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Bad Hair Years

Bad Hair Years

Titel: Bad Hair Years
Autoren: M Kink
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Vorzimmerdame, und bezeichne die Vorzimmerdame nicht als Dame, niemals. Ich habe selbst gerade »Dame« gesagt, ich meine natürlich Drachen. Es ist kein Gerücht, dass man mit Schleimen und Nettsein schneller einen Termin beim Chef bekommt, wir fallen da wirklich drauf rein.
    Mit »skinny little bitch« bezeichnen Frauen über dreißig gerne mal Girls um die zwanzig, und ihr dürft jetzt gerne »verbittert, frustriert« und so weiter denken, aber ich werd den Teufel tun, das zuzugeben. Dementsprechend beruhigen sich die Kolleginnen auch den ganzen Tag nicht mehr, wobei jede Einzelne ihrem Ärger mit dem ein oder anderen Donut in der Hand Luft macht. Mein Rolling Stone hab ich nicht zurückbekommen, aber dafür eine richtige Rockband, und das auch noch am selben Tag. Ladies and Gentlemen: The Foo Fighters. Brought to you right here in my office.
    Peggy lässt mich erst mal sitzen und verschwindet im bathroom. Meine musikalischen Präferenzen lagen damals vor allem bei Northern Soul, ich war deshalb nicht ganz so aufgeregt und dann aber doch ob Dave Grohls sexy Sonnenbrille schwer beeindruckt. Auch Peggy erscheint nach Stunden zurück aus der Toilette, die Haare blonder, der Teint strahlender, die Lippen glossiger. Die Jungs lungern bei uns herum und fangen an zu flirten.
    Strike.
    Ich flirte schamlos zurück, schließlich könnte das schon meine erste Fluchtmöglichkeit aus dem Vorzimmer sein. Dave lächelt auch, ich habe so gut wie gewonnen und sehe mich schon lässig Champagner ordern und ab und zu einen Fernseher aus dem Hotelfenster werfen. Mein Tagtraum wird aber leider gnadenlos vom Chef unterbrochen, und da geht er und mit ihm mein Leben als Rockstarbraut. Oder als Groupie, meinetwegen, aber dafür bin ich eigentlich schon zu alt.

»Groupie! Ich schmeiß mich weg. In den Klamotten!«
    »Was soll das denn heißen?«
    »Wie die aussieht! Die sieht immer noch aus wie München.«
    »Gut sieht sie aus!«
    »Langweilig sieht sie aus, stinklangweilig.
Wir sind hier in New York City.
Wir gehen jetzt shoppen.«
    »Toll sieht sie aus!«
    »Sie trägt Jeans von H&M und Schuhe von Bartu.«
    »Und was ist daran falsch?«
    »Es muss Seven for all Mankind und Marc Jacobs und Manolo Blahnik heißen.«
    »Du kuckst zu viel Sex and the City.«

Wollte einkaufen, war shoppen
    Am woman, must shop. Schließlich lebe ich jetzt in der Stadt, in der’s erfunden wurde, was soll ich machen. Außerdem habe ich plötzlich genug Geld, und die Kilos rutschen mir nur so von den Hüften. Reich UND dünn, har har. Das! Und das und das! Und das und das und das!
    Jetzt könnte man meinen, ich sei so eine, die immerzu shoppt. Es heißt übrigens »shoppen«, damit es leichter von der unsexy kleinen Schwester, dem Einkaufen, zu unterscheiden ist, nämlich so: Man »kauft« ein neues Kleid nicht »ein«, andersherum geht man Milch und Honig nicht »shoppen«. Tut man es doch, ist man einfach nur ein Mensch, der sich seltsam ausdrückt. Eine von denen also, die samstags energiegeladen das Haus verlassen, um mit der besten Freundin die Innenstadt leer zu räumen, eine Yogurette-Frau. Danach trinkt man einen Latte, aus dem recht zügig fünf Prosecco werden. Könnte ich fast verstehen, wenn man denkt, ich sei so eine.
    Bin ich aber nicht. Zum einen fehlen mir sämtliche Features, die ein derartiges Wochenendverhalten auch nur im Ansatz ermöglichen. Wäre ich so eine, müsste ich zum anderen nicht drei- bis hundertmal nachsehen, ob der Herd aus ist, bevor ich das Haus verlasse. So eine trinkt Nespresso aus der Nespressomaschine, welche meines Wissens nicht gleich die ganze Wohnung in Brand steckt, wenn man sie versehentlich mal anlässt. Shoppen halte ich aufgrund meines sehr dünnen Nervenkostüms nur mit mir selbst aus, und auch dann nicht immer. In Begleitung ist es mir gänzlich unmöglich. Im schlimmsten Fall berät die Begleitung, im allerschlimmsten Fall muss man die Begleitung beraten, am Ende sind alle genervt und haben tatsächlich nichts anzuziehen. Für so etwas bin ich zu ungeduldig und zu höflich, außerdem selbst mein schlimmster Kritiker. Wenn es sich irgendwie einrichten lässt, möchte ich bitte niemals wieder folgende Fragen beantworten müssen: »Aber wann zieh ich das an?«, »Aber brauch ich das wirklich?«, »Ich bin fett, oder?«. Erstens sollte man sich jeden Tag so anziehen, wie man sich fühlen will, solange die Antwort darauf nicht ständig »Braut!« lautet. Zweitens, woher soll ich wissen, ob ihr wirklich noch ein
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