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back to past - zurueck zu dir

back to past - zurueck zu dir

Titel: back to past - zurueck zu dir
Autoren: Sigrid Lenz
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bereit war‘, flüsterte es in ihm. Wenn Patrick nicht vollkommen andere Konsequenzen zog, als Leon sich vorstellen konnte. Hatte der nicht geäußert, dass die für ihn geplante Zukunft nicht unbedingt seinen Vorstellungen entsprach?
    Leon biss sich auf die Lippe. Das konnte nicht sein, das war undenkbar. Das bedeutete, dass Patrick nicht mit seinem Leben fortfuhr, sondern dass er dessen Verlauf änderte, seine Laufbahn unterbrach, wenn nicht abbrach.
    Leons Brust wurde eng und er bekam keine Luft mehr. Patrick würde nicht, würde nie sein Leben in Gefahr bringen. Er war ein Alpha, stark und selbstsicher. Nicht so leicht aus der Bahn zu werfen wie Leon.
    Er klammerte sich an seinem Schreibtisch fest, fürchtete zur Seite zu stürzen. Seine Beine zitterten und zuckten und plötzlich sprang er auf, keuchte und sog gewaltsam den Atem ein. Seine Lungen standen in Flammen und sein Herz raste.
    Etwas stimmte nicht. Er fühlte es, atmete es, roch es. Seine Nasenflügel flatterten, weiteten sich. Ein Geruch umfing ihn, der jeden anderen verdrängte. Seine Sicht verdunkelte sich. Regen prasselte gegen die Scheiben. Kälte durchdrang sie, traf auf die Hitze seines Körpers.
    Der Stuhl fiel um, als Leon ihn beiseite stieß, während er aufsprang. Der Tisch wackelte. Wenige Schritte führten ihn zur Tür. Die Kraft, die ihn erfasste und umgab, zog und trieb ihn gleichermaßen vorwärts. Er griff danach, spürte, wie sie an seiner Kleidung zerrte.
    Mit einem Mal befand er sich im Gang, Handflächen und Stirn gegen kühles Glas gepresst. Er riss sich los, fror trotz des Feuers, das in ihm glühte, seine Hände zwang, am Metallgriff zu ziehen, bis sich das Fenster öffnete. Er wich zurück und es schlug auf, krachte gegen die Wand. Ein Windstoß wirbelte ihn herum, fuhr in seinen Rücken und stieß ihn voran. Regen folgte dem Aufheulen des Sturms, zerstäubte zu feinen Tropfen, die sein Hemd, sein Haar und Gesicht benetzten. Durch die Kälte spürte er Wärme, die ihren Ursprung nicht in seinem Körper hatte. Er fühlte Hitze, die sich nach ihm ausstreckte und verzehrte. Roch vertrauten und zugleich fremden Duft, fühlte Hände, die seine suchten. Und er lief schneller, stolperte über Hindernisse, schrammte an Türrahmen vorbei, stieß gegen Kollegen. Schimpfworte flogen ihm an den Kopf. Er hörte sie nicht, hörte nur noch das Schlagen seines Herzens, das ihn vorwärtsleitete. Er schlüpfte durch die Tür zum Treppenhaus, bevor die sich schloss, stürzte die Stufen herunter, atmete den Duft, der sich verstärkte, ihm mit jedem Meter, den er zurücklegte, mehr den Verstand raubte.
    Er erreichte das Erdgeschoss, doch nicht das Ende seines Weges. Als er in den Keller hinabtaumelte, veränderte sich das Licht. Es wurde wärmer. Farben und Formen nahmen einen Ton von Sepia an und in diesem Augenblick wurde ihm bewusst, dass es sich hierbei um die einzige Farbe handelte, die er sehen konnte. Die in verschiedenen Abstufungen leuchtete und schimmerte, ihn in eine Umarmung hüllte, die der vorausging, in die er tatsächlich fiel. Gerade noch registrierte er, dass der Overall, den Patrick trug, sein Blau verloren hatte und stattdessen in demselben Sepia, wie der Schrank hinter ihm, leuchtete. Aus dem hatte Patrick bereits seinen Putzwagen gezogen. Doch die zu Boden gefallenen Eimer und Lappen, die umgefallenen Besenstiele und das Desinfektionsmittel, aus dem sein Inhalt rann, bewiesen, dass Patrick seine Tätigkeit unterbrochen hatte. Und als Patricks Arme sich um Leon schlossen, während der seine um Patricks Hals schlang, sickerte die Verzweiflung aus seinen Poren. Er fühlte, wie sie durch die Wärme ersetzt wurde, die Patrick verströmte, die zur Hitze wurde, als er seinen Körper gegen Patricks rieb. Für einen Augenblick verschmolzen sie miteinander, wurden eins. Leon rieb seine Nase gegen Patricks Hals, atmete tief ein, ließ zu, dass dessen Duft ihn erfüllte.
    Ewigkeiten und doch nur Sekunden vergingen, bis Patrick sich langsam aus Leons Umstrickung befreite. Widerstrebend lockerte auch der seinen Griff und sah Patrick an, studierte dessen Gesichtszüge, als sähe er sie zum ersten Mal. Schön war sein Gesicht, ein wenig schmaler nur als das, welches sich in seinem Herzen einen Platz geschaffen hatte. Patricks Augen waren geweitet, glänzten ungewohnt hell, die Pupillen lieferten einen scharfen Kontrast zu der irritierend glitzernden Iris.
    „Was ist das?“, flüsterte Leon, und Patrick lachte, küsste Leons
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