Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)
Autoren: Ina Norman
Vom Netzwerk:
hatte, beauftragte er den Wirt, Wasser und Speisen zu bringen - Brot, Schinken, Käse, was auch immer, nur keine Suppe!
    Als der Mann katzbuckelnd verschwand, warf Ninian sich erleichtert auf das breite Bett.
    Eine Staubwolke stieg aus den Polstern auf und Motten flatterten aus den verblichenen Brokatvorhängen, dennoch war es entschieden einem Strohlager in Gesellschaft von schwitzenden, schnarchenden Männern vorzuziehen.
    »Es hat seine Vorteile, dass du Gedanken lenken kannst«, seufzte sie zufrieden, als sie auf dem Bett sitzend, eine halbe Pastete, Brot und eingelegtes Gemüse verzehrten.
    »Ja, nur schade, dass ich dich nicht von diesem ganzen verrückten Plan abbringen konnte«, knurrte Jermyn ungnädig. »An diesem Brot kannst du dir die Zähne ausbeißen.«
    Auch als sie zwischen die Bettdecken gekrochen waren, fand er etwas auszusetzen.
    »Uff, ist das Zeug schwer. Und es muffelt.«
    Er zerrte an den Decken und wälzte sich unzufrieden hin und her. Ninian antwortete nicht. Trotz der erzwungenen Ruhe während der langen Fahrt war sie so müde, dass sie der Zustand der Decken nicht störte, aber nach einer Weile fing Jermyn wieder an.
    »Wer meinte eigentlich, dass es in der Stadt niemals still ist? Was sagst du zu diesem Radau?«, stichelte er, als im Hof immer noch Wagen über das Pflaster ratterten. Ketten klirrten, ein Pferd wieherte aufgeregt und dazwischen ertönten die Flüche der Fuhrknechte, die trotz der späten Stunde abschirren mussten.
    »Es wird sicher gleich ruhiger werden«, murmelte sie schläfrig, aber er schnaubte nur.
    »Und ich frage mich, wie es Wag und Kamante geht und ob es wirklich klug ist, sie allein zu lassen ...«
    »Jermyn!«, mit einem Ruck setzte Ninian sich auf. »Sei doch endlich still. Seit wann machst du dir Sorgen um die beiden? Du willst mich nur ärgern, du grässlicher Kerl, weil ich dich in die Wildnis geschleppt habe.«
    »Wildnis - da hast du allerdings recht, Süße! Und ich meckere, solange ich will. Kannst ja versuchen, mich zum Schweigen zu bringen ...«
    Ninian hörte, dass er bei diesen Worten grinste.
    »Meinst du, ich schaffe das nicht, mein Lieber? Warte nur ...«
    Es gelang ihr recht gut.
     
    Die Hähne am Ouse-See versahen ihr Werk ebenso gewissenhaft wie ihre Vettern in Dea und der große Gockel des Gasthofs verkündete das Nahen des Tages mit einem schmetternden Willkommensgruß an die aufgehende Sonne. Nach dem vierten Hahnenschrei drehte Jermyn sich auf den Bauch.
    »Ich hasse Hähne«, stöhnte er und zog sich das Kissen über den Kopf.
    »So? Das ist mir neu.«
    Ninian sprang aus dem Bett und stieß die hölzernen Läden auf. Kühle Luft trug den Rauch von Holzfeuern und den unvermeidlichen Stallgeruch herein. Ein Schauer überlief sie, der nicht nur von der morgendlichen Frische herrührte.
    Der Gasthof lag am Rande des Dorfes, dort, wo sich die Straße über den letzten Hügelrücken vor dem See schwang. Von ihrem Fenster aus sah sie auf die grauen Häuser von Neri, die sich unter ihr an den sanft abfallenden Hang schmiegten. Flache, rote Ziegeldächer glänzten in der Morgensonne, andere Läden klapperten gegen die Mauern und vereinzelt klangen Stimmen übernatürlich laut durch die Stille zu ihr herauf.
    Jenseits der Häuser erstreckte sich eine breite, weiße Nebelbank. Darunter musste sich der See verbergen. Die Villen lagen noch im Dunst, am anderen Ufer aber erhoben sich die Felsen, nach denen Ninian sich gesehnt hatte. Sie beugte sich weit aus dem Fenster und fand, dass die Berge nach Westen hin niedriger wurden und ihre Hänge von den blaugrünen Schatten ferner Wälder überzogen waren. Das Herz ging ihr auf, als ihr Blick in die Weite schweifen konnte, ohne sich an Trümmern, Hauswänden oder im Netz der Straßen zu verfangen. Obwohl sie ahnte, dass sie sich wieder eine Abfuhr holen würde, rief sie über die Schulter ins Zimmer hinein.
    »Jermyn, wach auf. Komm schon, schau doch ... Jermyn!«
    »Och, was bist du lästig, Weib!«
    Sie hörte ihn stöhnen, dann knarzte das Bett und sie spürte seinen schlafwarmen Leib, als er sich gegen sie lehnte.
    »Ja, sehr schön«, murmelte er. Seine Lippen streiften ihr Ohr, glitten über ihren Hals. »Mach das Fenster zu und komm ins Bett. Es ist elend früh und kalt, aber ich verspreche dir, dass ich nachher alles bewundere, was du willst.«
     
    Tatsächlich schien er recht guter Stimmung zu sein, als sie sich einige Stunden später in einem gemieteten Boot über den See rudern ließen. Er pfiff
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher