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Avalons Geisterschiff

Avalons Geisterschiff

Titel: Avalons Geisterschiff
Autoren: Jason Dark
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den Kapitän vor, der seinen Sturz gut überstanden hatte und wieder auf die Beine kam.
    Er stand, und ich war bei ihm!
    Hinter ihm stoppte ich ab. Ich nahm den Verwesungsgeruch wahr, und ich drückte ihm die Mündung der Beretta gegen den halb verwesten Hinterkopf.
    Er schien sich in dieser Sekunde in einen normalen Menschen verwandelt zu haben, denn er blieb starr stehen und bewegte sich nicht von der Stelle.
    Ich schoss nicht.
    Dafür setzte ich einen anderen Plan in die Tat um. Ich fasste mit der freien Linken seine Schulter und zerrte ihn herum. Er taumelte zwar etwas, aber er schaffte die Drehung und glotzte mich aus seinen wässrigen Augen an.
    Er musste mich einfach sehen, das war wichtig. Aber noch wichtiger war das Kreuz.
    Das hob ich an!
    Und dann kam es zum Kontakt!
    Darauf hatte ich gewartet. Zu aktivieren brauchte ich es nicht. Wieder war es auf einen dämonischen Feind getroffen, den man vor langen Zeiten verflucht hatte.
    Der Fluch sollte so lange bleiben, bis jemand kam, der ihn brach. Und dieser Jemand war ich.
    Sprechen konnte er nicht. Er reagierte allein auf seine Instinkte, aber hier versagten sie.
    Einen Schritt taumelte der Kapitän zurück, der mal ein Templer gewesen war, den jetzt aber das Böse unter Kontrolle hielt. Doch dessen Macht war nicht so stark wie die Kraft des Kreuzes, das ihn vor meinen Augen vernichtete.
    Als stinkende Staubfahne sackte er vor mir zusammen, und ich hatte endlich die Zeit, mich um die anderen Gestalten zu kümmern. Wie in alten Zeiten wollte ich vorgehen, mit Kreuz und Beretta.
    Das brauchte ich nicht. Es passierte anderes, womit ich nicht gerechnet hatte. Es fing mit einem Brausen an, das in meinen Ohren widerhallte. Zugleich erlebte ich die Veränderung des alten Seglers. Er blieb nicht mehr das, was er war, denn das Löschen des Fluchs durch mein Kreuz hatte auch ihn getroffen.
    Ich stand auf dem Schiff, das sich auflöste. Um mich herum verschwanden die Teile. Das Deck blieb noch, aber ein unsichtbarer Strom erwischte die Zombies.
    Ich sah sie rennen, und die ersten von ihnen gerieten in einen Strom hinein. Es war ein Phänomen, denn sie lösten sich vor meinen Augen auf – wie auch das Geisterschiff.
    Mit mir würde das Gleiche geschehen. Es gab nur eine Chance, solange ein Teil des Schiffes bestand. Ich musste an die Reling und von dort ins Wasser hechten.
    Drehen, weglaufen und...
    Jemand packte mich an beiden Schultern, und dann wurde ich in die Höhe gerissen. Erst glaubte ich an einen Wunschtraum, bis ich Carlotta’s Stimme hörte.
    »Du willst doch nicht bei diesem Wetter im Loch Ness baden gehen...«
    Da hatte sie Recht. Das wollte ich wirklich nicht...
    ***
    Das Schlauchboot hörte nicht auf zu schaukeln, als Carlotta mich darin abgesetzt hatte. Sie war sofort weitergeflogen. Den Grund kannte ich, und ich würde sie auch nicht verraten, das stand fest.
    Aber Earl Cameron hatte nun mal Fragen, die er stockend und stotternd vorbrachte, wobei er und ich in eine Richtung schauten und so mitbekamen, wie Avalons Geisterschiff verschwand.
    Der Segler löste sich vor unseren Augen auf. Folgte man einem physikalischen Gesetz, so ging keine Materie verloren, aber in was sich das Schiff umwandelte, das wusste ich nicht. Wenn Magie im Spiel war, kam man mit der Physik nicht weiter.
    Das Boot schaukelte ziemlich hin und her. Und Earl sprach weiter. Er redete von seiner Rettung, fasste sich dabei einige Male an den Hals, um sicher zu sein, dass sein Kopf noch darauf saß.
    »Was ist denn da geschehen, John?«
    »Tja, das weiß ich auch nicht so genau.«
    »Aber Sie sind doch auch auf dem Schiff gewesen.«
    »Ja, das war ich.«
    »Und?«
    »Sehen Sie ein Schiff, Earl?«
    Er wusste nicht, was er mir auf diese Frage antworten sollte. Er setzte zwar einige Male an, aber aus seinem Mund drang einfach nichts. Er blieb stumm.
    Ich schaute dorthin, wo das Geisterschiff gelegen hatte. Nicht mal als Umriss war es mehr zu sehen, und ich war mir sicher, dass es nicht mehr zurückkehren würde.
    »Verdammt, Sinclair, so sagen Sie doch was!«
    »Klar. Mir ist kalt. Ich denke, dass wir zurück zum Ufer fahren sollten.«
    »Ja – ja – und dann?«
    »Sehen wir weiter und werden auf das Leben im Allgemeinen und auf das im Besonderen einen kräftigen Schluck trinken, denn den haben wir uns verdient.«
    »Ja, John, das haben wir. Aber damit weiß ich noch immer nicht, wer uns gerettet hat.«
    »Gehen wir mal davon aus, dass es ein guter Geist gewesen ist. Einer, der sogar
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