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AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)
Autoren: Ina Norman
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zusammenklappte.
    »Hast du ... bist du verletzt?«
    »Was glaubst du wohl, nachdem ich gegen diese beschissenen Splitter gerauscht bin? Lass uns verschwinden. Heut wird das nichts mehr. Hier, nimm das.«
    Er drückte ihr einen der beiden Beutel in die Hand und sie kehrten auf dem gleichen Weg zurück, auf dem sie gekommen waren.
    Erst im Übungsraum der Ruine sprachen sie wieder. Es dämmerte schon. Das Stadtschloss der d’Ozairis lag im Villenviertel, noch jenseits des Volksplatzes im Nordosten Deas. Sie hatten einen Umweg machen müssen, da in den Straßen der Gerber eine große Hochzeit gefeiert worden war und sie nicht Gefahr laufen wollten, von den Feiernden erkannt zu werden.
    »Lass uns bei Babitt unterkriechen«, hatte Ninian vorgeschlagen und ein böses Knurren geerntet. Zerschlagen und müde waren sie im Ruinenfeld angelangt, als die aufgehende Sonne die unschuldigen kleinen Wolken, die vom Meer heraufzogen, schon rosig überhauchte. Sie kündigten einen weiteren Regentag an und als Ninian sich mit einem verzweifelten Seufzer auf die Pritsche im Übungsraum fallen ließ, schlugen die ersten Tropfen gegen die Scheiben.
    Jermyn schleuderte die Säcke mit ihrer Ausrüstung in die Geheimkammer im Kamin und knallte die Tür zu.
    Kalt musterte er das Mädchen auf dem Bett. Es gab nichts, was er mehr fürchtete, als das Vertrauen in Ninian verlieren zu müssen, dieses Gefühl, das ihm Sicherheit und Halt in einer feindseligen Welt gab. In der letzten Zeit war es ins Wanken geraten, er hatte Angst und Angst machte ihn grausam.
    »Warum musstest du gerade heute nicht bei der Sache sein, hä? Wir waren so nahe am Ziel. Wir hätten d’Ozairis ausgenommen! Du hast doch die Steine gesehen, die der Protz in den Handelshallen ausgestellt hat! Das war nur ein Bruchteil von dem, was er in seiner Festung hortet. Ungefasste Steine, unbearbeitetes Gold – besser geht's doch gar nicht! Und du lässt das Seil los, ich fass’ es nicht.«
    Er hatte angefangen sich auszuziehen, eine wattierte Weste kam unter dem Kittel zum Vorschein. Wie der linke Ärmel und die linke Seite des Kittels hing sie in Fetzen und war blutbefleckt. Ninian ließ zerknirscht den Kopf hängen.
    »Ich weiß, es tut mir leid, Jermyn. Das Seil ... plötzlich glitt es mir aus den Händen. Oh, das sieht schlimm aus. Soll ich dir helfen?«
    Jermyn antwortete nicht. Vorsichtig zupfte er das dicke Baumwollzeug von seiner Haut, fluchend, weil das Gewebe an den Wunden festklebte.
    »Scheiße, schau dir das an - autsch ... man sollte d’Ozairis das Zeug zu fressen geben, bei meinem verdammten Glück stecken überall Splitter.«
    Er warf ihr einen bösen Blick zu, als sei sie mindestens ebenso schuld und fluchte im schlimmsten Gassenjargon. Ninian hörte sich die Tirade stumm an. Sie hasste diese Sprache und er wusste es. Allmählich verfinsterte sich auch ihr Gesicht.
    »Hör endlich auf, ich hab gesagt, dass es mir leid tut!«
    »Na, rattenstark«, erwiderte er höhnisch. »Davon hätt ich auch was, wenn mir auf dem Pflaster der Schädel zerplatzt wär.«
    »Sag so was nicht!«
    »Warum nicht? Es stimmt doch, oder?«
    Ninian starrte ihn an. Sie musste an den Imekes Gaukler in Tillholde denken, an den Traum, der sie nach Dea getrieben hatte. Heute Nacht wäre er beinahe Wirklichkeit geworden. Der kalte Schrecken, als das Seil durch ihre Hände geschossen war, das rasende Herzklopfen, als sie darum kämpfte, den tödlichen Fall aufzuhalten. Die Angst, Jermyn zu verlieren ...
    Sie sackte zusammen und brach zu ihrem eigenen Entsetzen in Tränen aus.
    Zuerst regte sich nichts in Jermyns verkniffener Miene, er war es nicht gewöhnt, dass sie weinte, es passte nicht zu der Ninian, die er brauchte.
    Aber plötzlich war ihm, als höre er ein anderes Schluchzen, ein Schluchzen in der Dunkelheit, als sie um das Schicksal der geschändeten Kinder geweint hatte. Es hatte sein Herz mehr gerührt als irgendetwas anderes zuvor.
    Er schüttelte die Wut ab, die ihn gefangen gehalten hatte, seit sie von dem Turm abgestiegen waren und setzte sich neben das weinende Mädchen. Als habe sie nur darauf gewartet, ließ sie sich gegen ihn sinken und schluchzte, bis sein Hemd nass von ihren Tränen war. Endlich beruhigte sie sich, aber ihr Gesicht blieb an seiner Schulter verborgen.
    »Was ist los mit dir in letzter Zeit?«, sagte er in ihr Haar. »Neulich bist du selbst beinahe abgestürzt, obwohl du wusstest, dass das Sims lose war. Und du hast vergessen, einen beweglichen Knoten zu
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