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AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)
Autoren: Ina Norman
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Hast du Fieber?«
    Entrüstet wollte sie sich aus seinem Arm winden, aber Jermyn zog sie fester an sich, packte ihr Kinn und küsste sie heftig. Ihr Mund schmeckte nach Tränen. Bei dem jähen Absturz hatte er sich auf die Unterlippe gebissen, die kleine Wunde begann zu bluten und es wurde ein salziger, bitterer Kuss. Aber das machte nichts, solange sie ihn leidenschaftlich erwiderte und die Tränen und die Bitternis ebenso wie die Süße mit ihm teilte. Erst als ihm die Luft ausging, gab er sie frei. Sie lächelte mit geschlossenen Augen.
    »Jermyn?«
    Ihre Stimme liebkoste ihn.
    »Hm?«
    Sanft strich er die dunklen Haarsträhnen zurück, die sich aus ihrem Zopf gelöst hatten. Sie klebten an seinen Fingern und er spürte ein leises Prickeln in der Handfläche.
    Ihr Haar lebte, wenn sie aufgeladen war. Es erregte ihn und er fragte sich, wie es wäre, wenn sie sich liebten, jetzt, ohne dass sie sich vorher entlud. Die weichen Lippen streichelten sein Ohr und er schauderte.
    »Lass uns an den Ouse-See fahren«, schmeichelte sie, schlang die Arme um ihn und presste sich an ihn. Der plötzliche Schmerz trieb ihm die Tränen in die Augen und verscheuchte jeden Gedanken an Liebe.
    »Au, die Scherben ... bist du verrückt?«, japste er. » Was willst du machen?«
    Sie ließ ihn los und der versonnene, zärtliche Ausdruck verschwand aus ihrem Gesicht. »Ich will mit dir an den Ouse-See«, wiederholte sie trotzig. »Du hast selbst gesagt, wir sollten da einsteigen, in diese Villen. Erinnerst du dich, bei unserem ersten Einbruch, in Fortunagras Haus?«
    »Das soll ich gesagt haben?«
    »Ja, es würde sich lohnen, meintest du. Jetzt stehen die meisten der Villen noch leer, viele der vornehmen Familien ziehen erst zu Beginn des Hochsommers hinaus und wir hätten freie Bahn. Wir schauen uns alles an, dann kennen wir uns aus und können wiederkommen, wenn sie mit ihren Juwelen und dem ganzen Kram dort sind.«
    »Und wie sollen wir dahinkommen?«
    »Irgendwer wird die Villen doch beliefern, oder? Es wird dir wohl nicht schwerfallen, die Fuhrleute zu überreden.«
    Sie hatte sich in Eifer geredet, ihr Gesicht glühte, aber Jermyn wand sich. Er hatte nicht die geringste Lust, die Stadt zu verlassen. Was kümmerte ihn diese Natur, von der sie mit einem Mal so schwärmte? Ihm war es gleich, welche Jahreszeit herrschte, solange das Wetter ihn nicht bei seinen kleinen Unternehmungen störte. Vor den Toren Deas kannte er sich nicht aus, die Stadt war sein Revier, ihr Revier. Niemand wagte es, ihnen hier in die Quere zu kommen. Was geschähe, wenn sie es schutzlos zurücklassen würden?
    Fortunagra etwa hegte schweren Groll gegen sie. Er war immer noch ein mächtiger Patron und Jermyn war nicht so einfältig zu glauben, er habe allen Rachegedanken abgeschworen, von Duquesne ganz zu schweigen. Andrerseits - wenn es reichte, sich zwei, drei Tage an einem lausigen See herumzutreiben, um Ninian von ihren merkwürdigen Sehnsüchten zu heilen ...
    Ächzend stand er auf. Arm und Hüfte brannten und er fror.
    »Lass uns zu LaPrixa gehen«, sagte er mürrisch, »sie soll die verdammten Splitter rausziehen. Danach will ich baden und dann ...«
    »... reden wir weiter über den Ouse-See«, fiel ihm Ninian glücklich ins Wort.
    »... essen wir, wollte ich eigentlich sagen«, vollendete er glatt den angefangenen Satz, »aber von mir aus können wir statt dessen auch über dieses lästige Gewässer reden.«
    Ninian streckte ihm die Zunge heraus.
     
     
    »Was hast du gemacht, mein Jermyn? Einen Ringkampf mit einem Stachelschwein? Oder haben sie dich durch ein geschlossenes Fenster gejagt? Oh, da ist ja noch einer ... schön stillhalten, Söhnchen, der kleine Schelm steckt tief.«
    Im Licht von vier großen Öllampen lag Jermyn auf der Liege, auf der LaPrixa sonst ihre bunten Bilder stach. Sie beugte sich über ihn und zog mit einer winzigen Zange behutsam einen Glassplitter aus seiner Hüfte. Ein rotes Netz aus feinen Schnitten überzog den linken Arm und die linke Seite und immer, wenn die Hautstecherin eine Scherbe entfernt hatte, tauchte sie einen Stoffbausch in eine bräunliche Tinktur und betupfte die Wunde. Jermyn zuckte jedes Mal zusammen und Ninian konnte sein schmerzverzerrtes Gesicht im Spiegel sehen.
    »Brennt ein bisschen, was? Nur Mut, gleich haben wir’s geschafft, hier noch und da ... und da, das war der letzte, hoffe ich. Jetzt brennt es noch mal ... na, na, was für böse Worte! So schlimm war’s doch nicht, oder? Setz dich auf, wir
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