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Backstage

Backstage

Titel: Backstage
Autoren: Marion Schwarzwälder
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Traumarbeitsplatz war die Mordkommission, wo sie auch ein sechswöchiges Praktikum absolviert hatte.
    Zweiundzwanzig Jahre alt war das Mädchen. Sie würde sie unter die Fittiche nehmen.
    Telefongeklingel, das Handydisplay zeigte Melissas Nummer an, zum zweiten Mal in kurzer Zeit.
    «Komm sofort, Paula, ins Haus der Kulturen.»

ZWEI
    Wie viele Tropfen waren jetzt im Glas? Sechzig? Achtzig? Er würde es sich angewöhnen müssen, die eingenommene Menge zu notieren.
    Er sprühte nochmals fünf Tropfen in den Cognac, dessen Geschmack die Bitterkeit des Mittels überdecken sollte, trank das Gemisch in einem Zug aus, spülte mit Wasser nach.
    Zwanzig Minuten. Etwa zwanzig Minuten würde es dauern, bis sich die Wirkung einstellte.
    Er legte sich auf die Couch, Kissen in den Nacken, angelte nach der Fernbedienung für den DVD-Player und startete den bereits eingelegten Film.
    Verdammte Vergesslichkeit. Wenn es denn Vergesslichkeit war. Er hatte ihm die Waffe versprochen und wieder nur Ausreden. am Telefon gehabt.
    Er brauchte eine Waffe.
    Er verzog den Unterkiefer, Mundgymnastik, boxte ein paar Mal in die Luft, um die Schläfrigkeit abzuschütteln.
    Sie würde ihn finden, davon musste er ausgehen. Nach allem, was er über sie erfahren konnte, war sie gut in ihrem Job. Sehr gut.
    Und er baute ab. So jedenfalls hatten die Bosse geurteilt.
    Er spannte den Bizeps an. Ein, zwei Wochen Training und er wäre so gut wie neu.
    Morgen.
    Morgen würde er damit anfangen. Jetzt war es schon beinahe Nacht.
    Da - er fühlte die Welle. Wärme im Körper. Die Couch in einem Zimmer voller Federn. Schwere Lider. Die Stadt, sein Leben - weit in der Ferne.
    Er schreckte auf. Die Geschichte war an einer Stelle angelangt, zu der ihm der Zusammenhang fehlte. Was hatten diese beiden Frauen, und das zusammen, in dieser Bar zu schaffen?
    Er spulte zurück zu der Stelle, die ihm bekannt vorkam. Blöder Film.
    Er knöpfte die Hose zu, gähnte, rieb sich über das Gesicht, griff nach der Zigarettenpackung, zündete eine an.
    Rauch nie im Liegen, hatte ihn sein Großvater schwören lassen, als er ihn, zwölfjährig, beim Rauchen erwischte. Er rauchte im Liegen. Aber zumindest dachte er daran, an den Großvater, blieb deshalb wach.
    Dieses Zeug war stärker als das Gewohnte.
    Schon von weitem hörte Melissa Bässe wummern. Den Cognac für den Sänger in der Hand, lief sie zur Garderobe, aus der die Musik dröhnte, öffnete die Tür.
    Sie sah zuerst das Blut. Dann Panitz. Er lag auf dem Fußboden. Die Hände, in Abwehr erhoben, zerschnitten.
    Das Glas fiel ihr aus der Hand. Mit zwei Schritten war sie bei der Musikanlage, riss den Stecker heraus, ging neben Panitz in die Hocke und suchte den Puls an seinem Hals, obwohl sie ahnte, dass es vergeblich war. Panitz' Augen standen noch offen, Melissa schloss sie behutsam.
    Panitz war tot.
    An Melissas Seite tauchte Braun auf, sah den Mann, der auf dem Boden lag, das Blut, blieb wie festgefroren stehen, begann zu wimmern: «Nein. Nein. Oh Gott, nein.»
    Sie stand auf, wandte sich Braun zu und schob ihn in den Nebenraum, behielt ihn im Auge, rief Paula an. Dann öffnete sie die Tür zum Flur einen Spalt weit, entdeckte einen Security-Mann, winkte ihn heran.
    «Rufen Sie die Polizei, nebenan liegt ein Toter. Bleiben Sie ruhig», betonte Melissa, als sie den Schock im Gesicht des Mannes sah. «Nichts anfassen. Riegeln Sie die Tür ab, bleiben Sie davor stehen, bis die Polizei eintrifft.»
    Und, mit Blick auf Braun: «Besorgen Sie einen Arzt.»
    Braun fiel vornüber, fing an zu würgen, krampfte, kotzte.
    Reimann stand in der Tür.
    «Ich habe uns die Garderobe gegenüber besorgt. Diesen Raum will die Polizei untersuchen.»
    Melissa wischte Braun notdürftig das Erbrochene von der Kleidung, aus dem Gesicht.
    «Fotografen?»
    Reimann nickte.
    «Sie rechts, ich links.»
    Sie zogen den Sänger hoch. Melissa schnappte eine Decke vom Sessel, um Brauns Gesicht und Oberkörper zu verdecken.
    Im Flur versuchte die Schutzpolizei, das Chaos zu bändigen. Blitzlichter, Kamerateams, jemand grapschte nach der Decke, Geschrei, Fragen, an wen immer gerichtet.
    Die Polizei rief nach Verstärkung, eskortierte Melissa, Reimann und den stolpernden Braun in den gegenüberliegenden Raum. Dort telefonierte hektisch ein Polizist:
    «Wieso? Der Mann ist tot, hier ist die Hölle los. Gib mir den Schichtleiter.»
    Lilli stürzte in die Garderobe, fiel ihrem Mann um den Hals, der wie erstarrt in einem Sessel kauerte und vor sich hin starrte;
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