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Azathoth - Vermischte Schriften

Azathoth - Vermischte Schriften

Titel: Azathoth - Vermischte Schriften
Autoren: Howard Phillips Lovecraft
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phantasievollsten unter den derzeit* lebenden Autoren, zuteil geworden ist, bildet einen erheiternden Kommentar zur natürlichen Dummheit des Menschengeschlechts. Konservative Kreise betrachten ihn mit väterlicher Herablassung, denn er kümmert sich nicht um die schwerwiegenden Irrtümer und künstlichen Konstruktionen, die ihre höchsten Werte ausmachen. Die Radikalen schätzen ihn gering, denn sein Werk zeigt nicht jene chaotische Herausforderung des guten Geschmacks, die für sie das einzige Kennzeichen authentischer moderner Desillusionierung ist. Und doch ginge man mit der Behauptung kaum fehl, daß ihn eher beide Richtungen ehren sollten als keine von ihnen. Denn wenn jemand die Überreste der wahren Kunst der alten wie der neuen Schule abgewonnen und miteinander verknüpft hat, dann dieser alleinstehende Riese, in dem die klassische, die jüdische, die nordische und die irische ästhetische Tradition auf so eigentümliche und bewunderungswürdige Weise eine Verbindung eingegangen sind.
    Das allgemeine Wissen über Dunsany scheint sich auf den verschwommenen Eindruck zu beschränken, daß er jener Gruppe angehört, die sich die Wiederbelebung des Keltischen zum Ziel gesetzt hat und merkwürdige Theaterstücke schreibt.
    Wie das meiste allgemein verbreitete Wissen ist auch dieses bedauerlich bruchstückhaft und unvollständig, in vieler Hinsicht auch irreführend. Genau genommen gehört Dunsany überhaupt keiner Gruppierung an, und die bloße Urheberschaft dramatischer Phantasiestücke ist nur ein unbedeutender Aspekt der Persönlichkeit eines, in dessen dichterischen Erzählungen und Schauspielen sich wahrhaft das Genie einer eigenständigen Philosophie und ästhetischen Anschauung spiegelt. Dunsany ist kein nationaler, sondern ein universeller Künstler, und seine oberste Eigenschaft ist nicht bloß das Unheimliche, sondern eine bestimmte gottähnliche und unpersönliche Vision von kosmischer Reichweite und Perspektive, welche die
    Bedeutungslosigkeit, Verschwommenheit, Vergeblichkeit und tragische Absurdität allen Lebens und aller Wirklichkeit begreift. Sein Hauptwerk gehört einer Richtung an, die heutige *
    Dieser Aufsatz wurde 1922 geschrieben; Lord Dunsany starb erst 1957.
    Kritiker »Fluchtliteratur« genannt haben, die Literatur bewußter Unwirklichkeit, geschaffen aus der intelligenten und anspruchsvollen Überzeugung, daß die zergliederte Wirklichkeit kein Erbe hat außer Chaos, Schmerz und Enttäuschung.
    Solchermaßen ist er zugleich Konservativer und Anhänger der Moderne; ein Konservativer, weil er noch immer nicht den Glauben verloren hat, daß Schönheit eine Sache goldener Erinnerungen und einfacher Muster ist, und ein Vertreter der Moderne, weil er erkennt, daß wir nur in willkürlich ausgewählten Phantasien eines der Muster ausgeprägt finden können, die zu unseren goldenen Erinnerungen passen. Er ist der oberste Dichter des Wunders, aber eines intelligent ersonnenen Wunders, dem man sich zuwendet, nachdem man ausgiebig die Desillusionierung des Realismus erlebt hat.
    Edward John Moreton Drax Plunkett, der achtzehnte Baron Dunsany, wurde 1878 im Dunsany Castle, County Meath, Irland, geboren und ist ein Vertreter des ältesten und bedeutendsten Blutes im Britischen Weltreich. Er ist vorwiegend teutonischer und skandinavischer Abstammung -
    normannischer und dänischer -, ein Umstand, der ihm eher die eisige Erbschaft nordischer Volkssagen als der sanfteren und mystischeren keltischen Überlieferung mitgibt. Seine Familie ist jedoch eng mit dem Leben Irlands verwoben, und sein Onkel, der Staatsmann Sir Horace Plunkett, war es, der als erster den Einfall zur Bildung eines Dominionstaates hatte, der jetzt bei der Schaffung des Freistaats Irland in die Praxis umgesetzt wird.

    Seinen Neigungen nach ist Lord Dunsany persönlich ein loyaler Anhänger des Empires, ein tapferer Offizier der britischen Armee und Veteran des Burenkrieges und des Ersten
    Weltkriegs.
    Seine früheste Jugend verbrachte Dunsany auf Dunstall Priory, Shoreham, Kent, England, dem Erbgut seiner Mutter. Er hatte ein Zimmer, dessen Fenster nach den Bergen und dem Westen zu gelegen waren, und diesem Anblick der goldenen Erde und des goldenen Himmels schreibt er einen Gutteil seiner poetischen Neigung zu. Seine einzigartige Ausdrucksweise wurde von seiner Mutter durch die sorgfältige Auswahl seiner Lektüre gefördert. Zeitungen bekam er überhaupt nicht zu lesen, das Hauptnahrungsmittel seiner literarischen Diät war die
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