverschiebungen. Ich trage es ihm nicht nach, ich frage mich ehrlich gesagt heute noch, wie er das alles geschafft hat. Ich meine, mit mir als Assistentin?
    Es arbeitete sich hervorragend ganz da oben, ich hatte meine eigenen Visitenkarten, meine Zweitsekretärin kümmerte sich um Reisekosten und all den lästigen Kram, und ich war Herrscherin über Terminkalender und Telefon. Man könnte glauben, es sei äußerst demanding, die Termine eines Big Boss zu managen, ist es aber nicht. Man befiehlt einfach Datum, Ort und Uhrzeit, dann springen die Leute schon, es bleibt ihnen ja nichts anderes übrig. Außerdem wurde ich immer gut behandelt, als »Personal and Executive Assistent to the Chairman and CEO« hat man in Amerika einfach einen ganz anderen Stand als in Deutschland. Immer, wenn ich meinen Job und meinen Arbeitgeber nannte, drückten mir junge Menschen Demo-CDs mit oftmals gar nicht so übler Musik in die Hand. Manche davon höre ich mir heute noch gerne an, seltsam, dass keiner von denen es jemals geschafft hat.
    Die vielen Martinis und Cosmopolitans mit den Kollegen, meist in Hotelbars, weil man dort damals noch rauchen durfte, halfen auch recht zuverlässig, den Stress zu vergessen. Obwohl ich eigentlich keine Drinks trinke, gelang mir das äußerst elegant. Wie man Alkohol verträgt, hatte ich in München mit Bier und Wein gelernt, den Rest kuckte ich mir bei Sex and the City ab.
    Um mich an die Gepflogenheiten meiner amerikanischen Kolleginnen zu gewöhnen, musste ich nur gut zuhören. Ich hatte mich vorerst auf Peggy konzentriert, denn die saß bei mir im Büro und ist für sich schon verrückt genug. Kollegin Joan allerdings schlug Peggy mit links. Joan ist ein echtes New York Girl, und ich weiß, was ihr denkt. Ihr denkt supermodeldünn, Absätze niemals unter acht Zentimetern, geht viermal die Woche mit einer Designer-Yogamatte unter dem Arm zum Yoga, im Village versteht sich, und hat auch ansonsten diesen coolen Chic. Aber nein.
    Viele der typischen New York Girls kommen aus Long Island, sind schon eine Weile über dreißig, sehen aber nicht so aus. Da steckt viel Zeit und Geld drin. Niemals vorher und bis heute nicht habe ich gepflegtere Frauen als in Manhattan gesehen, von den glänzend glatten Haaren über exakt gezupfte Augenbrauen bis hin zu den makellos manikürten Nägeln, von Make-up, Kleidung und Bikini-Waxing ganz zu schweigen. (Ich selbst habe zu heißem Wachs an empfindlichen Körperstellen nach wie vor nichts zu sagen außer »Och, nee, lass mal«.) Ein abgebrochener Fingernagel überlebt in dieser Welt nicht einmal eine Nanosekunde. Erst später sollte ich herausfinden, dass man solch niedere Arbeiten selbstverständlich nicht selbst erledigt, sondern den Profis überlässt, dem Hair-Stylisten zum Beispiel und den Girls von der Mani-Pedi. Auch Designer-Klamotten lassen sich in New York erstaunlich günstig erwerben, man muss nur wissen, wo. Ich für meinen Teil trug vorerst noch meine H&M-Garderobe in Größe 44 und machte mir die Nägel selbst, sprich schlampig oder gar nicht. Gott sei Dank hatten auch einige dieser Superweiber ein paar weltliche Probleme. Das Single-Dasein zum Beispiel, das Alter, die Tatsache, dass die Strähnchen nicht gülden genug schimmern, die Fünfhundert-Dollar-Sandalen Blasen verursachen, und so weiter, und so fort.
    Joan zum Beispiel blieb auf ihrem Weg in die Küche öfter mal bei uns stehen, und ich muss zugeben, dass ich viel aus ihren Gesprächen mit Peggy gelernt habe. Hier ist eines:
    J.: »You know, girls?«
    P.: »Joanie!«
    J.: »You know, girls, I have started to drink red wine every evening.«
    Whatever gets you through the night, denk ich.
    P.: »Oh, I haven’t had alcohol in over a year!«
    Das ist einer von Peggys Lieblingssätzen, und es stimmt wirklich. Offenbar war ein Silvesterabend gründlich danebengegangen, und seitdem rührt sie keinen Tropfen mehr an. Peggy ist da knallhart. Ich kenne bis heute keine Frau, die ein Diätprogramm so eisenhart durchziehen kann wie sie, auch wenn es jeden Tag nur ein Stückchen Lachs gibt. Omega-3, ihr versteht.
    J.: »Oh no, but you know, red wine is actually good for you, I just read that! For the heart and all! It even prevents heart attacks.«
    Fürs Herz, denk ich. Das kann man ja jetzt so oder so sehen.
    P.: »I heard that, too! You know, I’m thinking, I might have the occasional glass of wine for dinner again, because of that.«
    J.: »Oh, you should!«
    Passt zwar nicht zum Lachs,
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