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Azrael

Azrael

Titel: Azrael
Autoren: Heather Killough-Walden
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Fratze mit roten Augen und tödlichen Fängen zu ihr.
    Sophie konzentrierte sich auf ihre Macht, tastete in Gedanken nach irgendwelchen Objekten – nach den Marmorsäulen in ihrer Nähe.
    Wenn sie sterben musste, würde sie alle Feinde in diesem Saal mitnehmen. Sie hörte eine Säule knacken. Es war ein beklemmendes Geräusch, das von den Wänden widerhallte wie der Vorbote mörderischer Blitze, und Abraxos’ Finger wurden von ihrem Oberarm gezerrt, wobei sie Blutergüsse auf ihrer Haut hinterließen.
    Dann flog der Vampir durch die Luft und prallte gegen die Säule, die Sophie zu fällen versucht hatte. Krachend bekam sie sichtbare Risse, und erste Marmorbröckchen schlugen auf dem polierten Boden auf.
    »Sophie!«, rief Azrael erleichtert und stürmte zu ihr.
    Atemlos und ungläubig starrte sie ihn an. Seine zerfetzte, teilweise verkohlte Kleidung war voller dunkler Blutflecken. Und hinter seinen Schultern ragten traumhafte rabenschwarze Flügel auf. Doch die konnte sie jetzt nicht bewundern, dafür fehlte ihr die Zeit.
    Hinter ihm lehnte sein Bruder Michael kraftlos an der Wand, mit Spuren einer Bisswunde am Hals.
    Sophie kam nicht dazu, Fragen zu stellen. Denn Az schob sie etwas unsanft beiseite, als er von dem Mann in der Lederjacke mit den Smaragden angegriffen wurde. Sie stieß gegen eine Wand, aber ihre Flügel milderten den Aufprall. Das Haar fiel ihr ins Gesicht, und sie strich es rasch zurück, um den Kampf zu beobachten. Die beiden bewegten sich blitzschnell und waren kaum zu unterscheiden.
    Nun warf sich der zweite Mann in der kostbar geschmückten Lederjacke auf Michael. Sophie hielt den sichtlich geschwächten Erzengel für kampfunfähig. Aber vielleicht rechnete er immer mit solchen Situationen, denn er packte seinen Gegner am Hals, und seine Augen sprühten blaue Funken.
    Ebenso wie die Augen seines Feindes, und Sophie fragte sich, wer zum Henker der Mann sein mochte. Jetzt gewann er die Oberhand und schleuderte Michael gegen eine Marmorwand. Grinsend entblößte er scharfe Zähne, und eine Reptilienzunge schob sich aus seinem Mund hervor.
    Sophie blinzelte. Was zum Teufel …
    Dann wandte sie sich wieder zu Az, den jetzt Abraxos und der andere Mann in der Lederjacke attackierten. Die Einzelheiten konnte sie noch immer nicht ausmachen. Azrael bewegte sich einfach zu schnell. Eine dunkle Gestalt nach der anderen flog gegen eine der Wände und sprang wieder vor. Schließlich rammten sie auch die Säule, die Sophie mittels Telekinese beschädigt hatte, und weitere Marmorsplitter wirbelten durch die Luft.
    Wie üblich ruhig und gelassen, stand John Smith auf der anderen Seite des Raums und musterte Sophie. Das gab ihr zu denken. Sie richtete sich auf und faltete ihre Flügel zusammen.
    Hören Sie mich?, fragte sie ihn in Gedanken.
    Gleichmütig nickte er, und sie atmete tief durch.
    Warum sind Sie immer noch hier? Was wollen Sie? Wieso hatte er den Raum nicht mit seinem Boss verlassen?
    Jemand muss hierbleiben und sichergehen, dass der Job erledigt wird, antwortete er leichthin.
    Über Sophies Rückgrat rieselte ein eisiger Schauer. Offenbar pflegte Smith die Morde, die sein Arbeitgeber wünschte, nicht zu verüben. Er war nur ein Informant, würde abwarten, bis Sophie und Azrael starben, und dann zu Gregori gehen, um Bericht zu erstatten. Wie unheimlich – Apathie in ihrer reinsten Form …
    Verblüfft schrie Sophie auf, als ein schwerer Körper vor ihr auf dem Boden landete. Hinter ihr raschelten ihre Flügel. Sie schlug sich die Hand vor den Mund und starrte den zerfetzten Hals des Mannes in der Smaragdjacke an.
    Noch immer rangen zwei schwarz gekleidete Gestalten miteinander – Abraxos und Azrael. Zwischen Angst und Hoffnung hin und her gerissen, spürte Sophie, wie sich ihr beinahe der Magen umdrehte. Sie wandte sich zu Michael, der seinen Widersacher inzwischen unter Kontrolle hatte. Mit kraftvollen Fäusten schlug er auf ihn ein. Dann trat er gegen seine Brust und schleuderte ihn durch eines der acht Fenster, das zersplitterte, sodass der Körper des Mannes halb hinaushing.
    Als die Barriere durchbrochen wurde, flammte zischend die Magie des Fensters auf und erlosch. Bewusstlos oder tot, rührte sich der Mann nicht mehr. Eiseskälte wehte in den Raum, nachdem der Schutzschild, der sie abgehalten hatte, zerstört war.
    Am weißen Horizont erhob sich die Sonne hinter den Bergen, und die ersten Sonnenstrahlen tauchten den Raum in rosiges Licht. Sophie bewunderte den schönen Anblick, hatte aber
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