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Azrael

Azrael

Titel: Azrael
Autoren: Heather Killough-Walden
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fahren später mit dem Bus über die Brücke«, beendete sie ihren Satz rasch.
    Nun enthüllte Azraels Grinsen seine Fangzähne in voller Länge. »Also, das ist eine fabelhafte Idee.«
     
    Das Boot hieß Sand Dollar Angel und war, genau wie einst die Calliope, ein Zweimaster mit vier Segeln. An diesem Morgen war es mit Seidenbändern und Hochzeitsglocken geschmückt. Michael rückte seinen Kragen zurecht und sah sich um. Noch war die Sonne nicht aufgegangen, glatt lag das Wasser in der Dämmerung da. Die Angel, wie er das Boot kurz und knapp nannte, lag weit entfernt von allen Brücken vertäut. Weder Az noch Sophie wünschten eine Wiederholung des Ereignisses, das die Calliope zerstört hatte.
    Die Zeremonie sollte bei Tagesanbruch stattfinden. Mike und seine Brüder hatten stets angenommen, wenn Azrael seine Seelengefährtin gefunden hatte, würde er sie nachts heiraten, umgeben von den Vampiren, die ihn so innig liebten.
    Aber das Schicksal hatte es anders entschieden. Sophies Liebe hatte nicht nur ihm, sondern auch all seinen Vampiren das Sonnenlicht geschenkt. Seine Musiker waren bereits an Bord eingetroffen. Alle trugen dunkle Kleidung und Sonnenbrillen. Glücklicherweise war die Umgebung des Boots für das Fest abgesperrt worden. Sonst hätten die Valley-of-Shadow-Fans die Piers gestürmt.
    Randall McFarlan, Terrence Colby und Casper Monte Vega standen auf dem Pier, in dunklen Anzügen, wie bei solchen Anlässen üblich. Diese Kleidung zogen sie immer noch an. Auch Az hatte seine Gewohnheiten trotz der Immunität gegen die Sonne und des reduzierten Hungers kaum geändert. Nach wie vor liebte er Schwarz, und er bevorzugte die Nacht. Er besaß weiterhin alle Kräfte eines Vampirs, litt aber an fast keiner der vampirtypischen Schwächen mehr. Jetzt war er nahezu unbesiegbar.
    Von den Neuerungen profitierte auch Sophie. Die Vampire beschützten sie nicht nur nachts, sondern auch tagsüber und waren ihr ewig dankbar, weil sie ihnen den Aufenthalt im Tageslicht ermöglicht hatte.
    Doch es gab auch Probleme. Was Gregori plante, wussten die Erzengel nicht, aber sie vermuteten, dass Michaels Sternenengel in großer Gefahr schwebte. Wenn sich die beiden nicht vereinten, würde es nicht zum »Höhepunkt« kommen.
    Auch das geballte Erwachen der übernatürlichen Welt musste im Auge behalten werden. Alle Arten von Monster tauchten aus ihren Schlupfwinkeln auf. Nun näherte sich die Erde dem Zustand, in dem sie vor vielen Tausend Jahren gewesen war, und die Menschheit ahnte noch immer nichts.
    Diese Kreaturen gingen in die Offensive, und die Erzengel mussten sich mit aller Kraft wehren. So wie die Incubi waren die Drachen nicht von Natur aus böse, aber gefährlich, wenn sie für gefallene Engel arbeiteten. Auch ausgeflippte Incubi, die reihenweise unschuldige Frauen verführten, bereiteten Mike und seinen Brüdern große Schwierigkeiten.
    Und Samael … Sein Deal mit Azrael hatte Michael einen Teil seiner Macht gekostet, den er zurückgewinnen musste. Wäre das teuflische Abkommen nicht mit Blut unterzeichnet worden, hätte er sich schon vor Tagen wieder im Vollbesitz seiner Heilkraft befunden. Die hielt Sam nun stattdessen irgendwie von ihm fern – eine der magischen Fähigkeiten des Gefallenen, die Mike und seine Brüder nicht verstanden. Sam war einfach zu mächtig.
    Und rätselhaft. Was zum Beispiel sollte der Rat bedeuten, Michael solle »im Park spazieren gehen«, um den New Yorker Serienvergewaltiger zu finden?
    Seufzend schüttelte Michael den Kopf. Er hatte keine Ahnung. Aber er würde es bald herausfinden.
    Jetzt stieg die Sonne über der Bucht von San Francisco empor, die ersten Strahlen erhellten das Meer. Im Bug des Boots spähte der Priester über seine Schulter, sah das Licht im Wasser glitzern und drehte sich lächelnd zu dem Brautpaar um. Als einer von Azraels Vampiren hatte er seit hundert Jahren nicht mehr als Priester füngiert. Aber was er einst gewesen war, genügte den beiden, und sie erwiderten sein Lächeln.
    Die Zeremonie begann.
    Während die Frischvermählten die Ringe tauschten und sich küssten, nahm Uro seine Gitarre aus dem Kasten und spielte »Hallelujah«. Michael, der Priester, Gabriel, Uriel, Max, Eleanore, Juliette, Devran, Mikhail und Rurik verließen das Boot. Nur Uro, Az und Sophie blieben an Bord.
    Sophie und Azrael küssten sich immer noch, und der Gitarrist musizierte weiter. Auf dem Pier löste Gabriel die Vertäuung der Angel, die Segel setzten sich selbst, und der Wind
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