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B155 - Die Mafia schickte ihre Henker

B155 - Die Mafia schickte ihre Henker

Titel: B155 - Die Mafia schickte ihre Henker
Autoren: Die Mafia schickte ihre Henker
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vierzig Jahren. Sie trug, obwohl die Sonne ihren höchsten Stand längst überschritten hatte, einen kurzen Morgenrock und darunter wenig oder nichts. Sie wirkte müde und verschlafen.
    Und vorsichtig. Sehr vorsichtig.
    »FBI«, sagte ich und zeigte ihr meine ID-Card. »Ich möchte gern Ihren Untermieter sprechen.«
    »Hab’ keinen Untermieter«, sagte sie und versuchte mich von der Tür wegzuschieben. Ich stand wie ein Fels.
    »Wir wollen es so umschreiben, Mrs. Jenkins: Sie haben Ihren Untermieter nicht angemeldet. Vielleicht, weil Sie keine Steuern für das vermietete Zimmer bezahlen wollen. Ich bin aber nicht von der Steuerfahndung, also brauchen Sie mich auch nicht anzulügen.«
    »Ich habe trotzdem keinen Untermieter. Also, scheren Sie sich zum Teufel, oder ich rufe die Polizei.«
    Das verschlug sogar mir für einige Sekunden die Sprache. Diese Frau kannte wirklich alle Tricks. Oder es gab Leute, vor denen sie noch mehr Angst hatte als vor der Polizei.
    »Machen Sie mir nichts vor!« sagte ich. »Man hat Ihren Untermieter oft genug gesehen. Zu verschiedenen Tages- und Nachtzeiten.«
    »Wer hat ihn gesehen? Die alte Bloomington, diese häßliche Hexe, etwa?« fragte die Frau. Das böse Grinsen in ihrem verlebten Gesicht paßte genau zu der Bosheit in ihrer Stimme. Wußte sie etwa, daß Mrs. Bloomington jetzt keine Zeugin mehr war?
    »Mrs. Bloomington wurde eben ermordet«, sagte ich.
    »Ach nee!« sagte sie. Jetzt warf sie zum erstenmal einen flüchtigen Blick auf das Haus auf der anderen Straßenseite, auf die Polizeiwagen und die Neugierigen, die sich vor dem Haus angesammelt hatten, den gepflegten Rasen zertrampelten und gafften.
    Ich hatte das sichere Gefühl, daß Mrs. Jenkins längst wußte, was mit ihrer Nachbarin geschehen war.
    »Langsam verliere ich die Geduld«, sagte ich. »Ich habe keine Lust, hier stehenzubleiben, bis ich Wurzeln schlage. Wenn Sie mir keine Auskunft geben wollen, dann werde ich Lieutenant Peabody bitten, Sie in sein Office zu bestellen. Dort gibt es einige Beamte, die sehr viel Zeit haben.«
    »Na, schön, wenn Sie es genau wissen wollen: Ich habe einen Untermieter.«
    »Und wie heißt er?«
    »Billy.«
    »Und wie noch?«
    »Woher soll ich das wissen? Ich frage die Herren nie nach ihrem Namen. Habe ich noch nie getan.«
    »Auch nicht bei Ihren Untermietern?«
    »Er ist eigentlich gar nicht mein Untermieter. Er wohnt hier, aber er zahlt keine Miete. Jedenfalls nicht mit Geld.«
    »Mit anderen Worten: Er leistet Ihnen in Ihren schlaflosen Nächten Gesellschaft.«
    »Haben Sie was dagegen?«
    Ich hatte nichts dagegen, war aber froh, daß ich mir nicht auf diese Weise und bei dieser Frau meine Miete verdienen mußte.
    Ich zog das Foto aus der Tasche, das mich zusammen mit meinen damaligen Schulfreunden Jack Adler und Giulio Campari zeigte.
    »Ist es der da?« fragte ich und zeigte auf Campari.
    »Nein«, sagte die Frau. »Diesen Jungen da kenne ich nicht.«
    »Wie sieht Ihr Billy aus?« fragte ich. »Wie eben ein Mann aussieht. Sehr große Unterschiede gibt’s da nicht.«
    »War er blond oder schwarz?«
    »Er war braun. Aber die Haare waren gefärbt. In Wirklichkeit war er rothaarig.«
    »Weshalb sagen Sie: Er war? Ist er es nicht mehr?«
    »Sie bringen mich ganz durcheinander mit Ihrer blöden Fragerei. Das letzte Mal, als ich ihn sah, war er noch braun.«
    »Und wann war das?«
    »Gestern abend um acht.«
    »Seither nicht mehr?«
    »Nein. Ich war die ganze Nacht nicht zu Hause.«
    »Wo waren Sie?«
    »Im Kino.«
    »Die ganze Nacht?«
    »Nein. Anschließend gingen wir in seine Wohnung.«
    »Wer ist Wir?«
    »Das geht Sie nichts an!«
    »Darüber denke ich anders. Also, wie heißt er?«
    »Hören Sie, Mister. Der Mann ist verheiratet. Er hat seiner Frau erzählt, daß er eine wichtige Geschäftsreise machen muß. Wenn seine Alte erfährt, daß er mit mir… Wollen Sie ihm wirklich Schwierigkeiten machen?« Diese Frau kannte wirklich alle Tricks. Ich glaubte ihr kein Wort.
    »Ich werde ihm keine Schwierigkeiten machen«, sagte ich. »Ich werde ihn fragen, wenn seine Alte nicht dabei ist. Aber ich fürchte, Sie werden eine ganze Menge Schwierigkeiten bekommen, wenn Sie mich anlügen.«
    »Er heißt James Murphy«, sagte sie. »Er wohnt in Paterson. Am Preakness Valley Park. Die genaue Adresse kenne ich nicht.«
    »Danke. Kann ich Billys Zimmer sehen?«
    Sie führte mich schweigend die Treppe hinauf und öffnete eine Tür.
    In dem Zimmer dahinter herrschte eine geradezu vorbildliche
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