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Avalons Geisterschiff

Avalons Geisterschiff

Titel: Avalons Geisterschiff
Autoren: Jason Dark
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von Fort Augustus an der Südspitze des Sees lebte. Der Mann war ein alter Fuchs. Er schaffte es, dem Getränk eine besondere Note zu verleihen, was selbst die berühmtesten Destillen nicht schafften.
    Wie dem auch sei, er befand sich auf einem guten Weg, und der genossene Alkohol weichte die Erlebnisse auf. Er empfand sie nicht mehr als ganz so schlimm und bedrückend.
    Dann schielte er auf seinen Bierkrug. Er war leer getrunken. Eine weitere Flasche wollte er sich nicht einschenken. Der Mann spürte bereits die Müdigkeit, die durch seine Knochen kroch. Das Bett wartete auf ihn. Trotz der Erlebnisse würde er jetzt gut schlafen, das stand für ihn fest.
    Er drehte sich auf seinem Stuhl nach rechts. Der kleine Schreibtisch befand sich direkt vor einem Fenster. Er brauchte nicht einmal den Kopf zu drehen, um einen Blick durch die Scheibe zu werfen, und so schaute er automatisch nach draußen.
    War dort was zu sehen?
    Nichts, gar nichts – oder?
    Doch, er sah etwas. Eine schattenhafte Bewegung, und die nicht mal sehr weit von der Scheibe entfernt. Es war kein Baum, dessen Äste durch den Wind bewegt wurden, nein, das musste etwas anderes gewesen sein.
    Earl Cameron war schon halb aufgestanden. Jetzt ließ er sich wieder zurücksinken, blieb hocken wie angeklebt und hielt den Atem an. Er starrte durch die Scheibe. Er riss die Augen weit auf, und sein Herz schlug schneller. Zugleich trat ihm der Schweiß aus, und das lag nicht am genossenen Alkohol.
    Es war Wahnsinn, was er da zu sehen bekam. Er konnte und wollte es nicht glauben, aber der Blick trog ihn nicht.
    Da stand jemand!
    Es war ein Mann, und wenn er sich nicht täuschte, befand er sich höchstens einen Meter von der Breitseite des Wohnwagens entfernt. Er bewegte sich nicht und wirkte auf den Betrachter wie ein Wächter, der seine Stellung hielt.
    Cameron wusste nicht, was ihm alles durch den Kopf schoss, aber eines stand für ihn fest: Das Auftauchen der Gestalt hatte etwas mit dem Geisterschiff zu tun. Anders konnte es nicht sein. Es war möglicherweise jemand von der Besatzung.
    Eis rann in kleinen Kugeln über den Rücken des Nessie-Forschers. Er blieb noch in seiner Haltung, bis er die Muskeln im rechten Bein spürte.
    Dann hatte er einen Entschluss gefasst. Es war nicht gut, wenn er hier tatenlos an seinem Schreibtisch stand und nach vorn starrte. Er musste mehr wissen, und das konnte er nur herausfinden, wenn er seinen Wohnwagen verließ und sich mit der Gestalt beschäftigte.
    Als er auf die Tür zuging, spürte er, wie weich seine Knie waren. Todesfurcht hatte er bisher nicht empfunden. Jetzt allerdings war sie da, und er spürte sie wie eine Zange, die seine Brust zusammendrückte.
    Vor der Tür blieb er noch mal stehen. Ein kurzes Schließen der Augen. Ein tiefer Atemzug. Erst dann legte er die Hand auf die Klinke und bewegte sie im Zeitlupentempo nach unten.
    Kein Quietschen und auch kein Knarren drang an seine Ohren. Die Tür ließ sich normal öffnen und gab Earl Cameron den Weg nach draußen in die Dunkelheit frei.
    Er ging noch nicht. Erst der Blick in die Umgebung. Viel war da nicht zu sehen. Er musste sich weiter nach vorn bewegen, um einen besseren Blickwinkel zu haben.
    Etwas nach rechts schauen.
    Ja, dort stand er noch! Eine starre Gestalt. Sie hob sich vom tiefen Schatten etwas heller ab, was besonders das Gesicht betraf.
    Wer hier in der Einsamkeit lebte, der besaß auch eine Waffe. Da bildete Earl Cameron keine Ausnahme. So ging er noch mal zurück und griff unter sein Bett.
    Das Jagdgewehr hatte er mal einem Förster abgekauft. Der Mann hatte ihm vertraut, denn es war ein nicht ganz legales Geschäft gewesen.
    Mit der Waffe in der Hand fühlte er sich keineswegs wohler. Auch wenn er geduckt und sehr wachsam den Wohnwagen verließ. Er schaute wieder in die Runde und entdeckte erst jetzt auf dem See den dunklen Schatten mit dem Segel in der Mitte.
    Das Schiff war also wieder da!
    In seinem Innern zog sich etwas zusammen. Seine Hände umfassten das Gewehr noch härter, als wollten sie das Metall zerdrücken. Das Schiff, die Gestalt, aber war das alles?
    Cameron drehte den Kopf. Er schaute zuerst zur rechten Seite, dann nach links, aber dort hatte sich nichts verändert. Es gab nur diesen einen Mann.
    Earl hatte in seinem Leben noch nie auf einen Menschen geschossen. Da hatte er seine Grundsätze. Die allerdings gerieten jetzt ins Wanken, denn er fragte sich, ob diese Gestalt tatsächlich ein Mensch war oder nur sein Aussehen angenommen
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