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Azrael

Azrael

Titel: Azrael
Autoren: Heather Killough-Walden
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Emotionen durch seine Seele.
    Sie war atemberaubend. Obwohl sie die Augen geschlossen hatte, wusste er, wie sie aussahen. Als hätte er es schon immer gewusst. Jede Linie ihrer zarten Züge kannte er, als hätte er sie selbst gezeichnet. Er wusste, wie ihre Stimme klingen würde, wenn sie jemals seinen Namen aussprechen sollte. Und wie sich ihre Berührung anfühlen würde.
    Wie ein Engel sah sie aus.
    Weil sie einer war.
    Einer der Drachen hatte sie gebissen, Luft war in ihre Adern gelangt. Vor Michaels Augen färbten sich ihre Lippen violett. Die Folgen einer solchen Attacke kannte er. Nun drängte die Zeit. Unglücklicherweise würde es kostbare Sekunden dauern, einen solchen Schaden zu beheben. Sogar Minuten.
    »Sie muss geheilt werden.«
    Verwirrt blickte er von seinem Sternenengel auf. Neben ihm stand eine zweite Frau. Ihre Schritte hatte er nicht gehört, ihre Ankunft nicht bemerkt. Aber aus irgendeinem Grund fand er ihre Anwesenheit nicht seltsam.
    Sie war mittelgroß und durchschnittlich gebaut, trug Jeans und ein Chicago-Blackhawks-T-Shirt. Als Michael ihr schulterlanges braunes Haar und die braunen Augen betrachtete, wusste er sofort, dass dies alles eine Tarnung sein musste. So sah sie nicht wirklich aus. Hinter der Fassade verbarg sich etwas anderes, etwas Größeres, eine Macht, die ihn an Samael erinnerte.
    Wer sie war, fragte er nicht. In diesem Moment interessierte es ihn auch gar nicht. Die wichtigste Frau im ganzen Universum lag vor ihm – die Einzige, nach der er sich jemals gesehnt hatte, drohte zu sterben.
    Was hatte die Fremde soeben gesagt? Das Wort »heilen« durchstach ihn wie eine eisige Lanze.
    »Das kann ich nicht«, flüsterte er verzweifelt. Er konnte sie nicht heilen. Diese Macht war dank Samael von ihm auf Azrael übergegangen. Nun brauchte Michael eine Tür, um ins Herrenhaus zu gelangen. Aber in diesem riesigen Park gab es keine Türen, er würde seine Brüder und ihre Sternenengel nicht rechtzeitig erreichen. Selbst wenn er sie anrief, würden sie zu spät hier eintreffen, denn sie waren zu weit entfernt.
    Was für ein Zufall war denn das? Warum war all das ausgerechnet hier geschehen? Warum jetzt? Wurde er bestraft? War er bei dem Alten Mann in Ungnade gefallen?
    »Das kann ich nicht«, wiederholte er.
    »Ich weiß«, sagte die Frau, kniete neben ihm nieder und musterte seinen Sternenengel. »Aber ich kann es.«
    Verblüfft erstarrte er. Durfte er seinen Ohren trauen?
    »Sie heißt Rhiannon«, erklärte sie lächelnd. Dann beugte sie sich vor und legte ihre Handflächen auf Rhiannons Brust, so wie Michael es getan hätte.
    Wenig später färbten sich die violetten Lippen blau.
    Rhiannon, dachte er. Ein schöner Name, ausdrucksstark, perfekt.
    Nun spürte er die Welle der Magie, die von der Frau an seiner Seite in Rhiannons Körper überging und die tödliche Luft aus den Adern presste.
    Aber plötzlich erstarrte die Frau, zog ihre Hände noch vor dem Ende der heilsamen Prozedur zurück, und Michael erschrak.
    »Nein.« Ihr Blick schweifte von Rhiannons bewusstloser Gestalt zu ihm. »Jetzt kommt er hierher. Er darf mich nicht finden, ich kann nicht bleiben. Tut mir wirklich leid.« Verzweifelt begann sie zu zittern – und verschwand.
    Benommen starrte er auf die Stelle, wo sie eben noch gewesen war. Sein Körper fühlte sich an, als würde er nicht existieren, die Realität riss ihn entzwei, die letzte Hoffnung war ihm geraubt.
    »Nein«, würgte er hervor, von Entsetzen erfasst, und blickte auf seinen Sternenengel hinab. Rhiannons Lippen verdunkelten sich wieder. Da verkrallte er seine Hände in ihr warmes T-Shirt und warf seinen Kopf in den Nacken. » Näiiiin!«, schrie er in die Nacht.
    »Also wirklich, Michael«, ertönte eine kühle, vertraute Stimme aus den Schatten vor ihm. Ungläubig erstarrte er. »Wie dramatisch.«
    Der einstige Krieger sah Samael aus der Finsternis treten, hochgewachsen und attraktiv, wie üblich in einem der teuren maßgeschneiderten Anzüge, die man mit Geld oder Magie kaufen konnte. Die Hände in den Hosentaschen, wirkte er ruhig und gelassen. Hinter ihm erschien sein »Assistent« Jason.
    Weder freundlich noch unfreundlich blickte Sam auf Michael hinab, dann musterte er ebenso wie Jason die reglose Frau am Boden.
    »Du musst sie bald heilen, Michael. Sonst verlierst du deinen Sternenengel, den du jahrhundertelang gesucht hast.«
    »Verdammter Hurensohn«, fauchte Mike. »Ich werde dich töten. Und wenn ich dabei sterbe.«
    Anscheinend hörte Sam
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