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Azathoth - Vermischte Schriften

Azathoth - Vermischte Schriften

Titel: Azathoth - Vermischte Schriften
Autoren: Howard Phillips Lovecraft
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beharrliche Absicht ist es, die Welt mit der leicht beeindruckbaren Frische unverdorbener Jugend zu erforschen - oder mit einer Verfahrensweise, die dieser Eigenschaft so nahe kommt, wie es seine Erfahrung nur zuläßt. Diese Auffassung bringt oft sein Urteilsvermögen durcheinander, wie 1920 deutlich zu erkennen war, als er sich freundlicherweise der United Amateur Press Association als Ehrenpreisrichter für Lyrik zur Verfügung stellte. Dunsany hat die Einstellung des wahren Aristokraten zu seinem Werk. Wenn ihm auch der Ruhm willkommen käme, denkt er nicht im Traum daran, seine Kunst entweder dem spießbürgerlichen Pöbel oder der herrschenden Clique literarischer Chaotiker zuliebe herabzuwürdigen. Er schreibt allein, um sich auszudrücken, und ist deshalb der Idealtypus des Amateurjournalisten.
    Die endgültige Stellung Dunsanys in der Literatur hängt weitgehend von der zukünftigen Entwickung der Literatur selbst ab. Wir leben in einem Zeitalter seltsamen Übergangs und des Auseinanderklaffens, die Kunst sondert sich zunehmend von der Vergangenheit und auch vom gewöhnlichen Leben ab. Die moderne Wissenschaft hat sich letztlich als Feind von Kunst und Vergnügen erwiesen, denn indem sie uns die ganze niedrige und alltägliche Grundlage unserer Gedanken, Motive und Handlungen gezeigt hat, hat sie die Welt ihres Glanzes, ihres Wunders und all jener Illusionen von Heldentum, Edelmut und Aufopferung beraubt, die so beeindruckend klangen, wenn sie auf romantische Manier behandelt wurden. Wahrhaftig, es ist keine Übertreibung, wenn man behauptet, daß die
    psychologische Entdeckung und chemische, physikalische und physiologische Forschungen unter informierten und
    anspruchsvollen Leuten das Element des Gefühls weitgehend zerstört haben, denn sie haben es in seine Bestandteile aufgelöst
    - den verständigen Einfall und den tierischen Trieb. Die sogenannte »Seele« mit all ihren hektischen und widerlichen Attributen wie Gefühlsduselei, Verehrung, Ernsthaftigkeit, Ergebenheit und dergleichen ist unter der Analyse zugrunde gegangen. Nietzsche führte eine Umwertung aller Werte herbei, Remy de Gourmont jedoch en gros die Zerstörung aller Werte.
    Wir wissen nunmehr, was für ein vergebliches, zweckloses und zusammenhangloses Durcheinander von Trugbildern und Heucheleien das Leben ist. Und dem ersten Schock über dieses Wissen ist die bizarre, geschmacklose, aufsässige und chaotische Literatur der schrecklichen Generation entsprungen, die unsere Großmütter so schockiert - die ästhetische Generation von T. S. Eliot, D. H. Lawrence, James Joyce, Ben Hecht, Aldous Huxley, James Branch Cabell und all den übrigen. Diese Schriftsteller, da sie wissen, daß das Leben kein wirkliches Muster aufweist, rasen entweder oder höhnen oder schließen sich dem kosmischen Chaos an, indem sie eine ungeschminkte und bewußte Unverständlichkeit und Verwirrung der Werte ausschlachten. Für sie schmeckt es nach Vulgarität, eine Ordnung zu akzeptieren - denn heutzutage lesen nur Dienstboten, Kirchgeher und erschöpfte Geschäftsleute etwas, was etwas bedeutet, oder erkennen Werte an. Welche Chance hat denn ein Autor, der weder dumm noch gewöhnlich genug für die Leserschar von Cosmopolitan, Saturday Evening Post, Harold Bell Wright, Snappy Stories, Atlantic Monthly und Home Brew ist; noch verwirrt, obszön oder wasserscheu genug für die Leser von Dial, Freeman, Nation oder New Republic und die Möchtegern-Leser des Ulysses? Gegenwärtig lehnt ihn die eine Clique als »zu anspruchsvoll« ab, während ihn die andere als unerträglich lahm und kindisch verständlich nicht zur Kenntnis nimmt.
    Dunsanys Hoffnung auf Anerkennung liegt bei den Literaten und nicht bei der Menge, denn sein Reiz liegt in einer äußerst zarten Wortkunst und einer sanften Desillusionierung und Weltverdrossenheit, die lediglich Feingeister genießen können.
    Der notwendige Schritt zu einer solchen Anerkennung ist eine Abkehr von der vorherrschenden ästhetischen Anarchie, eine Abkehr, die höchstwahrscheinlich eintritt, wenn es zu einem reiferen Verständnis der modernen Desillusionierung und was sie zu bedeuten hat, kommt. Die Kunst ist durch eine gründliche Kenntnis des Universums zerstört worden, die zeigt, daß die Welt für jeden nur ein je nach individueller Wahrnehmung sich darbietender Kehrichthaufen ist. Sie wird, wenn überhaupt, nur vom nächsten und letzten Schritt der Desillusionierung gerettet werden, der Erkenntnis, daß ein
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