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Avalons Geisterschiff

Avalons Geisterschiff

Titel: Avalons Geisterschiff
Autoren: Jason Dark
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Beweis für seine Nervosität.
    Aber er wartete weiterhin ab.
    Und seine Ungeduld wurde größer. Nichts zu tun war nicht seine Art, auch wenn er als Angler das Warten gewohnt war. Aber hier wurde nicht geangelt, hier ging es um etwas ganz anderes.
    Manchmal wurde das Tau von dem leichten Wind bewegt. Dann schlug es immer wieder klatschend gegen die Bordwand, und auch das Schlauchboot wurde ständig in deren Nähe getrieben.
    Plötzlich hielt er das Tau in den Händen.
    Dass er danach gegriffen hatte, war ihm gar nicht so bewusst geworden. Beide Hände hatte er darum geklammert, und jetzt gab es für ihn kein Halten mehr, da er den ersten Schritt bereits hinter sich hatte. Ein kurzer Ruck, vergleichbar mit einem Klimmzug, und er verlor den Boden des Schlauchboots unter seinen Füßen.
    Auf einmal schwebte er in der Luft. Er konnte sich noch dagegen entscheiden, in die Höhe zu klettern, dann aber würde er ins kalte Wasser fallen, und das war auch keine Freude.
    So hangelte er sich hoch.
    Earl Cameron hatte John Sinclair dabei zugeschaut und gesehen, wie schwer er sich getan hatte. In den folgenden Sekunden wusste er, warum , denn es kostete ihn eine wahnsinnige Kraft, an Deck zu gelangen. Es hatte so nahe ausgesehen, doch nun schien es ihm meilenweit entfernt zu sein. Nur wollte er nicht aufgeben und kämpfte weiter.
    Und er schaffte es.
    Ziemlich erschöpft rollte er über die Reling und ließ sich fallen. Er stützte sich nicht mal ab und kam sich so hilflos vor wie eine Schildkröte, die man auf den Rücken gelegt hatte.
    Wie lange er liegen blieb, wusste er nicht. Jedenfalls mehr als eine Minute. Als sich sein keuchender Atem wieder normalisiert hatte, da stellte er fest, wie ruhig es auf dem Deck war. Er hörte das leise Knattern des Segelstoffs, stand auf, sah John Sinclair nicht und machte sich auf die Suche...
    ***
    War es der Kapitän, der da vor mir stand?
    Beim ersten Hinschauen musste ich davon ausgehen, denn die Gestalt trug so etwas wie die Reste einer Uniform am Körper. Stücke einer Jacke, deren Farbe nicht zu erkennen war. Ein Gürtel war noch vorhanden, und ich erkannte auch einen Säbel.
    Ich leuchtete in das Gesicht!
    Oder gegen das, was man als Gesicht erkennen konnte. Es war einfach grauenhaft. Da gab es eine Mischung aus Knochen und Haut, wobei die Haut nur noch an der Stirn vorhanden war. Um den Mund herum war sie abgefallen, und eine normale Nase gab es auch nicht mehr. Die Ohren sahen aus wie angefressen. Die Hände waren auch nur zum Teil noch als normal zu beschreiben. Da überwogen dann die Knochen, deren Spitzen die Haut durchbohrt hatten.
    Der Kapitän griff nicht an. Er stand auf seinen Beinen, die vom Stoff einer ebenfalls halb zerfetzten Hose bedeckt wurden. Er schwankte leicht und glotzte in das Licht.
    Augen konnte man das eigentlich nicht nennen, was sich in den Höhlen abzeichnete. Es waren mehr wässrige Flecke, und es hätte mich nicht gewundert, wenn im nächsten Augenblick aus diesem Zeug eklige Würmer hervorgekrochen wären.
    Und dann die Luft!
    Sie verdiente den Namen nicht. Es roch widerlich. Nach Verwesung und Alter. Moder, fauliges Holz, brackiges Wasser, alles stank ja widerlich, und diese Gerüche vereinigten sich hier, sodass sie mich zwangen, nur vorsichtig einzuatmen.
    Als ich einigermaßen sicher war, dass mich die Gestalt nicht angreifen würde, ließ ich den Kegel meiner Lampe wandern und durchsuchte die Kabine.
    Das alte Bett war leer und vergammelt. Eine stinkende Unterlage, die sich wohl mal Matratze genannt hatte, aber das Pult nahm meine Aufmerksamkeit in Anspruch, denn dort sah ich aufgeschlagen ein Buch liegen, dessen Papier noch nicht zerbröselt war.
    Bücher interessieren mich immer. Besonders dann, wenn sie an so exponierter Stelle liegen. Die Gestalt ließ ich nicht aus den Augen, als ich auf das Pult zuging. Es war für mich nicht zu erkennen, dass der Kapitän eine Reaktion zeigte. Er tat gar nichts. Er blieb an seinem Platz und glotzte ins Leere.
    Ich trat an das Buch heran. Es war aufgeschlagen. Ich sah die Schrift auf beiden Seiten. Jemand hatte übergroße Buchstaben benutzt, was natürlich für mich von Vorteil war, so musste ich mich nicht besonders anstrengen, um den Text lesen zu können.
    Es war so etwas wie ein Logbuch. Und schon nach den ersten Sätzen zuckte ich leicht zusammen.
    Ich wusste jetzt, aus welchen Menschen sich die Mannschaft der »Avalon« zusammensetzte.
    Es waren Templer!
    Plötzlich schlug mein Herz schneller. Die
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