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AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)
Autoren: Ina Norman
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Vorsteher des südlichen Fuhrhofes rieb sein Kinn. Es klang, als rasple der Schmied die Hufe der schweren Rösser für neue Eisen zurecht.
    »Ihr schließt Euch mit Eurem Gefährten dem nächsten Warentransport zum Ouse-See an und kommt eine Woche später mit dem Rückzug wieder her. Dafür bekomme ich vier Halbsilberstücke und die Garantie, dass sich kein Gesindel an diesen Zügen vergreifen wird. Recht so?«
    »Prächtig, du hast’s kapiert. Hier ist das Fahrgeld.«
    Der schwarzgekleidete junge Mann warf ein paar Münzen auf die mit schmutzigen Listen übersäte Werkbank, die dem Fuhrmeister als Kontor diente. Mit spitzen Fingern nahm er einen schmierigen Zettel als Beleg entgegen und sah dem grauhaarigen Riesen gerade in die Augen.
    »Wenn du mich übermorgen siehst, wirst du dich an unsere Abmachung erinnern, aber bis dahin vergisst du, dass ich hier war.«
    Er wischte Kleie von seinem Wams, betrachtete angewidert seine Stiefel, an denen Dung und Stroh klebte, und verließ mit herablassendem Nicken die Sattelkammer.
    Der Vorsteher riss seinen Blick von den vier armseligen Silbermünzen los und starrte ihm mit offenem Mund nach. Passagiere wurden wie Ware behandelt und zahlten nach Gewicht, für vier lumpige Silberne würde er gerade mal ein Kleinkind mitnehmen.
    Selbst reiche Kaufleute begegneten ihm mit Höflichkeit, schließlich lag es an ihm, ob ein Wagenzug mit zuverlässigen Tieren und Fuhrleuten ausgestattet wurde und zum angesetzten Zeitpunkt losziehen konnte. Verdarb man es sich mit ihm durch hochfahrendes Wesen oder brüsk gestellte Forderungen, so drohte unterwegs einiges Ungemach.
    Dieser junge Geck aber - als solchen hatte ihn der Fuhrmeister angesichts der kunstvollen roten Stacheln und des protzigen Ohrrings eingeschätzt - war über den Hof gestelzt, als gehöre ihm der ganze Fuhrpark. Ohne eine Aufforderung abzuwarten, hatte er die Sattelkammer betreten und gelangweilt seine Wünsche vorgetragen.
    Der Fuhrmeister war zu verblüfft gewesen, um ihm gleich mit einer Maulschelle zu antworten. Er hatte sich gerade mit einem milden Fluch Luft machen wollen, als sein Blick sich in den schwarzen Augen verfangen hatte. Da war ihm klar geworden, dass es ihm eine Ehre und Freude war, dem jungen Mann zu gehorchen, ja, dass er ihn behandeln musste wie den Patriarchen selbst. So hatte er nicht nur einen lächerlichen Fahrpreis angenommen und bereitwillig Auskunft über die Abfahrt des nächsten Wagenzuges gegeben, sondern zudem zwei Plätze in einem bis auf den Fahrer unbemannten Wagen zugesagt.
    Mit hängendem Kiefer sah er der schmalen, schwarzen Gestalt hinterher, wie sie zwischen den Wagen, schnaubenden Gäulen und grantigen Fuhrknechten hindurchschlüpfte, bis sie durch das offene Tor verschwand. Wie auf ein Fingerschnippen erwachte der Fuhrmeister aus seiner Versunkenheit. Den Besucher hatte er vergessen und weder er noch der unselige Knecht, der ihn in diesem Moment auf einen Mangel in der Futterkammer aufmerksam machte, hätten erklären können, wieso der arme Kerl eine krachende Kopfnuss bekam.
    26. Tag des Weidemondes 1465 p.DC.
    Drei Tage später rumpelten kurz vor Sonnenaufgang schwere Planwagen aus dem Südlichen Fuhrpark durch die stillen Straßen.
    Am Südtor klopfte der Zugführer die Wächter heraus.
    »Das dauert auch jedes Mal länger«, brummte er, als zwei Männer gähnend herauskamen. »Sauft nich so viel, denn muss unsereins nich so lang warten.«
    »Maul halten, Meckern is Missachtung der Staatsgewalt und das gibt Arrest«, kam die Antwort, während die Wächter im Schein einer blakenden Funzel den Passierschein begutachteten. Nach einem weiteren Austausch gutmütiger Grobheiten hebelten sie die Balken beiseite und öffneten das Schloss. Die Torflügel schwangen auf, die Gäule zogen an und der Wagenzug verließ die Große Stadt und rollte gegen Südwesten, wo sich vor dem düsteren Himmel schon die Umrisse einer niedrigen Hügelkette abhoben.
    Hinter diesen ersten Ausläufern der Falarner Berge lag der berühmte Ouse-See. Im Westen reichten die schrofferen Hänge des westlichen Massivs bis an seine Ufer und hier schmiegten sich die Sommerpaläste der Reichen und Vornehmen an die schieren Felshänge. Die meisten waren nur vom See aus zugänglich und so verlässlich vor ungebetenen Gästen und anderen Eindringlingen geschützt. Unter den Vorbauten, die weit in den See hinausragten, schaukelten zahlreiche Boote und auf den Terrassen, den zierlichen Pavillons und Laubengängen war die
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