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Avalons Geisterschiff

Avalons Geisterschiff

Titel: Avalons Geisterschiff
Autoren: Jason Dark
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Begriffe Templer und Avalon rasten durch meinen Kopf, aber ich las trotzdem weiter und wollte nicht abgelenkt werden.
    Die Geschichte dieser Templer war schnell erzählt. Sie hatten von Spanien aus fliehen müssen. Es war ihnen gelungen, ein Schiff zu chartern, aber sie hatten es nicht mehr mit Gütern oder mit Gold beladen können, sondern schafften es gerade noch, aufs Meer zu flüchten. Sie waren geflohen, jedoch nicht ziellos, denn ihr Ziel war ein ganz besonderes Land gewesen – eben Avalon.
    Die Seiten ließen sich noch blättern, ohne zu zerfallen, auch wenn ich sehr behutsam vorgehen musste. Und so erfuhr ich mehr über die Reise der Templer.
    Ob sie damals dem Dämon Baphomet gedient hatten, entnahm ich den Zeilen nicht. Aber sie waren zum Überleben verdammt, denn sie hatten sich ohne Proviant auf den Segler retten können. Wasser hatten sie ebenfalls nicht mitnehmen können. Beides mussten sie sich besorgen. Und das hatten sie auf eine rücksichtslose und brutale Art und Weise getan. Sie überfielen andere Schiffe, kaperten sie, töteten die Besatzung und raubten die Schiffe aus.
    Sie mussten mit großer Brutalität vorgegangen sein, denn nachdem sie die erste Hemmschwelle überwunden hatten, da hatten ihnen die Überfälle Spaß gemacht. Sie waren so etwas wie Templer-Piraten geworden. Aber ihr wahres Ziel hatten sie nicht aus den Augen verloren.
    Avalon musste gefunden werden. Und das hatten sie auch geschafft. Jedenfalls waren sie der Meinung. Im Buch stand etwas von einer nebelumwogten Insel im Meer, die sie angelaufen hatten. Dort waren sie dann an Land gegangen, und da hatte sie das Schicksal ereilt.
    Sie waren auf einen Gegner getroffen, der stärker war als sie. Im Buch stand nur etwas von einem Zauberer, der sie grausam verflucht und dann wieder auf das Schiff geschickt hatte. Was auf der Insel im Einzelnen passiert war, entnahm ich dem Text nicht. Aber der Fluch blieb bestehen, und genau dem konnten sie nicht mehr entfliehen.
    Sie mussten aufs Meer hinaus, und dort sollten sie auch bleiben. Als Verfluchte durch die Zeiten segeln, tot zu sein und noch zu leben. Bis jemand kam, der sich ihrer annahm und sie erlöste.
    Wo sie in all den Jahrhunderten überall gelandet waren, entnahm ich dem Buch nicht. Für mich hatte der Text nicht gelogen. Wer sich in einer derartigen Lage befand wie dieser Kapitän, der log nicht. Der war praktisch gezwungen, die Wahrheit zu schreiben, und als ich näher über die Erlösung nachdachte, da kam mir nur ein Vorgang in den Sinn.
    Das war der, an dem ich beteiligt war. Ich sollte sie erlösen. Ich, der ich mich auch als Templer fühlte und der schon oft genug gegen die Abtrünnigen gekämpft hatte, musste hier eine Aufgabe übernehmen, die nicht einfach war.
    Ich ließ mir noch mal den Inhalt des Buches durch den Kopf gehen, als ich mich abwandte. Sie hatten Avalon gefunden. Davon konnte ich ausgehen. Aber sie waren nicht willkommen gewesen. Niemand auf der Insel wollte die Mörder aufnehmen, die ihren alten Tugenden abgeschworen hatten. Und so hatten sie zahlen müssen.
    Ich bemerkte das Zittern in meinem Innern. Ich kannte jetzt die Lösung, und so würde ich der Erlöser sein müssen. Gegner gab es genug. Nicht nur dieser alte Kapitän, denn auch die Mannschaft, die in den Hängematten lag, würde ich gegen mich haben.
    Es war still gewesen in meiner Umgebung. Die stinkende und stickige Luft umgab mich bleischwer. Meine Blicke trafen die Tür. Dahinter war es finster, aber es gab auch Bewegungen. Ich hörte zwar keine Stimmen, aber verschiedene Geräusche.
    Man machte sich bereit.
    Das war ich auch!
    Als ich die ersten schattenhaften Gestalten sah, änderte ich die Richtung meines rechten Armes. Die breit gefächerte Lichtlanze riss einen hellen Fleck in das Dunkel, und was sich dort bewegte, war das absolute Grauen.
    Die halb verwesten Leichen waren wieder zum Leben erwacht. Sie hatten sich aus ihren Hängematten gerollt und auf den Weg gemacht. Ich rechnete mit einem Angriff und befürchtete, dass die Kabine bald erfüllt von den Gestalten war.
    Das traf nicht so zu, denn die meisten von ihnen nahmen einen anderen Weg. Sie wollten an Deck und mussten sich über die engen Stufen quälen. Ich hörte das Poltern ihrer Tritte, vernahm ab und zu ein leises Klirren, wenn sich die Waffen berührten, und mir war klar, dass sie bald das Deck füllen würden.
    Blieb ihr Kapitän zurück?
    Es sah so aus. Er hatte sich auch noch nicht bewegt. Plötzlich aber durchlief seine
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