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AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)
Autoren: Ina Norman
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schon ausgeführt zu haben.
    »Sin ja man kniepig heuer, die hohen Herrn«, hatte er gebrummt und die Münzen, die Jermyn ihm gegeben hatte, mürrisch in seinen Beutel gezählt. Seine Laune hatte sich nicht gebessert, als er entdeckte, dass er den zusammenlegbaren Besenstiel in Neri vergessen hatte.
    Jermyn war vom Hof geschlendert, im Besitz einer tönernen Plakette mit dem Siegel von vier großen Familien, die dem Kaminfeger den Zugang zu deren Villen gestattete, und eines handlichen, zusammenklappbaren Besenstiels. Ein wenig Handwerkszeug brauchte man zur Tarnung und das Gerät mochte auch für andere Unternehmungen nützlich sein.
    Ninian hatte sich unterdessen von Vitalonga die Pläne der wichtigsten Sommerpaläste zeigen lassen. Zum Teil stammten sie noch aus der Alten Zeit und sie hatte Interesse an den ehrwürdigen Bauten geheuchelt. Ihr war nicht ganz wohl dabei gewesen, das Gewissen schlug ihr und zudem war die Verständigung mühsam. Jermyn hatte seine Vorbereitungen vorgeschoben, um sich von seiner langweiligen Vermittlerrolle zu drücken. Es fuchste ihn, dass er sich in seinem Ärger über LaPrixas Spott dazu hatte hinreißen lassen, auf Ninians Vorschlag einzugehen, er wollte nicht noch mehr tun, was ihm zuwider war.
    Die Beschreibung der Kleinodien und Herrlichkeiten der Villen weckte in Ninian das Verlangen nach den schönen Dingen. In ihren eigenen Palast zurückgekehrt, der ihr mit einem Mal recht schäbig erschien, breitete sie die Pläne begeistert vor Jermyn aus.
    »Sieh dir das an, es stimmt, was LaPrixa gesagt hat. In der Villa der d’Este gibt es tatsächlich einen Juwelenfries und der alte Sasskatch hat zwar nicht ein ganzes Zimmer, aber ein kleines Kabinett mit Goldmünzen aus verschiedenen Zeiten und Ländern verkleiden lassen. Hier gibt es eine Sammlung von Silbergefäßen und hier, das müsste dir gefallen, eine Geheimkammer, von der die Gobbi glauben, dass keiner sie kennt, aber auf Vitalongas alten Plänen ist sie eingezeichnet. Na, was sagst du? Ist das nicht vielversprechend?«
    Erwartungsvoll sah sie ihn an, aber er brummte nur und zerrte an seinem Zopf.
    »Wie kommt man denn rein, in diese Schatzkammern?«, fragte er endlich. »Sind das auch solche Festungen, wie der Turm der d’Ozairis? Dann seh ich schwarz ...«
    Er warf ihr einen vielsagenden Blick zu, aber sie war zu aufgeregt, um sich darüber zu ärgern.
    »Nein, für uns wird es leicht sein, hineinzukommen. Sie verlassen sich ganz darauf, dass es vom Land aus keinen Zugang gibt. Die Tore, durch die man mit dem Boot hineinrudern kann, sind mit schweren Balken verriegelt, aber wenn wir unter die Terrasse fahren, können wir ohne Schwierigkeit hinauf klettern. Irgendein Schloss wirst du wohl öffnen können, sonst gibt’s ja noch die Kamine. Wäre doch passend, oder?«
    Sie hielt den zusammenlegbaren Besen hoch und fuhr fröhlich fort: »Oder wir verstecken das Boot am Ufer zwischen den Felsen und schwimmen zu den Terrassen, damit keinem der fremde Kahn auffällt.«
    »Na, prächtig, dann schwimmst du aber alleine«, erwiderte er giftig.
    Daran hatte sie nicht gedacht. Seit sie denken konnte, war sie in den kleinen Bergseen ihrer Heimat herumgepaddelt. Einige von ihnen wurden durch warme Quellen gespeist, selbst im härtesten Winter blieben sie eisfrei und die Bewohner Tillholdes genossen das ganze Jahr über das angenehme Bad in dem warmen, leicht metallisch schmeckenden Wasser. Es war ihr nicht in den Sinn gekommen, dass nicht jeder sich mit der gleichen Selbstverständlichkeit wie sie im Wasser bewegte.
    »Du kannst nicht schwimmen?«
    »Nein, wo hätte ich es wohl lernen sollen? In der stinkenden Brühe, die hier durchfließt?«, schnaubte er, »und leider war ich auch nicht von einem Schwarm Diener umgeben, die nichts anderes zu tun hatten, als es mir beizubringen.«
    »War ich auch nicht, mein Vater hat es mir gezeigt.«
    »Na, siehste, der fehlte mir auch.«
    Sie achtete nicht auf seine Stichelei, ein erfreutes Lächeln erhellte ihr Gesicht.
    »Ich bring’s dir bei, mein Lieber. Das lernst du schnell, du wirst schon sehen.«
    Sie kicherte, als sie an seine wenig begeisterte Miene dachte. Es freute sie, dass die Rollen einmal vertauscht waren.
    Sie lehnte sich an den Wagenkasten und stemmte die Füße gegen die Holzkisten. Es knackte und Jermyn rührte sich. Er hatte ihr das Gesicht zugewandt, seine Brauen waren zusammengezogen, selbst im Schlaf. Er wollte nicht fort aus seiner Stadt und es wärmte ihr Herz, dass er
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