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AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)
Autoren: Ina Norman
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sich ihr zuliebe trotzdem auf die Reise eingelassen hatte.
    Nach den Erschütterungen der Wilden Nächte waren sie eine ganze Weile unzertrennlich gewesen, bis Ninian jene merkwürdige Unruhe ergriffen hatte, die sie selbst nicht ganz verstand.
    Einige ihrer Unternehmungen waren dadurch tatsächlich fehlgeschlagen, nicht zuletzt der Einstieg bei den d’Ozairis, den Jermyn sich in den Kopf gesetzt hatte.
    Sie hatten sich lange und gründlich darauf vorbereitet und die Nacht war perfekt gewesen. Die Juwelen, die Amon d’Ozairis voller Stolz auf seine Schätze, in den Handelshallen ausgestellt hatte, waren am Tag in seine Schatzkammer zurückgebracht, aber noch nicht wieder in ihre massiven Eisentruhen versenkt worden. Jermyn hatte es durch die Augen eines der Wachmänner gesehen, in dessen Geist er sich eingeschlichen hatte. Offenbar liebte es d’Ozairis, diese Arbeit selbst zu tun, und da der Patriarch ihn überraschend zu sich bestellt hatte, waren die Juwelen in den einfachen Holzkisten geblieben, die leicht zu öffnen waren.
    So waren sie eilig aufgebrochen und sie hatte es verpatzt, weil ihr der Duft der Blütenbäume in den Kopf gestiegen war und sie beim Anblick der blassen Mondsichel an den Frühling in Tillholde hatte denken müssen, so dass ihr Griff um das Seil sich gelockert hatte.
    Jetzt würde alles besser werden, sie spürte schon, wie die Unzufriedenheit nachließ, während sie durch die freundliche, blühende Landschaft rollten. Und ein guter Einbruch würde auch Jermyn mit dieser Landpartie versöhnen.
    Sie räkelte sich wohlig und kroch neben ihn ins Stroh. Es war sehr früh gewesen heute morgen. Beglückt fühlte sie, wie er im Schlaf den Arm um sie legte und nach wenigen Augenblicken hatte das gleichmäßige Schaukeln des Wagens sie in den Schlaf gewiegt.
     
    Als die Wagen am Ende des langen Tages zwischen altertümlichen Säulen hindurch in den Hof der Taverna Lattica am Rande von Neri rollten, konnte Ninian nicht mehr feststellen, wie ihr die Landschaft am Ouse-See gefiel, denn es herrschte tiefe Nacht.
    Sie sah nicht mehr als einen weitläufigen gepflasterten Innenhof, an den sich auf zwei Seiten Stallungen anschlossen. Dem Tor gegenüber erhob sich das Gasthaus. Der Putz bröckelte, viele Fensterläden hingen schief in den Angeln, aber die Rundbögen und eine Galerie im oberen Stockwerk zeugten von vergangener Größe.
    Erleichtert, mit steifen Gliedern kletterten sie aus dem Wagen. In dem engen Verschlag waren sie beide zappelig vor Ungeduld geworden, obwohl der Wagenzug auf der Hälfte des Weges Halt gemacht hatte, damit Menschen und Tiere rasten konnten.
    Jermyn musterte missmutig den von Fackeln erhellten Hof und den gewaltigen Misthaufen, der sich in einer Ecke neben den Ställen erhob.
    Die Handwerker, die mit dem Wagenzug gereist waren, luden ihre Gerätschaften ab und sammelten sich gähnend um den großen Ziehbrunnen in der Mitte des Hofes. Der Wirt, die langzipflige Schlafmütze schon auf dem Kopf, eilte auf dünnen Beinen herbei.
    »Ihr kommt’s spät, meiner Treu. Ich meint schon, ihr möcht unter d’Räuber gefallen sein«, rief er dem Wagenführer entgegen. Der zuckte mürrisch die Schultern.
    »Es wär die Mühe nich wert gewesen. Wir ham nix wertvolles geladen, aber zwei von die Gäul hatten Eisen verloren, des hat uns aufgehalten.«
    Der Wirt wechselte noch einige Worte mit ihm, dann winkte er den Handwerkern.
    »Für euch ist alles im Gesindehaus g’richtet, Wasser findet’s ihr hier im Hof und in der Küch’ möcht noch ein Kessel mit Suppen stehn. Tummelt’s euch und weckt’s mir die anderen Gäste nicht auf.«
    Die Männer nahmen ihre Bündel und schlurften zu einem baufälligen, strohgedeckten Gebäude, das sich rechter Hand neben dem Tor erstreckte.
    Jermyn und Ninian folgten ihnen zögernd, aber nach einem Blick in den düsteren, übelriechenden Raum und auf die kärglichen Strohlager in den schmalen, durch dünne Bretterwände abgeteilten Zellen, drehte Jermyn sich auf dem Absatz um und marschierte wieder in den Hof.
    »Man muss es ja nicht übertreiben, mit der Maskerade«, murmelte er und legte dem Wirt, der gerade im Haus verschwinden wollte, die Hand auf die Schulter.
    »Auf ein Wort, Herr Wirt ...«
    Wenige Augenblicke später tappte der Mann mit glasigen Augen vor den beiden vornehmen jungen Herrn her und leuchtete ihnen den Weg durch die verwinkelten Gänge zu seinem besten Gemach. Nachdem Jermyn im Schein der Kerze die schäbige Pracht gemustert
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