Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Azrael

Azrael

Titel: Azrael
Autoren: Heather Killough-Walden
Vom Netzwerk:
würde es hören. Mein Sonnenschein.
    So warm war sie, als würde die Sonne sie einhüllen. Zu warm. Fast heiß …
    Eine schreckliche Warnung. Beinahe so schmerzlich wie der drohende Tod. Nein, dachte er verzweifelt. Jetzt schon? Die Sonne musste ihn gefunden haben. Nun würde sie ihn töten. Unter ihren mörderischen Strahlen würde er verbrennen. Und wenn er Sophie nicht losließ, würde er sie verletzen.
    Automatisch umschlang er Sophie noch fester. In diesem Moment hätte er alles dafür gegeben, hätte er sie umarmen können, während er sein Leben verlor. Doch es sollte nicht sein. Viel zu sehr liebte er sie.
    Die allerersten Tränen des Todesengels Azrael rollten über seine Wangen, als er sich von seinem Sternenengel trennte und zurücktrat.
    »Az …« Ein Schluchzen erstickte ihre Stimme.
    Da öffnete er die Augen, sah die Sonne auf ihrem feuchten Gesicht glänzen.
    »Az, die Sonne …« , hauchte sie, musterte ihn von oben bis unten, und er folgte ihrem Blick.
    Auch ihn berührte die Sonne. Er blinzelte, seine Brust weitete sich. Nun erfüllte die Sonne den ganzen weißen Marmorraum. Kein einziger Schattenfleck war mehr übrig. Sogar der dunkle Kreis, in dem Azrael gestanden hatte, war verschwunden. Das Licht unterstrich das Schwarz seiner Kleidung. Fasziniert beobachtete er, wie die Strahlen die winzigen Härchen auf seinen Handrücken beleuchteten und sich in den kurzen Fingernägeln spiegelten. Und er fühlte, wie sie sein Gesicht liebkosten.
    »Sie tut dir nicht weh«, sagte Sophie voller Ehrfurcht und ergriff seine Hände. Dann strich sie über seine Brust, seine Wangen, das rabenschwarze Haar. Auch am Kopf spürte er die Wärme der Sonne, und seine Seelengefährtin musste sie ebenso wahrnehmen. Das verrieten ihre großen Augen. »Az, wieso …«
    Bis er normal atmen konnte, dauerte es eine Weile und noch länger, bis ihm die Stimme gehorchte. Was er empfand und was er sah, erschien ihm unglaublich. War er gestorben, und der Alte Mann belohnte ihn mit der Sonne, der Wärme und Sophies Fingern in seinem Haar?
    Nein, alles war Wirklichkeit, und er lebte. »Das ist dein Werk, Sophie«, flüsterte er, nahm ihr Gesicht in beide Hände und küsste sie. So warm und süß und verheißungsvoll schmeckten ihre Lippen. Mit gleicher Glut erwiderte sie den Kuss und schmiegte sich an ihn. Auch die Sonne liebkoste ihn, und er glaubte, vor lauter Glück müsste ihm das Herz aus der Brust springen und mit eigenen Flügeln davonfliegen.
    Zum ersten Mal in seinem Leben war er glücklich.
    Sophie beendete den Kuss und rückte ein wenig von ihm ab. So hell wie die Sonne strahlte ihr Lächeln ihn an. Und er lächelte genauso beseligt.
    Eine Bewegung zu seiner Rechten lenkte Azraels Aufmerksamkeit auf Michael, der ein paar Schritte entfernt stand. Die Wangen des Kriegers glänzten feucht. Verlegen grinste er und wischte sich die Tränen mit dem Ärmel weg.
    »Willkommen zurück, Mann«, murmelte er. Dann brach er in befreiendes Gelächter aus, und Az stimmte ein.
     
    Als sie den sonderbaren Raum im arktischen Eis verließen, nahmen sie die Jacken der Drachen mit. Nicht, dass die Erzengel Juwelen gebraucht hätten. Aber der Schatz der Drachen war von besonderem Wert.
    Sie kehrten ins Herrenhaus zurück, zur Erleichterung aller, die dort gewartet hatten. Verblüfft sahen sie Azrael ins sonnenhelle Foyer treten. Dann feierten sie das Ereignis lachend und weinend und mit liebevollen Umarmungen. Juliette machte ein gewaltiges Aufheben um die Flügel ihrer Freundin, und Sophie konnte sich ein triumphierendes Grinsen nicht verkneifen. Als sie mit ihrer neuen Errungenschaft versehentlich einen Beistelltisch umwarf, lächelte Eleanore gutmütig. Beide Sternenengel versicherten, sie hätten lange gebraucht, um sich an ihre Flügel zu gewöhnen, und sie würden ihr gern helfen, mit ihnen zurechtzukommen.
    Dass Sophie ein Sternenengel war, erschien ihr schon erstaunlich genug. Aber nun würde sie auch noch bei ihrer besten Freundin bleiben und gewissermaßen zu einer Familie gehören. Ein solches Glück glaubte sie nicht zu verdienen.
    Doch, das verdienst du, Sonnenschein. Azraels Stimme liebkoste sie in Gedanken, und sie schaute zu ihm auf, wie immer hingerissen von seiner Schönheit. Das hast du verdient.
    Wichtige Dinge mussten besprochen werden, und die Gefahr war keineswegs gebannt. Aber Gabriel bestand mit seinem schottischen Akzent auf Drinks zur Feier des Tages. Und so wurden gefüllte Gläser herumgereicht und Trinksprüche
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher