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B155 - Die Mafia schickte ihre Henker

B155 - Die Mafia schickte ihre Henker

Titel: B155 - Die Mafia schickte ihre Henker
Autoren: Die Mafia schickte ihre Henker
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und er freute sich über jedes neue Gesicht.
    Der Mann sah durch ihn hindurch und antwortete nicht. Pietro bedauerte, daß sein Gast nicht zu einem kleinen Schwätzchen aufgelegt war.
    »Entschuldigen Sie, Signore, ich wollte nicht neugierig und aufdringlich sein«, sagte er. Der Mann nahm seine Entschuldigung nicht zur Kenntnis.
    Pietro wand sich achselzuckend ab. Wenn der Mann nicht reden wollte, so war das seine Sache. Selbst unter den Italienern gibt es schweigsame Leute. Pietro respektierte diesen Charakterzug, aber er verstand nicht, weshalb ein Mensch sich Gesellschaft suchte, um schweigsam zu sein. Hatte er zu Hause in seinem stillen Kämmerlein nicht genug Gelegenheit, sich auszuschweigen.
    Überhaupt war dieser Bursche ein sonderbarer Kerl. Er trug eine Perücke, wie Pietro sofort erkannte. Eine lange schwarze Perücke. Und auch das flotte schwarze Bärtchen auf der Oberlippe war angeklebt.
    Wenn das ein Italiener ist, fresse ich einen Besen, dachte er. Na ja, wahrscheinlich ist es ein Schauspieler, der sich vor seinem Auftritt hier einen hinter die Binde gießen will.
    Neben ihm machte Carlo Gozzi einen boshaften Witz auf Kosten von Albert Fontana. Fontana lachte, und das halbe Lokal stimmte in sein Lachen mit ein. Nur der sonderbare Fremde an der Theke blieb ernst.
    Ich glaube, der Kerl versteht kein Wort Italienisch, dachte Pietro. Mir kann’s egal sein. Hauptsache, er bezahlt, was er trinkt.
    Carlo Gozzi stellte sein leeres Weinglas auf die Theke.
    »So, Freunde, wir müssen wieder gehen. Heute wartet noch eine Menge Arbeit auf uns.«
    Gozzi war der Chef. Was er sagte, zählte. Die vier Männer zahlten und drehten sich dann um, um das Lokal zu verlassen.
    Auch der Mann mit der Perücke drehte sich um. Er lehnte mit dem Rücken an der Theke und sah den vier Männern nach.
    Dann hatte er plötzlich zwei Revolver in den Händen. Bevor irgend jemand begriff, was geschah, schoß er. Er schoß abwechselnd mit beiden Revolvern.
    Irgendwo schrie eine Frau hell auf. Tische kippten um, als die Gäste des Lokals sich auf den Boden warfen, um von den Schüssen nicht getroffen zu werden.
    Pietro begriff einfach nicht, was da vor seinen Augen geschah. Er starrte den Fremden an, der mit dem Rücken gleichmütig an der Theke lehnte und Schuß um Schuß auf die vier abfeuerte. Im Unterbewußtsein registrierte er, daß der Fremde unnatürlich blaß war, aber Pietro war unfähig, sich zu rühren oder gar einzugreifen.
    Er sah, wie die vier Männer zu Boden stürzten. Einer von ihnen, Lew Russo, versuchte dann aufzuspringen, schrie, wollte die Tür erreichen. Er kam nicht weit – denn der Fremde stoppte ihn. Mit zwei Schüssen in den Rücken.
    Der ganze Vorfall dauerte keine fünf Sekunden. Dann lagen die vier Männer regungslos und blutend auf dem Boden.
    Der Fremde ging ohne große Eile quer durch den Raum auf die Tür zu. Er mußte über die auf dem Boden liegenden Männer hinwegsteigen. Sein blasses Gesicht blieb ausdruckslos.
    Immer noch hatte er die beiden Revolver in den Fäusten. Niemand wagte es, sich ihm in den Weg zu stellen und ihn aufzuhalten. An der Tür blieb er noch einmal stehen und drehte sich um. Seine beiden Revolver schwenkten langsam über die Gäste des Lokals, als suchten sie ein Ziel.
    Im nächsten Augenblick ließ er die beiden Revolver in seiner Jacke verschwinden. Eine halbe Sekunde später stand er draußen auf der Straße. Ohne große Eile schlenderte er die Sullivan Street in Richtung auf den Washington Square hinunter.
    Pietro war der erste, der sich gefangen hatte. Er kam hinter seiner Theke hervor und stürzte zur Tür. Der Mann mit der langen schwarzen Perücke war verschwunden. Es war, als hätte ihn der Erdboden verschluckt.
    Ich hatte die Schüsse gehört und war eine halbe Minute später am Tatort. Carlo Gozzi und Lew Russo waren bereits tot, Albert Fontana und Frank Siracusa schwer verwundet.
    Die übrigen Gäste waren unverletzt geblieben. Keiner von ihnen hatte sich bisher von seinem Schock erholt.
    Ich ging hinter die Theke, nahm den Telefonhörer von der Wand und benachrichtigte die Polizei. Inzwischen umklammerte Pietro mit beiden Händen wie hilfesuchend meinen Arm und redete auf mich ein.
    Es dauerte eine Weile, bis ich begriff, was er mir sagen wollte. In seiner Aufregung und Verwirrung sprach er in einem sonderbaren Gewirr aus Italienisch und Deutsch, das er als Gastarbeiter in München gelernt hatte. Er schwor mir bei allen Heiligen des Kalenders, daß der Unbekannte, der
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