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Backstage

Backstage

Titel: Backstage
Autoren: Marion Schwarzwälder
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Friseur und Visagistin kommen in fünf Minuten.» Melissa schloss die Tür hinter ihm.
    Es handelte sich um zwei geräumige Garderoben, die Verbindungstür stand offen: große Spiegel, begrenzt von grellen Lampen, Tische und bequeme Stühle davor. Melissa warf einen Blick in das Badezimmer, das besser ausgestattet war als ihr eigenes. Ein Buffet war aufgebaut, Schnittchen de Luxe, Obst, Geschirr, Bestecke, Säfte, Mineralwasser, drei Sorten, Gläser.
    Lilli Braun und Panitz trafen ein, er trug die Koffer. Lilli schloss einen auf, begann, routiniert auszupacken, Kleidung zusammenzusuchen.
    Blonde Schönheit, eine dieser Kindfrauen, die man beschützen will, die aber energisch zu werden verstand, wie Melissa durch den Griff in ihr Haar, im Flughafengedränge, erfahren hatte. Der Teint und die hellen Haare im Gesicht ließen eine echte Blondine vermuten, die aber auch bei der Haarfarbe nachhalf, wie Melissa am Haaransatz bemerkte. Sorgfältig geschminkt, gut gekleidet, aber eher für eine Abendveranstaltung, in einem Kostüm, das an Joan-Crawford-Filme der vierziger Jahre erinnerte, sehr tailliert, enger Rock bis übers Knie, ausgepolsterte Schultern, hohe Schuhe, ganz in Schwarz.
    «Lass doch, ich such mir selbst was aus», protestierte Braun. Lilli hielt inne in ihrer Wühlerei im Koffer. «Ich will dir doch nur behilflich sein.»
    «Willst du ein Glas Wein, Alter?», fragte Panitz. «Im Gebäude gibt es ein Restaurant, dort wird ja nicht auch die Prohibition ausgebrochen sein.»
    «Ob das so gut ist?», sagte Lilli.
    «Ergibt das jetzt Sinn?», zeitgleich Reimann.
    «Bitte, Leute. Das kann ich jetzt nicht brauchen. Ich will zwei Minuten alleine sein. Mit Melissa. Und ja, ich will einen Wein. Und nein, ein Glas haut mich nicht um, verdammt.»
    Panitz verließ sofort den Raum, Reimann und Lilli zögerlich. Braun drehte sich zum Spiegel, zog die Sonnenbrille ab, betrachtete sein Gesicht.
    «Machen Sie ... hör zu, wir duzen uns, ja? Besorg mir doch einen Cognac. Bitte.»
    «Ich dachte, es gäbe etwas zu besprechen?»
    Es klopfte. Eine Frau mit Schminkkoffer, dicht gefolgt von einem Berliner Promifriseur.
    «Hier hat man keine Minute seine Ruhe.»
    Braun grinste Melissa an. Sie machte sich auf den Weg zum Restaurant.
    Im Flur stand Panitz, im Gespräch. Mit Lilli. Und Reimann, der nun zu dem Saal ging, in dem die Pressekonferenz stattfinden würde.
    «Braun möchte einen Cognac, vielleicht können Sie den mitbesorgen», wandte sich Melissa an Panitz.
    Zum ersten Mal nahm sie den Mann als Einzelnen wahr. Er stand im Schatten von Braun, unauffällig, der Begleiter. Sie hatten die gleiche Körpergröße, die beiden Männer, ähnliche Figuren, Panitz etwas schmaler in den Schultern, beide schlank. Sein Gesicht war breiter, das Haar heller und kurz geschnitten, er hatte mehr Falten um Augen und Mund. Aber vor allem unterschied sie die Haltung, selbstbewusster die Brauns.
    Auch Panitz trug Leder, schlichter, fast elegant.
    Lilli trat auf Melissa zu. «Haben Sie Toms E-Mail aus Amsterdam nicht bekommen?»
    Melissas Gesichtsausdruck blieb freundlich, ließ nicht erkennen, was sie dachte. Lilli wirkte wie eine Klassenpetze, berstend vor Mitteilungsbedürfnis.
    «Lass doch, Lilli», bat Panitz.
    «Er wollte Sie ausmustern. Er braucht keinen Berlinkenner mehr. Auch keinen Seelentröster», behauptete Lilli. «Er hat Panitz wieder, der nach langen Jahren wieder aufgetaucht ist. Guter, alter Panitz.»
    «Was ist mit den Getränken?»
    «Ich besorge den Wein.» Panitz verdrehte zu Lilli hin die Augen, zog los.
    «Entschuldigen Sie mich.»
    Melissa ließ Lilli stehen, lief zu einer der gegenüberliegenden Garderoben, die leer war. Sie würde Paula anrufen, um ihr den veränderten Standort durchzugeben. Das hier konnte sich hinziehen.
    Paula Oshinski war die Abkürzung des eigentlichen Namens von Melissas Partnerin Jacobina Pauline Freifrau von Oshinski, achtunddreißig und damit vier Jahre jünger als Lissa; die Einzige, die sie, außer der Mutter, so nannte.
    Paula entstammte einer Berliner Familie, ursprünglich in Ostpreußen beheimatet, Teil des alten Westberliner Klüngels, der mühsam Notiz nahm vom neuen Gesellschaftspotpourri seit dem Regierungsumzug. Von Kind an galt Paula als eine Art schwarzes Schaf und bestätigte diesen Ruf durch die spätere Berufswahl, dem der Privatdetektivin, mit dem sie sich und ihren Sohn durchbrachte, der einer kurzen, leidenschaftlichen Jugendbeziehung entstammte; Paula hatte aber nie vor, zu
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