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Ayesha - Sie kehrt zurück

Ayesha - Sie kehrt zurück

Titel: Ayesha - Sie kehrt zurück
Autoren: Henry Rider Haggard
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Haus zurückgeschleppt, um hier zu sterben, und mein Ende steht dicht bevor. Ich habe den Arzt gebeten, Ihnen nach meinem Tod den Bericht zu schicken, das heißt, falls ich es mir vorher nicht anders überlege und ihn verbrenne. Außerdem werden Sie, falls ich überhaupt etwas an Sie schicken lasse, auch einen Kasten mit einigen Skizzen erhalten, die Ihnen vielleicht von Nutzen sein könnten, sowie ein Sistrum , das Instrument, das in alter Zeit bei der Verehrung der Göttin der Natur verwandt wurde, von Isis und Hathor, und Sie werden sehen, daß es ebenso schön wie alt ist. Ich möchte es Ihnen aus zwei Gründen geben: als Zeichen meiner Dankbarkeit und Wertschätzung, und als den einzigen mir verbliebenen Wahrheitsbeweis für den Inhalt des beiliegenden Manuskripts, in dem es häufig erwähnt wird. Vielleicht findet es auch Ihre Anerkennung als eine Erinnerung des, nach meiner Auffassung, seltsamsten und schönsten Wesens, das jemals lebte – und noch immer lebt! Es war ihr Zepter, das Zeichen ihrer Macht, mit ihm sah ich sie im Heiligtum die Schatten grüßen – und es war ihr Geschenk an mich.
    Es besitzt noch immer magische Kräfte; ein Teil von Ayeshas Macht ist noch immer in diesem Symbol verborgen, vor dem sich selbst Geister verbeugten, doch falls Sie sie entdecken sollten, gehen Sie vorsichtig mit ihnen um!
    Ich habe weder die Kraft noch den Willen, mehr zu schreiben. Der Bericht muß für sich selbst sprechen. Machen Sie damit, was Sie wollen, und glauben Sie an seinen Wahrheitsgehalt oder auch nicht, wie es Ihnen beliebt. Mir ist es gleichgültig, ob jemand seine Wahrhaftigkeit erkennt oder nicht.
    Wer oder was war Ayesha? Nein, was ist Ayesha? Eine inkarnierte Wesenheit, ein materialisierter Naturgeist, die Unvorhersehbare, die Schöne, die Grausame und die Unsterbliche; beseelt und erlösbar allein durch die Menschheit und ihre armseligen Anbetungsriten? Sagen Sie es! Ich habe mich lange genug in Spekulationen ergangen, mit denen ich dieses Mysterium zu lösen versuchte.
    Ich wünsche Ihnen Glück und Zufriedenheit. Leben Sie wohl, Sie und alle anderen!
    Hochachtungsvoll Ihr sehr ergebener
    L. H ORACE H OLLY
     
    Ich legte den Brief zur Seite und – erfüllt von einem Gefühl, dessen Beschreibung oder Analyse unmöglich ist – öffnete den zweiten, dessen Inhalt ich ebenfalls veröffentlichen werde, nachdem ich lediglich gewisse, unwichtige Passagen gestrichen habe sowie den Namen des Verfassers, der mich darum gebeten hat, wie Sie beim Lesen seines Briefes feststellen werden.
    Dieses Epistel, dessen Absenderadresse einen abgelegenen Ort an der Küste von Cumberland nannte, lautete wie folgt:
     
    Sehr geehrter Herr!
    Als der Arzt, der Mr. Holly während seiner letzten Krankheit betreute, bin ich durch ein ihm gegebenes Versprechen verpflichtet, als Vermittler in einer recht seltsamen Angelegenheit zu wirken, von der ich nur sehr wenig verstanden habe, obwohl sie mich sehr interessiert. Trotzdem möchte ich Sie ausdrücklich bitten, daß mein Name in Beziehung zu dieser Sache nicht genannt wird, und auch nicht der Ort, in dem ich praktiziere.
    Vor etwa zehn Tagen wurde ich zu einem Hausbesuch bei Mr. Holly gerufen, der in einem alten Haus auf den Uferklippen wohnte, das lange Jahre leer gestanden hatte und nur von einem Haushälterehepaar in Ordnung gehalten wurde. Das Haus, erfuhr ich später, gehörte Mr. Holly und war seit mehreren Generationen im Besitz seiner Familie. Die Haushälterin, die mich rief, berichtete mir, daß Mr. Holly gerade von einer längeren Auslandsreise zurückgekehrt sei – von irgendwo in Asien – und daß er schwer krank darnieder liege – Herzbeschwerden, vermutete sie – und dem Tode nahe; beides Diagnosen, die sich als richtig erwiesen.
    Ich fand den Patienten aufrecht im Bett sitzend (um sein Herz zu entlasten), und er war ein seltsam aussehender, alter Mann. Er hatte dunkle Augen, klein, doch voller Feuer und Intelligenz, einen langen, schlohweißen Bart, der seine ungewöhnlich breite Brust bedeckte, und dichtes, ebenfalls schlohweißes Haar. Seine Arme waren außergewöhnlich kräftig, und einer von ihnen schien von einem Tier zerfleischt worden zu sein. Er erklärte mir, daß er von einem Hund angegriffen worden sei, doch wenn dem so war, mußte es sich um einen Hund von ungewöhnlicher Größe und Stärke gehandelt haben. Er war ein überaus häßlicher Mann, und doch, entschuldigen Sie den Widerspruch, von großer Schönheit. Ich kann Ihnen nur beschreiben,
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