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Azrael

Azrael

Titel: Azrael
Autoren: Heather Killough-Walden
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verurteilen. In einer entsprechenden Situation hätte er wahrscheinlich genauso gehandelt. Denn Familie war das Allerwichtigste, und die Sternenengel gehörten zur Familie. Außerdem würde er inzwischen nicht mehr leben, wäre er nicht dank seines eigenen Blutes genesen, das Az ihm genommen hatte. Insofern fiel es ihm nicht ganz so schwer, seinem Bruder zu verzeihen.
    »Also ist dieser Gregori hinter dem Alten Mann her«, meinte Eleanore, nachdem alle aufgehört hatten, mit Mike zu lachen. »Und er behauptet, der Alte Mann sei nicht mehr in seinem Reich?«
    Sophie nickte.
    »Und wo ist er dann?«, wollte Uriel wissen. »Gute Frage«, seufzte Max. Gedankenverloren starrte er den Teppich an. Dann blickte er auf. »Auch die Adarianer dürfen wir nicht vergessen. Nach allem, was du erzählt hast, Az, arbeitet Abraxos nicht mehr mit seinen Brüdern zusammen, sondern erstaunlicherweise – und höchst bedeutsam – für Gregori.«
    »Sein Herz schlug nicht mehr«, erklärte Az, »und während unseres Kampfes war er seltsam still.« Die Stirn gefurcht, unterbrach er sich kurz. »Ich glaube, er ist tot. Im wahrsten Sinne des Wortes.«
    »Aber er ertrug das Sonnenlicht nicht«, warf Sophie ein und erinnerte sich an Abraxos’ sichtliche Qualen. »Wie ein Vampir.«
    »Ich bin auch immer noch ein Vampir.« Grinsend entblößte Azrael seine Reißzähne, sodass Sophie regelrecht schwach wurde. Um ihr Erröten zu verbergen, schaute sie rasch weg, aber keiner der Anwesenden ließ sich davon zum Narren halten. »Trotzdem muss ich die Tage nicht mehr verschlafen, was ich dir verdanke. Manche Dinge ändern sich, andere nicht.«
    »Also ist er ein wiederbelebter Vampir«, vermutete Max. Niemand widersprach. »Und wer hat ihn ursprünglich getötet?«
    »Gregori?«, schlug Juliette vor.
    »Aber Abraxos war allein«, sagte Sophie. »Bedeutet das, Gregori hat alle Adarianer umgebracht?«
    »Mag sein.« Michaels Gesicht nahm den Ausdruck eines erfahrenen Ermittlers an. »Oder die Adarianer haben Abraxos getötet, und Gregori erweckte ihn zu neuem Leben.«
    Das gab allen zu denken. Zumindest war es eine Möglichkeit.
    »Offensichtlich müssen wir einige Rätsel lösen«, konstatierte Max. »In der Zwischenzeit wirst du ein Konzert geben.« Er schaute Azrael an, dann Uriel. »Und du drehst deine letzten Filmszenen.« Er stand auf, stellte sein leeres Bierglas auf den Couchtisch und fuhr sich mit der Hand durch sein braunes Haar. »Heutzutage habe ich genug zu tun, und ich will nicht auch noch ein paar Hunderttausend Leuten erklären müssen, warum Valley of Shadow nicht tourt oder die Fortsetzung von Ausgleichende Gerechtigkeit erst einen Monat später in die Kinos kommt.«
    »Und ich muss einen Verbrecher fangen«, ergänzte Michael und stand ebenfalls auf.
    Sophie, erklang Azraels Stimme in ihrem Kopf, und sie wandte sich zu ihm. Seine goldenen Augen leuchteten. Heirate mich.
    Reglos saß sie da und hielt den Atem an. Tiefe Stille erfüllte das Wohnzimmer, und sie spürte die Blicke aller Anwesenden. Hatten sie Azraels Gedanken gehört? Und hatte sie die Worte richtig verstanden? Lächelnd zeigte er ihr seine Reißzähne.
    Heirate mich, Sonnenschein.
    Langsam erhob er sich, eine Verkörperung dunkler Anmut, und Sophies Herz schien in ihrer Brust zu tanzen. Von allen fasziniert beobachtet, neigte er sich zu ihr herab und stützte seine Hände zu beiden Seiten ihrer Schultern auf die Sessellehne.
    Heirate mich, und ich beiße dich nur noch einmal. Vielversprechend lächelte er sie an.
    Vor Vorfreude wurde ihr am ganzen Körper warm. Lügner.
    In ihrem Gehirn echote leises Gelächter. Ist das ein Ja?
    Einen Herzschlag wartete sie noch ab. Dann einen zweiten.
    Ja.

37
    »Ist es so, wie du dir’s vorgestellt hast?«, flüsterte Sophie ins Ohr ihres Liebhabers.
    Azrael beobachtete das kreisende Karussell und lächelte zufrieden, schüttelte den Kopf und drückte ihre Hand. »Noch besser.«
    In diesem Moment erinnerte er sie an ein Kind, hingerissen von dem Anblick, den er etwa vierzig Jahre lang ersehnt hatte – seit der ersten Fahrt dieses Karussells. Auf dem Pier 39 drehte und drehte sich das Karussell, ein Wirbelwind aus Farben und Geschrei. Kinder winkten in die Kameras ihrer Eltern, Mütter hielten ihre Kleinen auf bemalten Pferdesätteln fest. Ringsumher tauschten Touristen und Ladenbesitzer Geld gegen Waren, der Duft von Sauerteigbrot und frisch gebackenen Waffen wehte durch die Luft.
    Über dem Pier zogen kreischende Möwen ihre
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