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back to past - zurueck zu dir

back to past - zurueck zu dir

Titel: back to past - zurueck zu dir
Autoren: Sigrid Lenz
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Grundwasser, Wolken und Regen gepumpt hatte.
    Gabriel lachte heiser, bevor er die Augen aufschlug und ihm überraschend klar wurde, dass er keine Ahnung hatte, wo er sich befand.
    Immer noch lachend drehte er sich um sich selbst. Das war typisch für ihn. Sobald er sich für Spontanität entschied, seine gewohnte Vorausplanung zu den Akten legte, mündete sein Leben in einem Chaos.
    Er kniff die Augen zusammen, betrachtete die gleichförmigen, leeren Straßen, lauschte auf das Rauschen des Regens.
    Es half nicht, sich auf die Zehenspitzen zu erheben. So groß er auch war, er konnte in der Dunkelheit und mit den hochragenden Häuserfronten, die ihn umgaben und von allen Seiten einschlossen, nicht weit sehen. Erst recht nicht die Klinik ausspähen, die das Viertel dominierte.
    Gabriel drehte sich erneut um sich selbst, doch keine der Richtungen, in die sein Blick wanderte, schien ihm vertraut.
    Auf gut Glück ging er weiter, versuchte, sich an Auffälligkeiten zu orientieren, doch mit der fortgeschrittenen Stunde fiel es zunehmend schwerer, Unterschiede zu registrieren. Die meisten Schaufenster waren verdunkelt, vereinzelte Leuchtreklamen oder erhellte Schilder halfen Fremden nicht weiter.
    Und fremd fühlte Gabriel sich, trotz besseren Wissens, trotz der Sicherheit, dass er vor vielen Jahren auf seinen Rollerblades über die Straßen dieser Stadt geglitten war. Vielleicht gerade über die, auf die er jetzt seine Füße setzte. Doch vermutlich eher nicht, wie er bei genauerer Betrachtung feststellte. Zu neu erschien ihm der Asphalt, zu glatt. Die Straßen seiner Kindheit waren holprig gewesen, das Pflaster aufgesprungen, die Oberfläche uneben. Eine Herausforderung für Fahrräder, Skateboards und Blades. Doch keine, die nicht zu bewältigen gewesen wäre.
    Gabriel zitterte leicht, bemerkte erst jetzt, dass er nass bis auf die Haut war. Die Luft war kälter, als er um die Jahreszeit vermutet hätte und für einen Augenblick glaubte er seinen Atem zu sehen. Auch wenn er sich nicht wirklich danach sehnte, in seine leere Wohnung zurückzukehren, so war die Aussicht, weiter zu frieren, doch die unangenehmere Alternative.
    Er beschleunigte seinen Schritt, doch die Gegend wurde nicht vertrauter. Im Gegenteil, auch die Läden und Banken tauchten vereinzelter auf, je intensiver er nach einem Anzeichen von Leben suchte. Es lag nicht nur am Regen oder an der späten Stunde, dass die Gegend derart ausgestorben wirkte.
    Vielleicht war er auch einfach nur das Großstadtleben gewohnt, die ständigen, nie völlig verstummenden Laute, Schritte und Stimmen. Das Quietschen der Bremsen und Starten der Motoren, das unabhängig von der Tageszeit das Leben dort begleitete.
    Als er das helle Fenster mit dem abblätternden Schriftzug sah und die Gestalt, die den Raum des Jugendtreffs durchquerte, atmete er erleichtert auf und versuchte die Tür zu öffnen. Doch vergeblich, obwohl er rüttelte, blieb sie verschlossen.
    Gabriel fluchte stumm, trat einen Schritt zurück und sah seitlich durch das Fenster. Sah zu, wie der Mann in seiner Bewegung erstarrte und sich umdrehte, bevor er auf ihn zukam. Seine Augen weiteten sich sichtlich, als er Gabriel wahrnahm. Das Gesicht wirkte blass hinter der Scheibe, sein Ausdruck vermittelte Erstaunen und Ungläubigkeit. Und plötzlich erschien ihm die Gestalt seltsam vertraut, ein steter Begleiter, eingeschlossen in seine Gedankenwelt, den er zu lange nicht mehr gesehen, dessen Anwesenheit er dennoch immer gespürt hatte.
    Gabriel lächelte dem Fremden zu und beobachtete, wie der hinter der Tür verschwand, um diese aufzuschließen.
    „Gabriel?“
    Er zuckte ungewollt zusammen, als er den weichen Ton in der Stimme seines Gegenübers vernahm, den sanften, dunklen Klang, den er manchmal in seinen Träumen zu hören glaubte, ohne ihn einordnen zu können.
    Gabriel blinzelte, und sein Mund öffnete sich überrascht.
    „Richtig. Woher kennen Sie meinen Namen?“ Er stockte, starrte stumm auf den Mann, während Erinnerungen auf ihn einstürmten, ihn zu überwältigen drohten. Das konnte nicht sein, das war unmöglich. Und doch wisperte eine leise Stimme in ihm, flüsterte ihm zu, dass er es geahnt hatte, dass dieser Moment alleine der Grund für seine Rückkehr wäre.
    „Ich glaub, ich spinne. Christian, bist du es wirklich?“ Gabriel lachte leicht.
    Der Mann öffnete die Tür und winkte ihn herein. Die Bewegung wirkte unsicher, ähnlich wie Gabriel sich fühlte.
    „Wir haben eigentlich geschlossen. Aber für
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